Ich verdiene 373.691 Dollar pro Jahr mit meinem Podcast “Sternengeschichten”. Das zumindest behauptet die Homepage “Top Dollar” in einem Bericht aus dem April. Und bevor jemand auf falsche Ideen kommt: Es stimmt nicht!
Man hat dort eine Übersicht über die “Highest-Earning Podcasts” der jeweiligen Länder zusammengestellt. Und demnach ist mein Podcast derjenige, der in Österreich am meisten Geld einspielt; nämlich die besagten fast 400.000 Dollar. Es wäre natürlich schön, wenn es so wäre, Aber tatsächlich sind es eher 40 Dollar, die mir meine Arbeit mit den Sternengeschichten einbringt… Man muss sich das (sehr) Kleingedruckte in der Grafik ansehen, um zu verstehen, wie man da vorgegangen ist: Aus den öffentlich vorhandenen Daten über die Downloadzahlen hat man für jedes Land den am meisten gehörten Podcast bestimmt (Podcasts die von Firmen/professionellen Medienhäusern veröffentlicht werden, hat man nicht berücksichtigt). Dann hat man angenommen, dass in jeder Folge des Podcasts drei Werbespots zu je 60 Sekunden geschaltet werden und das mit der Anzahl der jährlichen Folgen und der landesübliche Preise für Werbung zu einem Jahresverdienst zusammengerechnet.
Das kann man natürlich machen, es ist allerdings Quatsch. Die “Sternengeschichten” werden viel gehört und das ist schön. Es gibt dort allerdings keine Werbung (das wird auch in Zukunft so sein), und würde ich meine 10 bis 15 Minuten dauernden Folgen tatsächlich mit drei einminütigen Werbespots unterbrechen, dann würde die Hörerschaft vermutlich sehr schnell schwinden (zu Recht). Die “potenziellen” Einnahmen, die ich laut dieser Untersuchung erziehlen könnte, sind also nicht nur komplett fiktiv, sie sind auch völlig unrealistisch.
Insofern könnte man die Sache einfach ignorieren. Ich wollte aber doch noch ein bisschen was dazu sagen, da ich von verschiedenen Leuten darauf angesprochen wurde, die wissen wollte, ob ich wirklich so viel Geld mit den Sternengeschichten verdiene. Auf meine Antwort, dass das nicht der Fall ist, kam dann meistens die Nachfrage: “Aber du kriegst doch sicher ein bisschen was von Spotify & Co, oder?”. Nein! Das ist ein großes Missverständnis, das gar nicht oft genug aufgeklärt werden kann! Spotify bezahlt den Podcasts nichts! Auch wenn ihr Geld für ein Abo an Spotify zahlt: Die Podcasts bekommen nichts davon. Gleiches gilt für so gut wie alle anderen Dienste (Deezer, etc). Spotify & Co produzieren auch eigenen Podcasts und da wird man schon bezahlt. Aber wenn ein Podcast keine Spotify/Deezer/Audible/etc-Eigenproduktion ist, dann kriegt man nichts!
Warum bist du dann bei Spotify?, könnte man jetzt fragen. Ja, warum? Weil ich gerne möchte, dass möglichst viele Menschen die Sternengeschichten hören. Und viele hören Podcasts eben ausschließlich über Spotify (oder andere Dienste). Es ist ein bisschen wie bei YouTube: Wenn man dort nicht ist, findet man nicht statt. Natürlich kann man meinen (und die allermeisten anderen) Podcasts auch ganz einfach über den RSS-Feed mit einem beliebigen freien Podcastplayer (zum Beispiel AntennaPod) abonnieren und hören; ganz ohne irgendwelche Kosten (oder die Folgen direkt online hören). Aber die meisten nutzen eben Spotify & Co…
Die Sternengeschichten (und auch der “Das Universum”-Podcast) sind weder über Werbung noch über irgendwelche Anbieter finanziert. Das einzige Geld, dass ich für die Arbeit am Podcast bekomme, ist das, was mir Hörerinnen und Hörer dafür direkt geben. Es ist ok, dass ich keine 372.691 Dollar mit den Sternengeschichten verdiene. Ich habe den Podcast vor fast 10 Jahren nicht angefangen, um damit Geld zu verdienen. Sondern um den Menschen zu zeigen, wie spannend die Wissenschaft sein kann. Deswegen habe ich auch im Podcast bis jetzt nie aktiv um Spenden gebeten (und ich bedanke mich ganz herzlich bei allen, die mir trotzdem und unaufgefordert etwas zukommen lassen haben).
Mir ist aber auch noch etwas anderes aufgefallen: Schaut man sich die “Highest Earning Podcast” der jeweiligen Länder an (und ignoriert, dass große Teile der Welt in den Daten gar nicht berücksichtigt worden sind), dann stammen die aus allen möglichen Bereichen: Comedy, News, True Crime, Business, Talk, usw. Es gibt aber nur ein einziges Land, in dem der “Top”-Podcast aus der Kategorie “Wissenschaft” kommt: Das Land ist Österreich und der Podcast sind die “Sternengeschichten”. Das freut mich natürlich (und würde mich noch mehr freuen, hätte ich nicht gerade viel Zeit damit verbracht zu erklären, wie unzulässig die ganze Studie ist). Aber es macht mich auch nachdenklich: Gibt es wirklich kein anderes Land, in dem Wissenschaft so unterhaltsam und spannend präsentiert wird, dass ein entsprechender Podcast die Statistik anführt? Und wieso ist gerade Österreich das einzige Land, in dem das so ist? Österreich ist ja eigentlich eher dafür bekannt (berüchtigt), dass man dort die (Grundlagen)Forschung deutlich weniger schätzt als anderswo. Ich gehe davon aus, dass das nur der verwendeten (nicht aussagekräftigen) Datenerhebungsmethode geschuldet ist. Aber trotzdem könnte es auch ein gedanklicher Anreiz für die Wissenschaftkommunikation sein: Wenn die reinen Wissenschaftspodcasts es nicht bis an die Spitze der Rankings schaffen, dann sollte man vielleicht über Formate nachdenken, wo das besser geht? Wenn Comedy/True Crime/Business/etc so populär sind, muss man vielleicht mal darüber nachdenken, wie man das ausnutzen kann. Mit dem Science Busters Podcast haben wir ja schon quasi eine Wissenschaft/Comedy-Podcast gestartet. Aber wie könnte ein “Science/True-Crime”-Podcast aussehen? Wie ein Science/Business-Podcast? (Oder gibt es so was schon und ich weiß nur nichts darüber?).
Die “Sternengeschichten” werden weiterhin kostenlos und werbefrei bleiben. Ich werde damit keine sechststelligen Beträge verdienen und will das auch gar nicht. Alle die das gerne möchten, sollen den Podcast hören können, ohne dafür irgendeine Gegenleistung bringen zu müssen. Genau das war von Anfang an mein Anspruch bei diesem Podcast; es geht darum, das Wissen über die Astronomie an möglichst viele Menschen weiterzugeben. Aber – nach fast 10 Jahren und knapp 450 Folgen – habe ich mir gedacht, dass ich zumindest die Sache mit den freiwilligen Spenden mal vernünftig aufsetzen kann. Wer sich also gerne mit Geld erkenntlich zeigen will, kann das nun auf einem dieser drei Wege tun:
- Mit einer Spende über PayPal
- Mit einer Spende über Patreon
- Mit einer Spende über Steady
(Für die Abo-Spenden bei Patreon und Steady muss ich mir erst noch ordentliche Goodies als Dankeschön ausdenken – für Vorschläge bin ich dankbar).
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