Bevor die Serie über Klimawandel-Mythen zu Ende geht, müssen wir noch die Sache mit der Pause besprechen. Viele Klimawandelleugner erzählen nämlich gerne, dass man sich nicht so aufregen soll. Es mag zwar früher so ausgesehen haben als würde es immer wärmer werden. Aber neue Daten zeigen dass der Klimawandel gerade Pause machen würde. Die Klimawissenschaftler hätten sich offenbar geirrt bzw. würden komplett übertreiben.
Klar, der Klimawandel braucht eine Pause. Ist ja auch anstrengend wenn man das Klima eines ganzen Planeten verändern will. Da muss man zwischendurch mal ein wenig Atem holen und pausieren… Tja. Um das aufzuklären müssen wir uns mit einem unangenehmen Thema beschäftigen. Der Statistik. Die ist hinterhältig und kann vor allem missbräuchlich eingesetzt werden wenn man sie – absichtlich oder unabsichtlich – falsch versteht (Und übrigens: Das beliebte Zitat von Churchill das man keiner Statistik glauben soll die man nicht selbst gefälscht hat ist – wie sollte es anders sein – nicht richtig. Siehe: Werner Barke, “Ich glaube nur der Statistik … Was Winston Churchill über Zahlen und Statistik gesagt haben soll – und was er wirklich sagte” (pdf), Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2011)
Man kann es nicht oft genug sagen: Das Klima ist ein dynamisches System. Es ändert sich und das tut es nicht auf simple Art und Weise. Wenn Wissenschaftler sagen dass die Erde sich erwärmt dann meinen sie nicht dass das so abläuft wie beim Wasserkochen am Herd. Dort stellt man den Topf auf die Herdplatte, dreht die Temperatur hoch und kann zusehen wie das Wasser immer wärmer und wärmer wird. In jedem Moment ist es ein kleines bisschen wärmer als vorher und es wird nie kälter sein als zuvor. Das Klima ist aber komplexer als ein Wassertopf. Es wird mal wärmer und mal kälter; das aktuelle Jahr kann im Durchschnitt kälter gewesen sein als das davor. Aber wenn man nicht nur ein paar Jahre betrachtet sondern ein paar Jahrzehnte oder Jahrhunderte dann sieht man dass die Schwankungen zwar das tun was man von ihnen erwartete, nämlich schwanken. Aber der Wert um den sie schwanken wird immer größer. Es ist ein bisschen so wie wenn man eine Wendeltreppe hinauf läuft: Man rennt ständig vor und zurück – aber nach jeder Kurve ist man ein wenig weiter oben als zuvor.
Wenn man diese Schwankungen aber nicht vernünftig betrachtet kann man daraus jede Menge Unsinn betrachten. Man kann sich zum Beispiel ein sehr extrem heißes Jahr aus der Statistik suchen. 1998 zum Beispiel wo es im Jahresmittel wirklich viel heißer war als lange Zeit zuvor. Rein statistisch gesehen ist es nun aber wahrscheinlich dass das folgende Jahr nicht NOCH heißer wird. Sondern eben wieder ein bisschen kühler – so läuft das bei zufälligen Schwankungen in einem chaotischen System. Und tatsächlich war 1999 ein wenig kälter als 1998. Auch 2000 war kälter als 1998. Genau wie 2001. Erst 2002 war es wieder in etwa so warm wie 1998 und wärmer als 1998 war es erst 2005. Würde man sich jetzt nur die Daten aus den Jahren zwischen 1998 und 2005 ansehen und den Rest ignorieren dann könnte man zu dem Schluss kommen dass das mit der Erderwärmung nicht so richtig vorwärts geht… Genau so gut kann man sich aus den Datensätze andere Zeitintervalle heraus greifen in denen die Temperaturen gleich bleiben oder vielleicht sogar sinken. Aber wenn man das macht dann ignoriert man eben den gesamten Trend. Und der zeigt eben dass es seit 1880 niemals wärmer als 1998 war. Und nicht nur 2005 ein neues Rekordjahr war sondern dieser Rekord dann von 2010, 2014, 2015 und 2016 gebrochen wurde.
Kurz gesagt: Langfristig betrachtet wird es eben tatsächlich immer wieder. Nur in den kurzfristigen Schwankungen so lange herum zu suchen bis man einen Bereich gefunden hat der das tut was man gerne möchte ist unredlich. Das ist in etwa so als würde man auf einer Treppenstufe stehen und laut behaupten dass die ja wohl ganz eben sei und nicht irgendwie geneigt. Es könne also hier gar nicht nach oben gehen…
Aber leider stehen wir mit der Erderwärmung auf einer großen Rolltreppe die uns immer weiter nach oben bringt, egal wie sehr wie die Realität ignorieren.
Die Temperatur über dem Land wird immer höher. Die Temperatur über dem Meer wird immer höher. Die Temperatur an der Oberfläche der Ozeane wird immer höher. Der Wärmegehalt in den Ozeanen wird immer höher. Die Menge an Wasserdampf in der Atmosphäre wird immer höher. Die Temperatur in der oberen Atmosphäre wird immer höher. Die Baumgrenze verschiebt sich immer weiter noch oben. All das hat sich niemand ausgedacht; das kann man messen und beobachten und das passiert nur wenn die Erde als ganzes immer wärmer wird. Dazu kommt: Auch die Dinge die immer weniger werden sollten wenn sich die Erde aufwärmt werden tatsächlich immer weniger. Die Gletscher schmelzen, die Schneemengen werden geringer, das Eis im Meer schmilzt, das Eis am Festland schmilzt. Die Pflanzen beginnen immer früher im Jahr zu blühen, und so weiter. Die Erde erwärmt sich. Immer weiter. Der Klimawandel macht keine Pause und solange wir nichts dagegen tun wird er das auch nicht machen.
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