Ich bin viel unterwegs. Sehr viel… und dabei verbringe ich auch zwangsläufig sehr viel Zeit in Bahnhöfen. Und wenn man durch die Gegend reist, kriegt man irgendwann auch Hunger. Und muss dann schauen, wo man in einem Bahnhof etwas zu essen kriegt. Auswahl ist ja meistens vorhanden – jeder Bahnhof hat die gleichen Imbiss- bzw. Bäckerei-Filialen und da gibt es jede Menge Zeug. Nur leider ist das meiste davon ziemlich grauenhaft. Vor allem die belegten Brötchen! Jetzt nicht unbedingt, was den Geschmack angeht. Da bin ich im Laufe der Zeit ziemlich abgehärtet. Aber ich hasse die Art und Weise, wie die Brötchen zubereitet werden!
Wenn sie da in der Auslage der Bäckerei liegen, schauen sie ja im Allgemeinen sehr appetitlich aus. Wurst, Käse, Salatblätter, Gemüse und was man da sonst noch so rein tut: Alles quillt regelrecht aus dem Brötchen und erweckt den Anschein von Menge. Und genau das ist das Problem, denn das Aussehen ist alles, worum es hier geht. Die Brötchen werden nämlich nicht einfach mitten durch und in zwei Teil geschnitten, zwischen denen dann der Belag platziert wird. Nein, man schneidet nur eine Art Schlitz hinein, in den Wurst et al. gequetscht werden. Das erweckt, wie gesagt, den Anschein von Menge. Erzeugt aber beim tatsächlichen Verzehr das Problem, das man zuerst ein Brötchen essen muss, bei dem ständig die Gefahr herrscht, dass der Belag rausfällt. Und am Ende hat man nur noch ein trockenes Brötchen, ohne Belag. Weil diese verdammten Bäcker ihre Brötchen eben nicht komplett durchschneiden!
Ok, das ist vermutlich ein Problem, das auf der Liste der großen Probleme dieser Welt erst ziemlich weit unten auftaucht. Aber es ärgert mich immer wieder aufs Neue. Essen ist zum essen da und nicht zum Anschauen! Egal – wenn schon die Brötchen alle Mist sind, dann findet man wenigstens noch Trost in der Mathematik! Genau so wie ich immer wieder erneut verärgert angesichts der unvernünftig zubereiteten Bahnhofsbrötchen bin, bin ich immer wieder erstaunt, welche Erkenntnisse die Mathematik für uns bereit hält. Zum Beispiel das “Wurstbrot-Theorem. Das beschäftigt sich nämlich exakt mit der Frage des korrekten Durchschneidens von belegten Brötchen!
“Korrekt” heißt in diesem Fall: Wenn man ein belegtes Brötchen, ein Sandwich o.ä. hat, bei dem Brötchen und Belag irgendwie verteilt sind (zum Beispiel so ärgerlich wie in den Bahnhofsimbissbuden!), dann gibt es trotzdem eine Möglichkeit, besagtes Brötchen mit einem Schnitt in zwei Hälften zu teilen, so dass jede Hälfte genau die gleiche Menge an Brot und Belag enthält. Völlig unabhängig davon, welche Form das ganze Ding hat; ob der Schinken halb aus dem Brötchen hängt und das ganze Gemüse irgendwo ans Ende des Sandwichs gequetscht worden sind. Ein Schnitt reicht, um man hat zwei Hälften mit den exakt gleichen Mengen aller Zutaten.
Warum das so ist, erklärt die Mathematikerin Hannah Fry in diesem Video:
P.S. Der Brezelstand im Nürnberger-Bahnhof ist ziemlich ok. Da gibts gute Brezeln, mit gutem Belag und die Dinger sind vernünftig belegt!
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