Erst gestern habe ich erzählt wie wichtig die Erforschung der Asteroiden ist. Sie sind eine einmalige Informationsquelle wenn wir mehr über unsere Ursprünge herausfinden wollen. Sie sind auch ein einmaliger und meiner Meinung nach der einzige Weg, wenn wir in Zukunft über unseren Planeten hinaus wachsen wollen. Vor allem sind die Asteroiden auch eine potentielle Gefahr. Die Kollision eines großen Asteroiden mit der Erde ist zwar kein sehr häufiges Ereignis, dafür aber eines mit einem unvorstellbar großen Zerstörungspotential. Es handelt sich um Naturkatastrophen, die in der Vergangenheit stattgefunden haben und auch in Zukunft stattfinden werden. Nicht morgen, nicht nächste Woche – aber in hundert, tausend oder hunderttausend Jahren wird es solche Kollisionen geben. Das Gute daran ist: Wir können etwas dagegen tun!
Über Asteroidenabwehr habe ich in meinem Blog schon oft genug berichtet; es gäbe genug Methoden mit denen wir einen drohenden Einschlag aktiv verhindern könnten. Methoden, die wir im Prinzip auch jetzt schon beherrschen – die wir aber natürlich irgendwann vor einem etwaigen Ernstfall in Ruhe ausprobiert haben sollten. Leider sind solche Raumfahrtmissionen notorisch schwer finanzierbar. Eine potentielle Katastrophe die erst irgendwann in ferner Zukunft stattfindet ist für die Politik (die ja im Allgemeinen das Geld für solche Missionen bereitstellt) nicht sonderlich attraktiv. Auf dem Papier haben die Raumfahrtorganisationen schon einige solcher Missionen entwickelt; ins All hat es leider noch keine davon geschafft.
Das gilt nun leider auch für die Asteroid Impact Mission der Europäischen Weltraumagentur ESA. Hier hätte man – gemeinsam mit der NASA – den Doppelasteroid Didymos besucht und dort getestet, wie man die Bahn eines solchen Himmelskörpers verändern kann. Vor einigen Monaten habe ich ausführlich erklärt wie das ablaufen soll. AIM wäre nicht nur die erste Mission gewesen, die sich explizit mit der Asteroidenabwehr beschäftigt. Ganz nebenbei hätte man auch noch einen Doppelasteroid aus großer Nähe erforschen können. Man hätte jede Menge neue Bilder, Daten und Messergebnisse erhalten die uns unabhängig vom Erfolg des Asteroidenabwehrtests wichtige neue Erkenntnisse über die Asteroiden und den Ursprung des Sonnensystems und der Erde geliefert hätten.
Vor ein paar Tagen haben sich nun aber die Mitgliedstaaten der ESA getroffen um über die Finanzierung zukünftiger Projekte zu entscheiden. Dabei wurde zum Beispiel die Fortführung der ESA ExoMars-Mission beschlossen. Für AIM fand sich aber nicht genug Geld. Die Mission, die eigentlich demnächst konkret geplant werden hätte müssen, kann nun nicht wie geplant fortgeführt werden.
“Ein cooles Projekt wurde gekillt, weil es an Vision und Mut fehlt” hat Patrick Michel, Planetenforscher am Französischen Zentrum für Wissenschaftliche Forschung in Nizza, diese Entscheidung in einem Gespräch mit der “Wiener Zeitung” kommentiert. Da kann ich nur zustimmen, probiere aber optimistisch zu bleiben. Es fehlen nur ein paar Millionen um mit AIM weitermachen zu können und vielleicht findet sich dieses Geld ja in der Zukunft.
Es wäre wirklich eine verpasste Chance. Asteroiden sind wichtig. Egal ob man sich auf die Abwehr von Katastrophen konzentriert oder die Grundlagenforschung: Irgendwann ist der Punkt erreicht an dem wir es uns nicht mehr leisten können, die Asteroiden zu ignorieren. Die ESA hat mit der extrem erfolgreichen Rosetta-Mission gezeigt das sie in der Lage ist, revolutionäre Forschung an den Kleinkörpern unseres Sonnensystems durchzuführen. Daran sollte man anknüpfen und sich nach den Kometen nun intensiv den Asteroiden widmen.
P.S. Und bevor jemand meckert und meint “Es ist halt nicht genug Geld da; irgendwas muss man streichen”: Ja, das stimmt. Aber “genug” ist relativ. Die GESAMTsumme um die es hier geht beträgt 10,3 Milliarden Euro. Das ist das Geld, dass die Mitgliedstaaten der ESA für die nächsten Jahre bereit stellen. 10,3 Milliarden sind viel – aber verglichen mit anderen Ausgaben absurd wenig. Solange wir immer noch bereitwillig unser Geld den glücksspielenden Banken hinterher werfen, es für sinnlose Militärinfrastruktur ausgeben oder es auf all die anderen absurden Weisen verschwenden muss mir niemand erklären, dass “nicht genug” Geld da ist…
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