Die 30. Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in Wien ist seit gestern vorbei. Zwei Wochen lang haben sich etwa 3000 Astronominnen und Astronomen aus aller Welt getroffen, um über das Universum zu sprechen. Es war eine sehr intensive Erfahrung für mich; ich bin zwar Astronom und verbringe einen großen Teil meiner Zeit mit der Astronomie. Aber zwei Wochen am Stück mit Fachvorträgen und Forschern aus allen astronomischen Disziplinen habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Ich habe sehr viel gelernt; sehr viel erlebt und sehr viel erfahren. Viel mehr als ich in meinem Blog berichten konnte. Aber zumindest das, was ich geschrieben habe, möchte ich hier noch einmal kurz zusammen fassen:
- Der erste Artikel von der Konferenz handelte nicht von der Forschung, sondern von der Begrüßung der Forscherinnen und Forscher. Und dem sehr überraschenden und erfreulichen Blick, den Österreichs Wissenschaftsminister auf die Astronomie geworfen hat: “Willkommen bei der IAU-Generalversammlung: Wie begrüßt man 3000 Astronomen?”
- Die IAU ist nicht nur ein Zusammenschluss von Astronomen sondern auch dafür zuständig, die offiziellen Belange der Astronomie zu regeln. Dazu gehörte dieses Mal auch ein Vorschlag zur Umbenennung eines grundlegenden kosmologischen Gesetzes. Die Sache war überraschend umstritten und die Abstimmung anscheinend sehr konfus und am Ende nicht bindend. Ob die Umbenennung wirklich stattfinden wird, wird erst eine zukünftige Online-Abstimmung aller IAU-Mitglieder zeigen. “Gerechtigkeit für Georges Lemâitre: Die IAU will das Hubble-Gesetz umbenennen”
- Die IAU-Generalversammlung ist nicht nur und vor allem eine wissenschaftliche Konferenz. Sondern auch eine große Ausstellung für Sternwarten, Forschungsorganisationen und ähnliche Betriebe. Und deswegen gab es jede Menge kostenloses Zeug: “Astronomie-Merchandise auf der IAU-Konferenz”
- Im Mittelpunkt der Konferenz stand aber natürlich die astronomische Forschung. Aus den hunderten Vorträgen, Postern und Präsentationen konnte ich natürlich nur einen Bruchteil auswählen. Wie zum Beispiel die schwierige Aufgabe, einen Überblick über die Sterne am Himmel zu kriegen um dort vernünftig nach Planeten zu suchen: “Ordnung am Himmel machen: Wie man die Suche nach fremden Planeten vorbereitet”
- Das schöne an so einer großen Konferenz ist ja die Vielfalt. Man kriegt nicht nur sein eigens Fachgebiet mit, sondern alles was da sonst noch so geforscht wird. Ich habe mich zum Beispiel sehr gefreut, etwas über die faszinierenden Lentikular-Galaxien zu erfahren: “Das sehr aufregende und mysteriöse Leben lentikularer Galaxien”
- Trotz allem konnte ich mein eigentliches Spezialgebiet natürlich nicht ganz ignorieren. Schon gar nicht, wenn es um eine so großartige Mission geht wie die der Raumsonde Lucy und ihrem kommenden Flug zu den Trojaner-Asteroiden: “Die große Expedition von Lucy zu den Trojanern: Wir brauchen mehr Asteroiden!”
- Die Überraschungserkenntnis der Konferenz war für mich eine Arbeit, die den Einfluss schwarzer Löcher auf die Atmosphäre weit, weit entfernter Planeten untersucht hat. Was es nicht alles gibt! “Licht aus, es zieht! Wie schwarze Löcher die Atmosphäre von Planeten beeinflussen können”
- Da die IAU im Rahmen der Wiener Tagung auch ihr 100jähriges Bestehen feiert, gab es auch jede Menge zur Geschichte der Union. Und da musste natürlich auch über die “Degradierung” des Pluto geredet werden, die von der IAU im Jahr 2006 beschlossen wurde: “Backstage bei der Pluto-Degradierung: Die IAU Planetendefinition von 2006”
- Es ist immer wieder faszinierend, was man alles lernen kann, wenn man hinaus ins Weltall blickt. Man kann zum Beispiel eine Antwort auf die Frage nach den fundamentalen Eigenschaften der Physik finden und untersuchen, ob die Naturkonstanten wirklich konstant sind oder nicht: “Das Letzte auf der IAU-Konferenz: Sind die fundamentalen Konstanten im Universum wirklich konstant?”
- Und für all diejenigen die lieber etwas hören anstatt zu lesen habe ich zum Abschluss auch noch eine Folge meines Sternengeschichten-Podcasts der Internationalen Astronomischen Union gewidmet und ein wenig zu ihrer interessanten Entstehungsgeschichte erzählt: Sternengeschichten Folge 301: Die Internationale Astronomische Union
Ich war natürlich nur eine von sehr vielen Personen von der Konferenz berichtet haben. Ich fürchte, es ist aussichtslos, alle Zeitungsartikel, Blogbeiträge, Tweets und andere Publikationen aufzulisten die von der IAU-Tagung berichten. Es gab eine offizielle “Konferenzzeitung” mit Berichten von allen wissenschaftlichen Sessions und dem ganzen Drumherum der Tagung. Der #IAU2018 Hashtag bei Twitter sollte auch jede Menge Material und Bilder liefer. Im Magazin Profil wird in der kommenden Woche noch ein ausführlicher Bericht von mir über die Konferenz (und über Frage ob moderne Teleskope und Raumsonden “Geldverschwendung” sind oder nicht) erscheinen. Und ansonsten würde ich mich freuen, wenn man mich auf anderswo erschienene interessante Artikel und Linksammlungen zur IAU-Konferenz hinweist.
Die 30. Generalversammlung ist also vorbei. Aber in drei Jahren werden sich die Astronominnen und Astronomen erneut alle versammeln. Dann in Busan (Korea) – vermutlich ein wenig zu weit für mich um ebenso lange und ausführlich davon berichten zu können wie aus Wien.
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