So. Die Feiertage sind vorbei. Es wird wieder Zeit für Wissenschaft und die harte Realität. Und die kann anderswo noch viel härter sein als hier bei uns. Im Weltraum zum Beispiel. Da ist es wirklich fies, zumindest was die Lebensbedingungen angeht. Neben den Problemen die durch Mangel an Luft, Nahrung und dem ganzen Rest der nötigen Infrastruktur existieren, warten dort auch noch ein Schwung anderer Gefahren auf uns. Die kosmische Strahlung zum Beispiel, die extra deswegen so heißt, weil sie eben im Kosmos vorhanden ist und überall dort, wo keine Atmosphäre uns vor ihr schützt (ich hab hier schon mehr darüber geschrieben). Zum Beispiel auf der Oberfläche von Himmelskörpern wie dem Mond oder dem Mars.
Dass lange Aufenthalte im Weltraum – wie sie zum Beispiel für einen Flug zum Mars nötig sind – wegen der kosmischen Strahlung gefährlich sind, ist schon seit einiger Zeit bekannt. Und eine praktikable Lösung für dieses Problem haben wir immer noch nicht gefunden. Dafür aber ein weiters Problem, das uns einen längeren Besuch auf dem Mond vermiesen könnte: Krebserregenden Mondstaub.
Der Mond ist von einer Staubschicht bedeckt, die aus einem Material besteht das man “Regolith” nennt. Diesen Staub gibt es, weil keine Atmosphäre den Mond schützt. Unser Nachbar im All wird also nicht nur ab und zu von großen Meteoriten getroffen, sondern Tag für Tag von unzähligen Mikrometeoriten. Bei uns auf der Erde werden die Dinger durch die Atmosphäre gebremst und richten keinen Schaden an. Auf dem Mond haben sie die oberste Schicht seiner Oberfläche im Laufe der letzten 4,5 Milliarden regelrecht pulverisiert. Dazu kommt die kosmische Strahlung der Sonne (die geladenen Teilchen die unser Stern neben Licht und Wärme ebenfalls beständig durchs All schickt), die ebenfalls für eine Erosion der Oberfläche sorgt.
Wer sich Bilder der Apollo-Astronauten bei ihren Mondspaziergängen ansieht, wird bemerken, dass sie ziemlich staubig sind. Der Regolith ist sehr fein, wird leicht aufgewirbelt wenn man da durch hüpft und bleibt überall kleben. Das ist kein Problem, solange man innerhalb seines Raumanzugs steckt. Aber irgendwann muss man mit Raumanzug wieder zurück ins Raumschiff oder in ein (noch hypothetisches) Habitat und den Anzug ausziehen. Und dann kann man auch direkt mit dem Staub in Kontakt kommen und ihn einatmen. Was nicht gut ist, wie Wissenschaftler kürzlich herausgefunden haben (” Hydroxyl Radical Generation by Respirable Lunar Analogue Particulate Matter and their Long Term-Persistence in Simulated Lung Fluid” und “Assessing Toxicity and Nuclear and Mitochondrial DNA Damage Caused by Exposure of Mammalian Cells to Lunar Regolith Simulants”).
Donald Hendrix von der Stony Brook University und seine Kollegen haben Mondstaub (bzw dessen Analog) in einer Flüssigkeit aufgelöst die der in unserem Körper bzw. unserer Lunge entspricht und nachgesehen, was dabei für Stoffe freigesetzt werden. Hydroxil-Radikale, wie sich zeigt und nicht wenig davon. Das Zeug ist ziemlich ungesund und kann Krebs auslösen. Schon früher hat man bei ähnlichen Versuchen mit menschlichen Lungenzellen und den Neuronen von Mäusen festgestellt, das 90 Prozent davon abstarben, als sie Staubteilchen ausgesetzt wurden, die denen auf dem Mond ähneln.
Auch die Apollo-Astronauten stellten damals schon fest, dass der Staub der an ihren Anzügen haftete, ihre Lungen ein wenig irritierte. Der Astronaut und Geologe Harrison Schmidt beschrieb das Erlebnis wie einen “Mondheuschnupfen”, der die Augen tränen und ihn niesen ließ und einen gereizten Hals verursachte. Aber das war vergleichsweise wenig in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum. Sollten wir irgendwann einmal tatsächlich länger auf dem Mond bleiben wollen, dann kann der Kontakt mit dem Mondstaub aber chronische Beschwerden auslösen und das Krebsrisiko erhöhen.
Das heißt nicht, das wir niemals den Mond besiedeln können. Aber es zeigt sich wieder einmal, dass das alles nicht so einfach werden wird, wie man sich das oft vorstellt. Wenn wir die Erde verlassen, verlassen den einzigen derzeit bekannten Ort im Universum, auf dem für uns wirklich brauchbare Bedingungen herrschen. Den einzigen Ort, an den wir uns während unserer Evolution angepasst haben und den einzigen Ort, den wir bis jetzt vernünftig und detailliert erforscht haben. Über Mond, Mars und den Rest des Kosmos wissen wir zwar schon sehr viel. Aber noch bei weitem nicht genug, um dort dauerhaft oder auch nur für kurze Zeit zu leben. Es wird noch viel Forschung nötig sein. Wir werden noch viele weitere Gefahren finden und wir werden noch einige Probleme zu lösen haben, bevor wir uns außerhalb der Erde aufhalten können.
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