Da ja heute nachrichtenmäßig nicht wirklich viel los ist in Österreich, dachte ich mir, ich schreib einfach mal wieder eine astronomische Analyse des Eurovision Songcontest. Im Jahr 2010 lag ich mit diesem Ansatz ja absolut richtig und habe “Satellite” von Lena als Siegerlied vorhergesagt. 2013 lag ich dann knapp daneben mit der Astronomie und auch 2015 war war das astronomisch beste Lied unverständlicherweise nicht der Sieger. Mein Versuch das Projekt im Jahr 2016 unter dem Hashtag #AstroESC auf Twitter zum globalen Durchbruch zu verhelfen hat auch nicht ganz funktioniert. Aber was solls – jetzt haben wir 2019 und ich probiers einfach nochmal.
Ich habe mir also wieder alle Lieder des Finales angehört und die Texte auf ihren astronomischen Inhalt analysiert (und dabei selbstverständlich extrem selektiv zitiert und die relevanten Textstellen komplett aus dem Zusammenhang gerissen!). Alles nur mit dem Ziel herauszufinden, wer gewinnen wird. Bzw. wer aus astronomischer Sicht (was ja die einzig relevante Sicht ist) gewinnen muss.
(Textstellen stammen alle von Homepage des ESC, nicht-englische Texte habe ich in der dort veröffentlichten Übersetzung verwendet.)
Den Anfang macht Malta und das Lied von Michaela ist schon recht vielversprechend:
“I’m bluer than the ocean
I’m golden like the rising sun and
I’m red with hot emotion”
Blauer als der Ozean; Gold wie die aufgehende Sonne – das könnte man schon einiges draus machen. Aber leider erklärt Michaela nicht, warum der Ozean blau ist. Und die aufgehende Sonne ist nicht golden, sondern rot! Da scheint die Sängerin ihre Emotionen mit unserem Stern verwechselt zu haben und verpasst eine gute Chance die astronomischen Hintergründe der Farbeffekte in unserer Atmosphäre zu erklären. Das wird nix!
Albanien macht es leider auch nicht viel besser. Ich kann nur vermuten, dass Jonida Maliqi hier den Lebenszyklus von Sternen erklären wollte, wenn sie singt:
“An einem Tag lebst du
Den anderen stirbst du.”
Aber so wird das natürlich nichts. Es stimmt zwar, dass auch Sterne nicht ewig leben. Sie hören auf zu leuchten und das alles ist enorm interessant und auch sehr wichtig wenn man das Universum verstehen will. Aber hört man irgendwas davon im albanischen Beitrag? Wird etwas vom fundamentalen Hertzsprung-Russell-Diagramm erklärt? Nein – all das ignoriert Albanien und wird so den ESC sicher nicht gewinnen können.
Mit dem Beitrag der Tschechischen Republik kann ich so gar nix anfangen. Ich weiß nicht, was sich Lake Malawi da gedacht haben. Da geht es nur um irgendeine komische Nachbarin und Leute die nicht näher spezifizierte Dinge hinter einer Wand machen. Wie so ein eklatanter Mangel an astronomischen Inhalt passieren konnte, kann ich mir nicht erklären. Nur in einer Zeile hat sich der Beitrag ein wenig an die Wissenschaft angenähert:
“She was my neighbour when we were thirteen
She moved back in…
There’s not much between us now
D’you know what I mean?”
“Da ist nicht viel zwischen uns, weißt du was ich meine?” – Ja, natürlich weiß ich, was du meinst, Tschechien! Aber wenn du den Leuten erklären willst wie das mit den elektromagnetischen Kräften zwischen der Materie ist, die bestimmt wie nahe man sich kommen kann, dann musst du das auch explizit erklären und nicht irgendso ein Zeug über Geräusche hinter ner Wand singen!
Ich hatte ja große Hoffnungen in Deutschland gesetzt. Nach dem grandiosen und auf der Astronomie basierenden Sieg von “Satellite” im Jahr 2010 hätte man ja eigentlich wissen können, dass man die Wissenschaft weiterhin zu Grundlage der eingereichten Lieder machen muss. Und die – typografisch auffällige – Band “S!sters” hat das auch probiert und über das
große Problem der Lichtverschmutzung gesungen:
“Now shine like city lights
Torches in the sky
Don’t you try to hide it
SISTER
I’m sorry”
Ja, die Lichter der Stadt sind tatsächlich große und nervige “Fackeln im Himmel”. Aber das ist mir dann doch alles zu konfus. “Versuch nicht es zu verstecken, Schwester” – “Es tut mir leid”? Wer ist diese Schwester, die hier offensichtlich dafür verantwortlich ist, dass die Lichter der Städte die Sterne am Himmel überstrahlen und astronomische Beobachtungen unmöglich machen? Warum wird ihr Name nicht genannt und warum wird sie nicht zur Verantwortung gezogen. Ein einfaches “Tut mir leid” reicht da nicht aus; hier sind härtere Konsequenzen geboten. Es ehrt die Band zwar, dass sie versucht sich mit der Lichtverschmutzung zu beschäftigen – aber wenn man das macht, muss man es auch ordentlich tun sonst wirds nix mit einem Sieg.
Der Beitrag von Russland ist ein kompletter Reinfall. Sergey Lazarev singt nur:
“They scream
They scream
They scream”
Ja weiß er denn nicht, dass man ihm Weltall niemanden schreien hören kann?! Mit so wenig Kentniss von den Grundlagen der Astronomie ist es kein Wunder wenn dieser Beitrag ganz hinten in der Wertung landen wird!
Leonoar aus Dänemark hat mich mit ihrem Lied ein wenig zwiegespalten zurück gelassen. Einerseits thematisiert sie ganz richtig eines der großen Probleme unserer Zeit:
“The world has had enough”
Ja, unsere Welt hat wirklich mehr als genug, der menschengemachte Klimawandel wird immer dramatischer. Aber gleich danach singt sie
“Don’t get too political”
Und das geht natürlich gar nicht! Wann, wenn nicht jetzt ist politisches Engagement angebracht? Buh, Dänemark!
Dafür ist das Lied von San Marino ausnahmsweise wirklich gut:
“On a dark deserted way say na na na
There’s a light for you that waits it’s na na na”
Ok, eine dunkle, verlassene Gegend ist schon mal vielverspreched, denn genau da macht man die besten astronomischen Beobachtungen (wenn nicht zufällig die Lichtverschmutzungsschwester aus Deutschland auftaucht!). Und ein bisschen Licht ist auch ok, immerhin muss ja zum Beispiel der Zufahrtsweg zur Sternwarten zumindest ein wenig beleuchtet werden damit man sich dort zurecht findet. Und es mag zwar ein bisschen arg speziell sein, den Beitrag zum ESC über das Thema der astronomisch korrekten Beleuchtung zu schreiben, aber es ist auch mutig. Denn Serhat aus San Marino singt vollig richtig, dass man hier immer Natrium-Lampen verwenden sollte! Im Gegensatz zu anderen Leuchtmitteln erzeugt das chemische Element Natrium (Na) eine sehr monochromatisches Licht das man gut aus astronomischen Aufnahmen rausfiltern kann. Die Hymne auf das Natrium-Licht ist also astronomisch gesehen begrüßenswert und ein heißer Favorit auf den ESC-Sieg.
Der Beitrag von Nordmazedonien hat mich sehr überrascht. Tamara Todevska hat offensichtlich das der Diskriminierung von Frauen in den Naturwissenschaft zur Grundlage ihres Lieds gemacht. Sie singt:
“Girl
They will try to tell you what to do
How to look, smile, act and move
All the rules are made for you to lose
But baby let me tell you something
Girl
For every tear the world makes you cry
Hold on to me, I am always on your side
Don’t be afraid to spread your wings and fly”
Ja, den Frauen und den jungen Mädchen während der Schulzeit wird immer noch viel zu oft gesagt was sie angeblich alles können und vor allem nicht können dürfen. Die Regeln unserer Welt sind immer noch so gemacht, dass Frauen es schwerer haben. Und das ist – jetzt mal ganz ohne Witz – ein ernsthaftes Problem für die Wissenschaft. Frauen sollten keine Angst davor haben müssen, ihre “Flügel zu entfalten und zu fliegen” und die Welt sollte eine sein, in der das problemlos möglich ist. Ein wichtiges Lied von Nordmazedonien!
Mit John Lundviks Beitrag für Schweden bin ich allerdings nicht einverstanden. Obwohl es auch hier um ein astronomisches Thema geht: Lundvik besingt offensichtlich die Folgen eines Sonnensturms:
“I could be the sun that lights your dark
Maybe I would lit your world with just one spark
I could make it burn for you and me”
Ja, die Sonnenaktivität kann schon unangenehme Folgen haben. Die Aktivität unseres Sterns wird mit einem Zyklus von circa 11 Jahren stärker und schwächer und wenn es sogenannte Protuberanzen und koronale Massenauswürfe gibt, kann es zu Veränderungen im Erdmagnetfeld kommen, die unsere Stromnetze überlasten. Ein “Funke” wie Lundvik singt, könnte dann schon reichen um großflächige Stromausfälle zu verursachen. Aber trotz des wichtigen Themas ist der schwedische Beitrag eigentlich reine Panikmache! Ein Sonnensturm ist nicht so gefährlich wie da behauptet wird. Er kann nicht die ganze Welt anzünden; er kann auch nicht “mich und dich verbrennen” – das ist Quatsch. Auch Schweden wird mit diesem Beitrag also ganz hinten in der Wertung landen müssen.
Sehr schön ist dagegen der Beitrag von Slowenien. Da singen Zala Kralj & Gašper Šantl folgende wichtige und beeindruckende Zeilen:
“Man kann nicht immer die Sterne sehen.
Die Ewigkeit und dieser Planet sind keine Freunde.”
Genau! Man kann die Sterne nicht immer sehen. Irgendwann hört jeder Stern auf zu leuchten. Bei unserer Sonne wird das in ungefähr 6 Milliarden Jahren der Fall sein und auch alle anderen Sterne finden früher oder später ihr Ende. Das ist übrigens einer der hauptsächlichen Gründe dafür, warum es nachts dunkel ist. Und auch die Aussage, dass unser Planet – die Erde – nicht ewig existiert, ist korrekt. Wenn die Sonne ihr Leben in 6 Milliarden Jahren beendet wird sie sich zu einem roten Riesen aufblähen und die Chancen stehen gut, dass die Erde dabei verschluckt und zerstört wird. Slowenien hat die komplizierte Geschichte der Sternentwicklung deutlich besser umgesetzt als Albanien. Bravo!
Gut fand ich auch den Beitrag von Zypern, in dem Tamta über einen problemgeplagten Astronomen singt:
“You got a problem
(…)
Ya twisting turning in your bed
(…)
Early in the morning, early in the morning
Time is moving slowly.
Ja, wer kennt das nicht. Eigentlich sind wichtige astronomische Beobachtungen zu machen. Aber der Himmel ist bewölkt und es klappt nicht. Man wälzt sich im Bett herum (bzw. meistens nur auf einem Sofa in der Sternwarte), steht immer wieder auf und schaut hinaus ob es nicht doch besser wird. Aber das Problem verschwindet nicht, die Zeit vergeht nicht, die Wolken bleiben und schon ist es früh am Morgen und die Zeit für Beobachtung vorbei. Tragisch.
Die Niederlande sind dagegen komplett durchgefalle. Nix über Astronomie – und auch sonst kaum brauchbare Wissenschaft. Ich zitiere aus dem Text:
“Oh, oh oh oh, Oh oh oh oh oh”
Ja, es ist eh schön dass sich Duncan Laurence so ausführlich den Hydroxygruppen widmet. Aber wenn schon Chemie, dann doch bitte mehr als nur das runterleiern von Summenformeln!
Auch Katherine Duska aus Griechenland hat sich einer anderen Naturwissenschaft zugewandt und besingt mit den Zeilen
“Teach me carelessness
And I’m about to see all that’s made up”
offenbar ihren Wunsch die Teilchenphysik zu verstehen um zu sehen aus was alles zusammengesetzt ist. Aber das geht natürlich definitiv nicht mit “carelessness” – wenn es eine Disziplin gibt in der absolute Sorgfalt nötig ist, dann die komplexen Berechnen und Messungen der Quantenmechanik!
Gastgeberland Israel hat sich ein sehr interessantes Thema ausgesucht. Hier singt Kobi Marimi über Wissenschafsgeschichte, was man an diesen Zeilen deutlich erkennen kann:
“I’ve been running barefoot to the mountain tops
(…)
Counting down the minutes from the ticking clock”
Warum er gerade barfuß auf einen Berggipfel läuft weiß ich zwar auch nicht. Aber auf dem Berggipfel finden mit Sicherheit astronomische Beobachtungen statt. Denn erstens sind solche hoch gelegenen Orte dafür ideal. Und zweites beschreibt Marimi ja dann noch genau, was er tut: Er zählt die Minuten der tickenden Uhr. Und so hat man früher tatsächlich astronomische Messungen angestellt. Es gab keine digitalen Aufnahmen mit Zeitstempel. Wenn man wissen wollte, wie spät es war, musste man auf die Uhr schauen, die irgendwo in der Sternwarte stand. Das Problem: Wenn man gerade durchs Teleskop blickt (weil zB auch noch keine Astrofotografie möglich war und Beobachtungen nur per Auge möglich sind), kann man nicht eben zur Uhr schauen. Dann verpasst man ja das, was man sehen will. Also gab es bei zeitkritischen Beobachtungen Assistenten, die neben einer Uhr saßen und die Sekunden laut abgezählt haben, damit der Beobachter ungestört seine Messungen anstellen und durchs Teleskop blicken konnte.
Mein Favorit auf den Sieg ist aber eindeutig Norwegen. Denn KEiiNO waren klug genug sich ein astronomisches Phänomen auszusuchen das auch visuell extrem beeindruckend ist: Das Polarlicht! Die bunten Lichter am Himmel des Nordens sind extrem schön aber auch extrem schwer zu beobachten. Ihr Auftreten lässt sich kaum exakt vorhersagen, wie man auch im Lied Norwegens hören kann:
“Stay with me into the night
Stay, I need you close
You can go back when the sun rise again
Just stay tonight, just stay”
Ja, “Bleib da, verdammt!” haben sicher schon viele ausgerufen, die das flüchtige Nordlicht beobachten wollten. Und wenn der Himmel dunkel ist, wird man sich gern dem im Lied in der Sprache der Sami vorgetragenen Wunsch
“Čajet dan čuovgga”
anschließen: “Zeig mir das Licht!”. Genau, denn wir alle wollen sehen, “When northern lights are dancing” – das sollte man nicht verpassen. Tolles Lied von Norwegen, tolle Astronomie. Das Siegerlied.
Der Sänger Michael Rice aus Großbritannien hat sich wirklich bemüht. Bis jetzt waren ja noch wenig kosmologische Beiträge im Wettbewerb. Und da ist es nur löblich wenn sich auch mal jemand vornimmt zu erklären wie groß das Universum ist. Aber man ha das Gefühl, dass Rice der Aufgabe nicht so ganz gewachsen ist:
“It’s bigger than us
It’s bigger than you and me
It’s bigger than us
It’s bigger than everything we see
Cause I can feel the universe
Bigger, bigger
It’s bigger than
It’s bigger than
Oh, bigger, bigger
Oh, it’s bigger”
Ähm, ja. Das war nicht hilfreich.
Die Band Hatari aus Island haben sich dagegen wieder dem schwierigen und oft prekären Leben junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zugewandt. Wenn man nach langer Arbeit endlich den Abschluss schafft ist alles noch super, wie Hatari singen:
“Das Gelage war zügellos
Der Kater war endlos”
Aber dann wird es oft schwierig. Man muss mit der Bürokratie der Fördermittelsuche kämpfen, man steht vor dem elenden Problem der dauerbefristeten Stellen, man hat kaum noch Zeit für echte Forschung weil man nur noch mit Drittmittelanträgen und Verwaltung beschäftigt ist und viel zu oft endet die wissenschaftliche Karriere. Oder, wie es Hatari zusammenfassen:
“Das Leben ist sinnlos
Die Leere beansprucht alles
Die Freude kommt zu Ende
Weil sie eine Täuschung ist
Eine enttäuschende Illusion”
Die Probleme des wissenschaftlichen Lebens sind zwar real – aber ob man das gleich so düster darstellen muss wie Hatari?
Victor Crone aus Estland gehört dagegen wieder zu den Leute die erschreckend naive Ansichten zur Astronomie haben. Er singt:
“Even if the sky falls down
We can turn it all around
We’ll escape the darkest clouds
And we’ll be safe and sound”
Nein, Victor! Wenn der Himmel herab fällt (womit vermutlich Asteroideneinschläge gemeint sind), dann ist das nicht so einfach wie du das da besingst! Man kann den Asteroiden nicht einfach “all around” umdrehen lassen. Vernünftige Asteroidenabwehr braucht viel Arbeit und Forschung, das geht nicht so einfach. Und wenn das Ding erstmal eingeschlagen ist und die “darkest clouds” des Impakts die Erde einhüllen und das Sonnnelicht blockieren, sind wir nicht “safe and sound” sondern bald tot! Informier dich, Estland!
Bei Zena aus Weißrussland geht es um die Radioastronomie. Durch die Beobachtung von kosmischen Radiowellen konnte ja erst kürzlich das erste Bild eines schwarzen Lochs gemacht werden und ich habe auch erklärt wie schwierig solche Messungen sind. Vor allem darf es auch hier möglichst wenig störende Einflüsse geben. Genau so wie Lichtverschmutzung die normale Astronomie stört, stören elektromagnetische Strahlen – zum Beispiel von Mikrowellen oder Handys – die radioastronomischen Beobachtungen. Das heißt es gibt in der Umgebung von Radioteleskopen absolutes Handy-Verbot und Zena singt von deren Missachtung:
“I guess I forgotten to turn my phone
Off I’m outside my comfort zone
(…)
Nobody gonna like this, no”
Nein, das mag wirklich niemand! Für sowas sollte man sich schämen und nicht stolz darüber singen!
Und noch schlimmer ist das, über das Chingiz aus Aserbaidschan singen. Hier probiert man wohl den ESC durch Provokation zu gewinnnen und propagiert ganz direkt eine wissenschaftsfeindliche Weltsicht:
“shut up about it
I don’t need I don’t need the truth”
Pff. Halt doch selber den Mund, Chingiz!
Frankreich – Ja, da fällt mir leider nix ein. Wahrscheinlich hat man sich gedacht man muss sich nicht um Astronomie kümmern, da man sowieso fix fürs Finale qualifiziert ist. Aber mit so einem unwissenschaftlichen Text kommt man definitiv nicht weiter.
Für Italien singt auch Mahmood über die prekäre Situation der wissenschaftlichen Arbeit und das Problem der ständigen Bettelei durch Drittmittelanträge:
“Ich habe das sofort von selbst erkannt, dass
Du nur Geld, Geld wolltest
Als ob ich Geld, Geld hätte”
Aber das fand ich von Island irgendwie besser umgesetzt.
Was Serbien in seinem Beitrag da genau besingt bleibt mir auch unklar. Es scheint zwar um eine fehlgeschlagene Beobachtung zu gehen:
“Die Nacht ist lang
Und ohne dich traurig”
Aber es fehlen Details! Klar ist es traurig, wenn man das zu beobachtende Objekt nicht vors Teleskop kriegt. Aber auch kein Grund zur Verzweiflung. Es gibt mittlerweile so viele Datenbanken mit Himmelsbeobachtungen. Sag doch einfach, was du in der langen Nacht beobachten wolltest, Nevena Božović – ich bin sicher irgendwo findet sich ein passender Datensatz!
Luca Hänni aus der Schweiz versucht offensichtlich den Beitrag der Niederlande zu kopieren in dem so exzessiv über Wasserstoff-Sauerstoff-Verbindungen (OH) gesungen wurde. Aber wenn man schon die Astronomie für die Chemie vernachlässigt sollte man sehr genau wissen, was man tut. Und ich hab keine Ahnung, was die Schweiz will wenn sie singt:
“Yo yo yo”
Was soll das sein? Yttriumoxiod? Das wäre dann aber nicht “YO” sondern “Y2O3”! Wenn die Schweiz glaubt sie kann einfach einem obskuren Lied über Yttriummetalle gewinnen und dabei noch die falsche Formel verwendet, dann hat sie sich mehr als getäuscht!
Zum Abschluss kommt dann noch Australien und Kate Miller-Heidke versucht in ihrem Lied an den Erfolg von Lenas Raumfahrt-Siegerhit aus dem Jahr 2010 anzuknüpfen. Sie singt:
“I’m going where there’s zero gravity
Zero gravity
Zero gravity”
Schön dass sich Australien auch der Raumfahrt widmet. Aber wenn das werden soll, muss man schon spezifisch sein! “Zero Gravity” hat man bald wo. Wenn ich im Freibad vom 5-Meter-Brett springe, bin ich während des freien Falls ja auch schwerelos. Also, Australien – was habt ihr vor? Ein bisschen plantschen oder ernsthafte Raumfahrt? Macht das alles konkreter und dann wirds beim nächsten Mal vielleicht was!
Bei Spanien singt Miki
“Du liebst dich selbst, deinen guten Verstand”
So gut kann der Verstand aber auch nicht sein, denn von Miki ist kein Wort über Astronomie zu hören. Ein etwas entäuschender Abschluss dieses Wettbewerbs.
Wie lautet nun die Prognose? Deutschland wird mit seinem Lied über die unverantwortliche Lichtverschmutzungsschwester nicht punkten können; die Schweiz mit ihrem unambitionierten und obskuren Werk über Yttriumoxid ebenfalls nicht. Österreich ist sowieso schon im Halbfinale ausgeschieden, was kein Wunder ist. Sie hat zwar über “the face in the mirror” gesungen das “couldn’t look clearer right back through me” und es ist schön, dass ihr ein optisch so gut funktionierender Spiegel für ihr Teleskop gelungen ist. Aber ansonsten war da nicht viel gutes über Astronomie zu hören. Nein, aus astronomischer Sicht (wie gesagt, die einzige die relevant ist) gibt es nur zwei Favoriten. Norwegen mit ihrem wissenschaftlich-visuellen Hit über das Polarlicht. Und San Marino mit dem ambitionierten Lied über Natriumlampen um die astronomische Arbeit zu erleichtern. Aber so wichtig das Thema des Zwergstaates auch ist, so schwer ist es bei einem Wettbewerb wie dem ESC zu vermitteln der so stark auf die Optik setzt. Deswegen ist für mich klar: Norwegen wird gewinnen. Čajet dan čuovgga!
P.S. Und wenn ich noch Zeit habe, werde ich den Bewerb am Abend auch noch live auf Twitter unter #AstroESC kommentieren und kann euch nur aufforden, das ebenfalls zu tun!
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