In meiner Serie über die Klimwawandel-Mythen geht es gleich mal mit einem der beliebtesten Argumente der Leugner los. Die sind ja gerne mal überzeugt davon, dass wir Menschen so gar nichts mit der ganzen Angelegenheit zu tun haben können. Wir sind doch nur kleine, unbedeutende Menschen und wären gar nicht in der Lage einen ganzen Planeten zu beeinflussen. Die Natur ist doch viel mächtiger als wir und die paar Treibhausgase die wir so produzieren können gar keinen Einfluss haben…
Na ja. Das Problem an der Sache sind halt die Fakten. Die kann man sich ansehen. Schauen wir also mal auf die Atmosphäre der Erde. Sie besteht zu knapp 78 Prozent aus Stickstoff und zu etwa 21 Prozent aus Sauerstoff. Da ist also tatsächlich nicht viel Platz für Treibhausgase: Wasserdampf zum Beispiel, oder Kohlendioxid, Methan und Ozon. Die machen insgesamt nicht mal 1 Prozent der Erdatmosphäre aus und wenn man nur das Kohlendioxid betrachtet dann sind es nur 0,04 Prozent. Die Natur setzt durch Verrottung von organischen Material, durch die Verwitterung von Gestein, durch Vulkanismus usw. pro Jahr ein wenig mehr über 800 Milliarden Tonnen frei. Wir Menschen dagegen nur knapp 40 Milliarden Tonnen. Wir schaffen also nur circa fünf Prozent von dem was die Natur produziert und selbst die natürlichen Treibhausgase sind nur ein enorm geringer Anteil in der Atmosphäre. Wir Menschen tragen also einen winzigen Bruchteil zu einem winzigen Bruchteil des Kohlendioxid in der Atmosphäre bei.
Das klingt so als wären wir tatsächlich so unbedeutend und könnten keinen Einfluss auf das globale Klima haben. Es ist aber nicht so. Ganz und gar nicht. Aus mehreren Gründen: Zuerst einmal sind die Vorgänge in der Atmosphäre der Erde ein nichtlineares dynamisches System. Und die zeichnen sich gerade dadurch aus, dass kleine Veränderungen NICHT immer nur kleine Auswirkungen haben. Das Phänomen kennt man als “Schmetterlingseffekt” und ich habe das hier ganz ausführlich erklärt. Was die Atmosphäre der Erde angeht können also auch winzige Änderungen sehr große Auswirkungen haben.
Ganz besonders dann wenn es um gestörte Gleichgewichte geht. Das ganze auf natürlichem Weg produzierte und freigesetzte Kohlendioxid wird nämlich auch auf natürlichem Weg wieder “eingefangen”; in der Biomasse von Lebewesen untergebracht, in Gestein gebunden oder in Wasser gelöst. Das von uns Menschen freigesetzte Kohlendioxid ist in diesem Kreislauf, vereinfacht gesagt, nicht vorgesehen. Und das schafft Probleme. Am besten kann man sich das mit einer Badewanne vorstellen die fast bis zum Rand gefüllt ist. Wir können jetzt den Abfluss öffnen so dass ein Liter Wasser pro Sekunde aus der Badewanne abläuft. Gleichzeitig drehen wir den Hahn auf und lassen ein Liter Wasser pro Sekunde in die Wanne fließen. So kriegen wir ein Gleichgewicht und der Wasserspiegel in der Wanne bleibt immer gleich. Wenn wir nun aber zusätzlich ab und zu einen Zahnputzbecher voll Wasser hinein schütten ist das Ergebnis unausweichlich: Früher oder später wird die Wanne übergehen.
So eine Badewanne ist natürlich nur ein sehr vereinfachtes Modell (und außerdem eines das durch seine Wasserverschwendung eigentlich thematisch ein wenig daneben liegt). In der Realität ist alles noch viel komplizierter – da wird nicht einfach nur der Badezimmerboden nass. Da sorgt das Kohlendioxid dank des Treibhauseffekts für eine Erwärmung der Erde was wiederum die Eigenschaften des Systems verändert (zum Beispiel die Menge an CO2 die das Meerwasser aufnehmen und aus der Atmosphäre entfernen kann). Wir holzen außerdem auch die Wälder ab und zerstören so weitere CO2-Senken. Und so weiter – in einem komplexen und nichtlinearen System wie der Interaktion unserer Atmosphäre mit dem Rest des Planeten reicht eben auch schon eine geringer Veränderung um alles durcheinander zu bringen.
Und das tun wir seit der industriellen Revolution mit großer Begeisterung. All die fossilen Brennstoffe die wir seit damals aus dem Boden geholt und verheizt haben, enthielten Kohlendioxid, das noch lange nicht und vor allem nicht in diesem Tempo freigesetzt werden hätte solle. Und die Auswirkungen unseres Tuns sehen wir gerade. Es nennt sich “menschengemachter Klimawandel” und er ist eben tatsächlich von uns Menschen gemacht. Auch wenn wir “nur” Menschen sind – das Klima der Erde können wir trotzdem verändern.
Alle Artikel der Serie:
Klimawandel-Mythen 01: Der Mensch kann das Klima doch gar nicht beeinflussen! (erscheint am 06.07.2017)
Sternengeschichten 241: Der Treibhauseffekt (Sternengeschichten Folge 241) (erscheint am 07.07.2017)
Klimawandel-Mythen 02: Der Mensch ist doch gar nicht verantwortlich für den Klimawandel! (erscheint am 10.07.2017)
Klimawandel-Mythen 03: Das Klima hat sich früher auch geändert – Klimawandel ist nicht schlimm! (erscheint am 11.07.2017)
Klimawandel-Mythen 04: Schuld am Klimawandel ist die Sonnenaktivität! (erscheint am 12.07.2017)
Klimawandel-Mythen 05: In Grönland war es früher warum und man hat dort Wein angebaut (erscheint am 13.07.2017)
Sternengeschichten 242: Der Kohlenstoffzyklus (Sternengeschichten Folge 242) (erscheint am 14.07.2017)
Klimawandel-Mythen 06: Die Gletscherschmelze ist völlig egal (erscheint am 17.07.2017)
Klimawandel-Mythen 07: Die Winter ist doch kalt – wo bleibt der Klimawandel? (erscheint am 18.07.2017)
Klimawandel-Mythen 08: Der Klimawandel macht doch gerade Pause! (erscheint am 19.07.2017)
Klimawandel-Mythen 09: Beim Klimawandel sind sich doch nicht mal die Wissenschaftler einig (erscheint am 20.07.2017)
Klimawandel-Mythen 10: Es ist schon viel zu spät was gegen den Klimawandel zu tun (erscheint am 21.07.2017)
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