So. Die Feiertage sind vorbei. Es wird wieder Zeit für Wissenschaft und die harte Realität. Und die kann anderswo noch viel härter sein als hier bei uns. Im Weltraum zum Beispiel. Da ist es wirklich fies, zumindest was die Lebensbedingungen angeht. Neben den Problemen die durch Mangel an Luft, Nahrung und dem ganzen Rest der nötigen Infrastruktur existieren, warten dort auch noch ein Schwung anderer Gefahren auf uns. Die kosmische Strahlung zum Beispiel, die extra deswegen so heißt, weil sie eben im Kosmos vorhanden ist und überall dort, wo keine Atmosphäre uns vor ihr schützt (ich hab hier schon mehr darüber geschrieben). Zum Beispiel auf der Oberfläche von Himmelskörpern wie dem Mond oder dem Mars.

Dass lange Aufenthalte im Weltraum – wie sie zum Beispiel für einen Flug zum Mars nötig sind – wegen der kosmischen Strahlung gefährlich sind, ist schon seit einiger Zeit bekannt. Und eine praktikable Lösung für dieses Problem haben wir immer noch nicht gefunden. Dafür aber ein weiters Problem, das uns einen längeren Besuch auf dem Mond vermiesen könnte: Krebserregenden Mondstaub.

Apollo 17 Astronaut Harrison Schmitt – voll mit Staub (Bild: NASA, gemeinfrei)

Der Mond ist von einer Staubschicht bedeckt, die aus einem Material besteht das man “Regolith” nennt. Diesen Staub gibt es, weil keine Atmosphäre den Mond schützt. Unser Nachbar im All wird also nicht nur ab und zu von großen Meteoriten getroffen, sondern Tag für Tag von unzähligen Mikrometeoriten. Bei uns auf der Erde werden die Dinger durch die Atmosphäre gebremst und richten keinen Schaden an. Auf dem Mond haben sie die oberste Schicht seiner Oberfläche im Laufe der letzten 4,5 Milliarden regelrecht pulverisiert. Dazu kommt die kosmische Strahlung der Sonne (die geladenen Teilchen die unser Stern neben Licht und Wärme ebenfalls beständig durchs All schickt), die ebenfalls für eine Erosion der Oberfläche sorgt.

Wer sich Bilder der Apollo-Astronauten bei ihren Mondspaziergängen ansieht, wird bemerken, dass sie ziemlich staubig sind. Der Regolith ist sehr fein, wird leicht aufgewirbelt wenn man da durch hüpft und bleibt überall kleben. Das ist kein Problem, solange man innerhalb seines Raumanzugs steckt. Aber irgendwann muss man mit Raumanzug wieder zurück ins Raumschiff oder in ein (noch hypothetisches) Habitat und den Anzug ausziehen. Und dann kann man auch direkt mit dem Staub in Kontakt kommen und ihn einatmen. Was nicht gut ist, wie Wissenschaftler kürzlich herausgefunden haben (” Hydroxyl Radical Generation by Respirable Lunar Analogue Particulate Matter and their Long Term-Persistence in Simulated Lung Fluid” und “Assessing Toxicity and Nuclear and Mitochondrial DNA Damage Caused by Exposure of Mammalian Cells to Lunar Regolith Simulants”).

Donald Hendrix von der Stony Brook University und seine Kollegen haben Mondstaub (bzw dessen Analog) in einer Flüssigkeit aufgelöst die der in unserem Körper bzw. unserer Lunge entspricht und nachgesehen, was dabei für Stoffe freigesetzt werden. Hydroxil-Radikale, wie sich zeigt und nicht wenig davon. Das Zeug ist ziemlich ungesund und kann Krebs auslösen. Schon früher hat man bei ähnlichen Versuchen mit menschlichen Lungenzellen und den Neuronen von Mäusen festgestellt, das 90 Prozent davon abstarben, als sie Staubteilchen ausgesetzt wurden, die denen auf dem Mond ähneln.

Auf dem Mond sollte mal dringend jemand staubsaugen! (Bild: NASA)

Auch die Apollo-Astronauten stellten damals schon fest, dass der Staub der an ihren Anzügen haftete, ihre Lungen ein wenig irritierte. Der Astronaut und Geologe Harrison Schmidt beschrieb das Erlebnis wie einen “Mondheuschnupfen”, der die Augen tränen und ihn niesen ließ und einen gereizten Hals verursachte. Aber das war vergleichsweise wenig in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum. Sollten wir irgendwann einmal tatsächlich länger auf dem Mond bleiben wollen, dann kann der Kontakt mit dem Mondstaub aber chronische Beschwerden auslösen und das Krebsrisiko erhöhen.

Das heißt nicht, das wir niemals den Mond besiedeln können. Aber es zeigt sich wieder einmal, dass das alles nicht so einfach werden wird, wie man sich das oft vorstellt. Wenn wir die Erde verlassen, verlassen den einzigen derzeit bekannten Ort im Universum, auf dem für uns wirklich brauchbare Bedingungen herrschen. Den einzigen Ort, an den wir uns während unserer Evolution angepasst haben und den einzigen Ort, den wir bis jetzt vernünftig und detailliert erforscht haben. Über Mond, Mars und den Rest des Kosmos wissen wir zwar schon sehr viel. Aber noch bei weitem nicht genug, um dort dauerhaft oder auch nur für kurze Zeit zu leben. Es wird noch viel Forschung nötig sein. Wir werden noch viele weitere Gefahren finden und wir werden noch einige Probleme zu lösen haben, bevor wir uns außerhalb der Erde aufhalten können.

Kommentare (9)

  1. #1 Spritkopf
    27. Dezember 2018

    Auch die Apollo-Astronauten stellten damals schon fest, dass der Staub der an ihren Anzügen haftete, ihre Lungen ein wenig irritierte.

    Das Gleiche wird auch in “Aufbruch zum Mond” (eine Biographie von Neil Armstrong) beschrieben. Der Autor James Hansen schildert die Rückkehr von Armstrong und Aldrin ins Cockpit des Landers:

    Es war unvorstellbar, wie viel Staub sich draußen auf den Männern abgelagert hatte. […] Sogar die Stimmen der beiden Männer klangen durch den eingeatmeten Staub anders. Neil erinnerte sich: “Wir bemerkten einen neuen Geruch in der Kabinenluft, der offensichtlich vom Mondmaterial ausging, das sich auf und in unserer Kleidung befunden hatte. Ich weiß noch, dass ich sagte, wir röchen nach feuchter Asche.”

  2. #2 Nǐ hǎo ma
    27. Dezember 2018

    Regolith ist mit Asbest verwandt, das aus Silikaten besteht. Ich nehme an, dass bei Regolith die Silikate auch die Nadelstruktur haben ? (In Wikipedia findet sich kein Eintrag darüber)

  3. #3 Spritkopf
    27. Dezember 2018

    @Nǐ ah nung alias Robert

    Regolith ist mit Asbest verwandt, das aus Silikaten besteht. Ich nehme an, dass bei Regolith die Silikate auch die Nadelstruktur haben ? (In Wikipedia findet sich kein Eintrag darüber)

    Bei Wikipedia kann man allerdings Folgendes lesen:

    “Regolith (von altgriechisch ῥῆγος rhēgos „[bunte] Decke“[1] sowie λίθος líthos „Stein“) ist eine Decke aus Lockermaterial, die sich auf Gesteinsplaneten im Sonnensystem durch verschiedene Prozesse über einem darunter liegenden Ausgangsmaterial gebildet hat.

    Regolith ist mithin keine bestimmte Gesteinsart, sondern einfach nur “durch irgendwelche Prozesse zerkleinertes Gestein”.

    Und die Schlussfolgerungskette “Asbest ist Silikat, Regolith auch, folglich muss dessen Kanzerogenität auf nadelförmige Kristalle zurückzuführen sein” ist Unsinn. Hätte man aber auch dem Blogartikel entnehmen können:

    Donald Hendrix von der Stony Brook University und seine Kollegen haben Mondstaub (bzw dessen Analog) in einer Flüssigkeit aufgelöst die der in unserem Körper bzw. unserer Lunge entspricht und nachgesehen, was dabei für Stoffe freigesetzt werden. Hydroxil-Radikale, wie sich zeigt und nicht wenig davon. Das Zeug ist ziemlich ungesund und kann Krebs auslösen.

    Also nix Nadelkristalle.

    Nebenbei besteht über 90% der Erdkruste aus Silikaten. Sind die alle krebserregend? Vielleicht sollte ich ja doch lieber auf die Benutzung der Haustreppe aus Granit wegen dessen “Verwandtschaft” zu Asbest verzichten. Krebsgefahr!!!

  4. #4 Sebastian
    28. Dezember 2018

    Elon Musk hat das sicher bedacht und schon gelöst …

  5. #5 rolak
    28. Dezember 2018

    schon gelöst

    Ja sicher doch, Sebastian, das sich im Regolith ansammelnde, dem Wollwachs ähnliche Fett der Mondschafe wird in einem noch geheimen Prozeß zu irgendeinem Aliphatikum gecrackt, die HydroxylGruppe drangepappt und danach unter dem bereits geschützten Markennamen Muskanol als der neue PartyDrink auf den Markt geworfen werden.

  6. #6 Karl-Heinz
    28. Dezember 2018

    Die Gefährlichkeit des Mondstaubes hat zwei Hauptgründe: Einerseits ist die Oberfläche dieser Partikel ziemlich rau, was daran liegt, dass es auf dem Mond keinen Wind gibt und die Staubkörner, die größtenteils durch Einschläge von Mikrometeoriten entstanden sind, nicht erodieren, sondern scharfkantig bleiben. Werden sie von Astronauten tief eingeatmet, zerschneiden sie deren Lungenzellen, so die Forscher. Ich persönlich würde zusätzlich auch damit argumentieren, dass die Oberfläche in Verhältnis zum Volumen beim rauen Mondstaub grösser ist und sie deswegen als Nanopartikel toxischer sind, als runder Nanostaub.

  7. #7 Nǐ hǎo ma
    28. Dezember 2018

    Spritkopf
    mach mich doch nicht dümmer als ich schon bin.
    Woraus die Erdkruste besteht, das weiß ich und was das Wort Regolith bedeutet hatte ich auch vorher gegoogelt.
    Mein Verdacht war, wie das auch Karl-Heinz vermutet, dass es mit der Struktur der Gesteine zusammenhängt.
    Dass Hydroxyl-Radikale entstehen, wusste ich nicht, man sollte nur noch wissen, wie beständig diese Radikale sind. In unserer atmosphäre nur einige Stunden schätze ich, auf dem Mond entweichen sie. Wie sie mit dem Lungengewebe reagieren, dass ist sicher schon überprüft worden. Die zukünftigen Mondbewohner müssen also peinlich darauf achten, dass der Mondstaub nicht in die Behausungen gelangt. Was wahrscheinlich unmöglich sein wird.

  8. #8 bombjack
    28. Dezember 2018

    Da gibt es nur eine Lösung:
    https://c1.staticflickr.com/9/8369/8478802302_984bf98103_z.jpg
    und schon ist der Mond blitzeblank…

    bombjack

  9. #9 Nǐ hǎo ma
    28. Dezember 2018

    bombjack
    das Staubsaugerprinzip funktioniert auf dem Mond nicht.
    Sogar die Laubbläser funktionieren nicht, weil auch hier die Luft fehlt.
    Was aber funktioniert ist die Versiegelung der Mondoberfläche.
    Man nehme eine starke Wärmequelle, z.B. die Sonne selbst mit einem Hohlspiegel und schmelze die Mondoberfläche. Die wird dann spiegelglatt.
    Jeder Mondbewohner bekommt dann so einen “Wärmeglätter” in die Hand gedrückt und muss dann jeden Tag etwa 4 m² glätten. Da gibt es keinen Mondkoller mehr und die Mondfrau ist auch zufrieden.
    Man könnte dann Wettbewerbe durchführen und die live auf die Erde übertragen.