SG_LogoDas ist die Transkription einer Folge meines Sternengeschichten-Podcasts. Die Folge gibt es auch als MP3-Download und YouTube-Video.

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Sternengeschichten Folge 348: Apollo 11 und die Rückkehr zur Erde

In der letzten Folge der Sternengeschichten habe ich davon erzählt, wie im Juli 1969 das erste Mal Menschen von der Erde zum Mond geflogen sind. Ich habe am 16. Juli begonnen, als die Saturn-V-Rakete der NASA abgehoben hat. Ich habe im Detail erzählt, was auf dem Weg zum Mond alles passiert ist und am 21. Juli 1969 um 3 Uhr 56 Minuten und 15 Sekunden mitteleuropäischer Zeit geendet als Neil Armstrong seinen Fuß als erster Mensch auf die Oberfläche eines anderen Himmelskörpers gesetzt hat.

Das erste was Armstrong auf dem Mond tat, war ein wenig des Mondstaubs in eine Plastiktasche zu packen und in seinem Raumanzug zu verstauen. Selbst wenn man die Mission nun sofort abbrechen müsste, hätte man zumindest ein klein wenig Material vom Mond mit zur Erde gebracht. Aber man wollte natürlich noch viel mehr untersuchen. Als nächstes machte er ein paar Fotos und dann kam auch Buzz Aldrin aus der Mondlandefähre “Eagle” hinaus. Nachdem er die letzte Stufe der Leiter hinab gestiegen war, sah der Missionsplan vor, dass er wieder eine Stufe hinauf stieg. Man wollte testen, wie anstrengend es im schweren Raumanzug war, wieder in die Landefähre zu gelangen. Neil Armstrong war das recht gut gelungen; Aldrin dagegen unterschätzte, wie er später berichtete, die Anziehungskraft des Mondes und verfehlte die Stufe um ein paar Zentimeter. Sein erstes Experiment war misslungen und während er sich wieder sammelte tat er das, was er später einen “Test des Urinsammelgeräts” nannte. Oder anders gesagt: Er machte sich in die Hose, was aber kein Problem war, da die Astronauten in ihren Raumanzügen ein Art High-Tech-Windel trugen, da sie ja nicht einfach irgendwo aufs Klo gehen konnten. Beim zweiten Versuch und ein wenig erleichtert schaffte Aldrin den Sprung auf die Leiter und machte sich nun daran, seinem Kollegen auf den Mond zu folgen.

Buzz Aldrin betritt den Mond (Bild: NASA, gemeinfrei)

Er probierte nun aus, wie man sich auf dem Mond am besten fortbewegen kann. Die Anziehungskraft entspricht dort nur dem Sechstel der Anziehungskraft die man auf der Erde spürt. Andererseits hatten die Astronauten schwere und unhandliche Raumanzüge und Rucksäcke. Aldrin berichtete, dass der feine Mondstaub sehr rutschig wäre und lange Sprünge am besten funktionierten. Als nächsten stellen Armstrong und Aldrin die amerikanische Flagge auf und Armstrong machte ein Foto von Aldrin wie er vor der Flagge salutiert. Danach wurden die Astronauten bei ihrer Arbeit durch einen Anruf des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon unterbrochen, der ihnen ausrichtete, wie historisch ihre Leistung sei.

Danach kam endlich die Wissenschaft an die Reihe. Das sogenannte EASEP wurde installiert, das “Early Apollo Scientific Experiments Package”. Darin enthalten war der LRRR, oder “Laser Ranging Retroreflector”. Das war ein Gerät das Laserstrahlen reflektieren kann und benutzt werden kann um die Entfernung zwischen Erde und Mond extrem exakt messen zu können. Das LRRR von Apollo 11 und die von den späteren Missionen aufgestellten Reflektoren werden heute immer noch benutzt um die Entfernung des Mondes von der Erde aus zu messen. Das zweite Experiment war PSEP bzw. das “Passive Seismic Experiment Package”. Es wurde verwendet um Mondbeben aufzuzeichnen und funktionierte nur drei Wochen lang. Aber es lieferte die ersten Daten mit denen der innere Aufbau des Mondes untersucht werden konnte.

Aldrin installiert das Experiment zur Messung von Mondbeben (Bild: NASA, gemeinfrei)

Danach machten sich die Astronauten daran, die nähere Umgebung zu untersuchen. Armstrong ging zum Rand des 60 Meter entfernten “Little West Crater” und Aldrin entnahm Proben aus dem Gestein. Er hämmerte eine hohle Röhre 15 Zentimeter tief ins Gestein um einen Bohrkern zu erhalten, der später auf der Erde untersucht werden konnte. Armstrong und Aldrin nahmen auch an anderen Stellen Proben, sammelten Staub und Felsbrocken auf. Insgesamt brachten sie 21,55 Kilogram Material vom Mond zurück auf die Erde, in denen man später drei bis dahin unbekannte Mineralien entdeckte. Eines davon wurde “Armalcolit” genannt, nach den jeweiligen Anfangsbuchstaben von “Armstrong”, “Aldrin” und “Collins”.

Apropos Michael Collins. Der war während der ganzen Zeit in der seine Kollegen auf dem Mond arbeiten im Kommandomodul Columbia in einer Umlaufbahn um den Mond. Von dort aus probierte er die exakte Stelle zu lokalisieren an der die Landefähre Eagle aufgesetzt hatte. Und bereitete sich auf den Rückflug von Armstrong und Aldrin vor. Sie hielten sich insgesamt 2 Stunden und 31 Minuten auf dem Mond auf bevor sie wieder in die Landefähre kletterten. Zuvor nahmen die beiden noch eine Aluminiumfolie mit, die sie kurz nach dem Ausstieg aufgehängt hatten, um die Stärke des Sonnenwindes messen zu können, also dem von der Sonne ausgehenden Strom an Teilchen aus ihrer Atmosphäre. Und bevor die Tür zwischen Mond und Landefähre sich endgültig schloss, warf Aldrin noch einen kleinen Beutel mit von der Erde mitgebrachten Erinnerungsstücken hinaus, die auf dem Mond bleiben sollten. Auch andere Ausrüstung hatten sie zurück gelassen, eine leere Kamera, ihre Rucksäcke, die Überschuhe ihres Raumanzugs und andere nicht mehr benötigte Sachen.

Nun sollte eigentlich ein Schalter betätigt werden, was nötig war um die Landefähre wieder zurück ins All zu bringen. Nur war dieser Schalter abgebrochen, wahrscheinlich weil Aldrin beim Ausstieg mit seinem Rucksack dagegen gestoßen war. Allerdings passte ein sich an Bord befindlicher Filzstift in die Öffnung mit der Aldrin schließlich den Schalter umlegen konnte. Was gut war, denn ansonsten hätte sich das Raketentriebwerk nicht betätigen lassen, mit dem sie den Mond verlassen wollten. Zuerst stand aber noch eine Ruhephase auf dem Plan. Nach sieben Stunden Nickerchen auf der Oberfläche des Mondes war es dann soweit. Um 18:54 mitteleuropäischer Zeit am 21. Juli 1969 erhob sich der obere Teil der Landefähre vom Mond und zurück blieb nun neben den ganzen anderen Sachen auch die sogenannte “Abstiegsstufe”. Aldrin berichtet, dass er noch dabei zusehen konnte, wie die zuvor aufgestellte amerikanische Flagge durch den beim Start aufgewirbelten Staub und die Abgase des Triebwerks umgeworfen wurde.

Collins fotografiert die Rückkehr seiner Kollegen vom Mond (Bild: NASA, gemeinfrei)

Jetzt musste Eagle wieder an Columbia andocken. Das passierte um 22:35 und dabei wurde auch der Rest der Landefähre in einer Umlaufbahn um den Mond zurück gelassen. Wieder zu dritt im Kommandamodul machte man sich nun an den Rückflug zur Erde. Dort wartete schon der amerikanische Flugzeugträger USS Hornet auf die Ankunft der Raumkapsel. Der Rückflug dauerte aber – so wie der Hinflug – knapp 3 Tage. Erst am 24. Juli 1969 um 17:50 mitteleuropäischer Zeit landete die Kapsel mitten im pazifischen Ozean. Das letzte Stück des Weges war nicht weniger gefährlich als der Start der Rakete 5 Tage zuvor. Um die Erde sicher erreichen zu können, musste die Kapsel entsprechend abremsen. Treibstoff dafür war nicht vorhanden, also musste man die Atmosphäre der Erde benutzen. Beim Flug durch die Lufthülle der Erde entsteht Reibung und die bremst. Sie erzeugt aber auch Hitze, vor allem wenn man so enorm schnell unterwegs ist wie ein Raumschiff. Bevor die drei Astronauten also die Atmosphäre der Erde erreichten, verkleinerten sie ihr Raumschiff ein letztes Mal. Sie trennten das Kommando- vom Servicemodul ab; ihr Raumschiff war jetzt nur noch eine kleine spitz zulaufende Kapsel wenig mehr als drei Meter lang und kaum vier Meter im Durchmesser. Aber das war genau der Teil des Raumschiffs, der mit einem Hitzeschild ausgestattet war. Der konnte aber keine beliebig hohen Temperaturen aushalten. Deswegen mussten die Astronauten genau im richtigen Winkel auf die Atmosphäre zufliegen. Träfen sie zu steil auf die Atmosphäre würden sie zu schnell durch zu viel Atmosphäre rauschen. Die Reibungshitze wäre zu hoch und die Kapsel würde zerstört. Würden sie dagegen die Atmosphäre zu flach anfliegen, wäre die Bremswirkung zu gering. Sie würden einfach durch die Atmosphäre hindurch fliegen, auf der anderen Seite wieder hinaus und wieder in einer Umlaufbahn um die Erde. Nur nun mit zu wenig Treibstoff und Luft um ihren Kurs zu ändern und einen zweiten Versuch zu wagen.

Aber sie trafen den richtigen Winkel. An der Außenhülle der Kapsel herrschten zwar immer noch 1500 bis 2000 Grad Celsius, aber das konnte der Hitzeschild abhalten. Der war nur 5 Zentimeter dick, zumindest an der Seite der Kapsel die genau in Flugrichtung der größten Hitze ausgesetzt war, an den anderen Stellen war er sogar nur 1,3 Zentimeter dick. Er bestand aus Kunstharz und glasverstärktem Kunststoff und war so ausgelegt, dass er langsam schmelzen konnten und dadurch die aufgenommene Wärme ins All transportierte. Je länger der Flug durch die Atmosphäre desto mehr des Materials wurde abgetragen, aber es war so ausgelegt, dass es reicht bis die Geschwindigkeit weit genug reduziert werden kann. Das war bei knapp 200 km/h der Fall, als sich die Hauptfallschirme in einer Höhe von knapp 3 Kilometern über dem Meer öffneten und die Kapsel sicher zurück zur Erde fiel.

Wieder zurück auf der Erde! (Bild: NASA, gemeinfrei)

Hubschrauber von der USS Hornet sammelten die Astronauten und die Kapsel ein. Anstatt großer Partys wartete aber zuerst eine Desinfektionsdusche auf die Astronauten. Man hatte Angst, sie könnten unbekannte Mikroorganismen aus dem All auf die Erde bringen. Zur Sicherheit wurden sie danach für 17 Tage in einen Quarantänecontainer begeben. Erst danach durften sie wieder mit dem Rest der Welt in direkten Kontakt treten. Dann konnten die Feierlichkeiten, Paraden und Ehrungen beginnen. Das größte Abenteuer der Menschheit war erfolgreich zu Ende gebracht!

Kommentare (4)

  1. #1 Zhar
    26. Juli 2019

    war das mit der Reibungshitze beim Wiedereintritt nicht falsch?

  2. #2 Spritkopf
    26. Juli 2019

    Drüben bei Michael Khan gibt es eine Nahaufnahme vom Hitzeschild nach der “Wärmebehandlung” durch den Wiedereintritt. Sieht schon krass aus.

  3. #3 Captain E.
    26. Juli 2019

    Zhar:

    war das mit der Reibungshitze beim Wiedereintritt nicht falsch?

    Stimmt, eigentlich ist es Kompressionshitze. Die abstürzende Kapsel komprimiert die dichter werdende Erdatmosphäre in ihrer Sturzbahn.

  4. #4 Christian Berger
    26. Juli 2019

    Als ich den Anruf im Fernsehen sah dachte ich mir auch, schon damals wurden Arbeiten gerne durch völlig unwichtige Anrufe unterbrochen und so mancher Chef “hilft” primär damit über triviale Dinge zu labern.