Geschichten sind super. Geschichten über die Sterne noch viel mehr. Seit es uns Menschen gibt, haben wir zum Himmel geschaut und uns Geschichten über die Sterne erzählt. Wir haben unsere ganzen Mythen und Traditionen an den Himmel projiziert, wir haben unsere Götter und Geister dort angesiedelt, wir haben unsere Ängste und Hoffnungen dort oben gesucht. Es ist also kein Wunder, dass die ältesten Geschichten der Menschheit mit den Sternen zu tun haben. Aber wie alt ist die älteste Geschichte und welche Geschichte ist das?

Zwei australische Forscher sind der Meinung dass es sich dabei um den Mythos der Plejaden handelt. In der klassischen griechischen Version geht es um die sieben Töchter des Atlas, die vom Jäger Orion verfolgt werden und von Zeus als Sterne am Himmel in Sicherheit gebracht werden. Die markante Sternengruppe der Plejaden hat man aber überall auf der Welt beobachtet und sich auch überall Geschichten darüber erzählt. Die sich erstaunlich ähnlich sind: Auch in Australien kennt man beispielsweise sieben Schwestern, die von einem Jäger verfolgt werden. Das interessante daran: Wenn man nicht gute Augen und gute Beobachtungsbedingungen hat, dann sieht man im Allgemeinen nur sechs Sterne der Plejaden. Woher kommt also der Mythos der “sieben Schwestern”? Weil früher tatsächlich sieben Sterne sichtbar waren. Vor 100.000 Jahren konnte man noch deutlich sieben Sterne erkennen; seitdem hat sich einer davon (scheinbar) so nahe an einen anderen heran bewegt, dass wir uns schwer tun, sie bei der Beobachtung mit freiem Auge zu trennen. Vor 100.000 Jahren waren wir Menschen aber noch alle gemeinsam in Afrika; erst in der Zeit danach haben wir uns über den Planeten verteilt. Die Hypothese lautet also: Der Mythos der sieben Schwestern stammt noch aus dieser uralten Zeit und deswegen ähneln sich die Geschichten auch überall auf der Welt.

Dieses faszinierende Thema besprechen Ruth und ich in der aktuellen Folge unseres Podcasts “Das Universum”. Wir reden außerdem noch über die “tanzenden Planeten” von TOI-178 und beantworten wie immer Fragen aus der Hörerschaft. Diesmal über Newton und die dunkle Materie, Satellitenparkplätze, das Nichts und außerirdisches Leben. Viel Spaß beim Hören!

Und wenn ihr uns für den Ö3-Podcast-Award nominieren wollt, dann könnt ihr das ganz einfach hier tun. Danke.

Kommentare (8)

  1. #1 Stefan
    3. Februar 2021

    Ich empfehle da auch “Die Urahnen der großen Mythen” im Spektrum: https://www.spektrum.de/news/anthropologie-die-urahnen-der-grossen-mythen/1376932

    Demnach sind der Artemis-Mythos bzw. der Mythos der “Kosmischen Jagd” ebenfalls sehr alt (Artemis wird ja ebenfalls als eine sehr alte Göttin angesehen). Die Erzählungen sind demnach Jahrzehntausende alt und überraschend zeigt sich, dass die Erzählungen der antiken Griechen näher mit amerikanischen Versionen sind, als zu anderen europäischen Versionen.

    Auch die Erzählungen über einem Helden der in die Höhle eines Monsters geht und entkommt in einer Tierherde verborgen (Odysseus, Zyklopen) dürfte sehr alt sein (gibt es ebenso in Nordamerika).

    Das die im Text oben erwähnte Arbeit nun zeigt, dass früher ein 7. Stern deutlich zu sehen ist, ist natürlich spannend.

  2. #2 Rob
    Oberland
    3. Februar 2021

    Eine faszinierende Überlegung, aber so ganz einfach ist die Sache nicht denke ich. Die Zahl sieben hat in vielen Kulturen eine besondere Bedeutung. Schon auf der Himmelsscheibe von Nebra werden ja ganz konkret sieben Sterne abgebildet und sie kommen auch bei den Sumerern und Assyrern vor, sowie bei weiteren Kulturen. Das ist vermutlich weniger eine nüchterne Beobachtung (einer der Sterne ist ja zudem veränderlich), da stecken wir vielmehr ganz tief in der Sagenwelt.

  3. #3 RPGNo1
    3. Februar 2021

    @Stefan

    Mir fällt als zusätzliches Beispiel der Sintflut-Mythos ein, der in zahlreichen antiken Kulturen weltweit verbreitet ist.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Sintflut

  4. #4 Stefan
    3. Februar 2021

    @RPGNo1 Da sind es – zumindest meines Wissens – eher Erzählungen aus lokalen Überschwemmungen. Da Überschwemmungen überall recht gleich ausschauen, lassen sich heir Ähnlichkeiten vermuten.

  5. #5 Rob
    Oberland
    3. Februar 2021

    Auch wenn ich mich ungern als Spaßbremse sehe – ich denke auch, dass wir als Menschen eben gerne nach Mustern suchen und dann geneigt sind, sofort welche zu erkennen. Der verlinkte Artikel ist recht nett, aber er berücksichtigt eben nur die beiden Sagen zu den Plejaden, die Ähnlichkeiten aufweisen, und zieht dann recht schnell den radikalen Schluss, dass es einen gemeinsamen Ursprung geben müsse.

    Ich bin sicher, dass es zu den Plejaden auch viele andere Sagen gibt, die ganz anders sind.

    Trotzdem ist es natürlich interessant und auch unterhaltend, sich über den ersten, ältesten Wasauchimmer Gedanken zu machen. Z.B. der älteste Beruf? Sicher der Steuereintreiber!

  6. #6 RPGNo1
    3. Februar 2021

    @Stefan

    Da magst du Recht haben. Die Einschränkung trifft aber dann auch auf den Sagen a la Odysseus (Held, Höhle Tierherde) zu, da die Kultivierung von Herdentieren auf allen Kontinenten (mit Ausnahme Australiens) stattgefunden hat.

  7. #7 Stefan
    4. Februar 2021

    @RPGNo1 Nein, die Sagen um den sogenannten Polyphemtypus sind sich viel zu ähnlich, haben viel zu viele gemeinsame Merkmale und das ist bei den Flutsagen eben genau nicht (außer das viel Wasser vorkommt) bzw. teilweise auf eine Ursprungssage ableuitbar (die biblische auf die sumerische).

    Gibt einen Grund, warum im Artikel vom SdW die Flutsagen nicht vorkommen, die erwähnten aber schon. 😉

  8. […] vom großen Wagen sieht man, wenn man ein bisschen genauer hinschaut, die Pleiaden, über die Florian ja erst vor einigen Tagen geschrieben […]