Wenn ich irgendwo über Kosmologie rede, dann dauert es meistens nicht lange, bis mir irgendwann eine Frage zur “Simulationshypothese” gestellt wird. Sie taucht auch sehr gerne überall dort auf, wo an der Kosmologie interessierte Menschen über das Universum reden. Kurz gefasst lautet sie so: Die Gesetze, die beschreiben wie alles im Universum abläuft, sind mathematische Gesetze. Wir können sehr viele Phänomen anhand dieser mathematischen Gesetze im Computer simulieren. Wäre es dann nicht auch möglich, dass wir ein ganzes Universum simulieren können? Und wenn das so ist, wäre es dann nicht wahrscheinlich, dass unser Universum genau so ein simuliertes Universum ist?
Ich bin kein Freund dieser Hypothese. Ich kann auch weder nachvollziehen, was genau die Motivation ist, so eine Hypothese aufzustellen; noch verstehe ich die Faszination die sie ausübt so wirklich. Nur weil wir Teile des Universums simulieren können, folgt daraus doch nicht unmittelbar, dass wir auch simuliert sind? Ich habe während meiner beruflichen Laufbahn zum Beispiel sehr oft die Dynamik von Planetensystemen simuliert. Aber wenn dann zwei von den Dingern bei so einer Simulation kollidiert sind, ist ja nichts reales zusammen gestoßen! Das waren nur Zahlen in einem Computer. Ok – ich hätte vielleicht auch noch Lebewesen auf diesen Planeten simulieren können; ich hätte jede Menge Bewusstseine dieser Lebewesen simulieren können und die hätten dann vermutlich vor der simulierten Kollision auch simulierte Angst gehabt – was aus der simulierten Sicht vermutlich nicht viel anders als “echte” Angst gewesen wäre. Aber es ist ein weiter Sprung von den simplen mathematischen Gleichungen die die Bewegung von Planeten definieren (im wesentlichen reicht dazu Newtons Gravitationsgesetz) bis hin zu einer realistischen Simulation eines Bewusstseins.
Ich weiß auch nicht, wieso man so eine Hypothese so dringend benötigt? Vor allem, weil sie einen enormen Anhang an Voraussetzungen mitbringt. Es braucht irgendjemanden, der diese Simulation durchführt. Also irgendwie geartete intelligente Wesen, die in der Lage sind, so etwas gewaltig komplexes durchzuführen. Und sie müssen einen Grund haben, ein komplettes Universum zu simulieren. Außerdem auch noch die nötigen Mittel. Mir wäre kein seriöses wissenschaftliches Argument bekannt, dass irgendeine dieser Voraussetzungen auch nur ansatzweise wahrscheinlich erscheinen lässt. Aber selbst wenn das so wäre: Was wäre damit gewonnen? Das Universum ist das Universum, ob es simuliert ist, oder nicht. Unser Bewusstsein ist so wie es ist, egal ob simuliert oder “echt”. Wir haben keine Möglichkeit daran etwas zu ändern; wir haben vermutlich auch keine halbwegs brauchbare Methode, um eindeutig herauszufinden ob wir simuliert sind oder nicht.
Die ganze Simulationshypothese erinnert mich viel mehr an Glauben, denn an Wissenschaft (und nicht unbedingt nur, weil sie quasi einen “Schöpfer” voraussetzt). Aber ich bin kein Experte für Kosmologie; auch nicht für die Fundamente der Physik die hier eine Rolle spielen. Sabine Hossenfelder ist allerdings eine Expertin und sie hat vor kurzem ein sehr schönes Video zu dem Thema veröffentlicht (Hier ist eine Transkription). Darin erklärt sie ausführlich, warum das alles nicht viel mit echter Wissenschaft zu tun hat:
Und falls das Universum doch eine Simulation ist, dann sollten wir uns ja hoffentlich bald dem Ende nähern; momentan schaut ja alles nach den schwierigen, letzten Leveln aus…
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