Ja, es gibt jetzt wieder ein anderes und aktuelles Thema dass die ganze Welt beschäftigt. Absolut zu Recht, ebenso wie vor der russischen Invasion der Ukraine die Corona-Krise zu Recht alle beschäftigt hat. Aber die Pandemie hat durch den Krieg nicht aufgehört zu existieren und sowohl Pandemie als auch Krieg ändern nichts daran, dass ein drittes Thema weiterhin und sehr viel langfristiger unser Leben bestimmt: Der menschengemachte Klimwandel hat zwar aus medialer Sicht gegenüber aktuellen Nachrichten immer das Nachsehen. Sollte es aber nicht haben, denn die Pandemie wird irgendwann vorbei sein und der Krieg in der Ukraine früher oder später (hoffentlich früher) ebenfalls. Die Klimakrise aber wird in den nächsten Jahrzehnten unser Leben bestimmen und einige der von uns verursachten Veränderungen werde – egal was wir tun – für Jahrhunderte bleiben.

Die Klimakrise verändert die Welt. Daran können wir nichts ändern. Wir können aber – noch! – beeinflussen, wie der Wandel aussehen wird. Wenn wir weiterhin nichts tun und nicht reagieren, dann wird uns die Veränderung aufgezwungen. Aber die Welt wird sich ändern; sie ändert sich jetzt schon. Und deswegen sollte man Bescheid darüber wissen, wie sie das tut; wie sie es tun wird; warum sie es tut und wie wir darauf reagieren können. Genau das ist der Zweck der sogenannten “Sachstandsberichte” des Weltklimarates (IPCC). Alle paar Jahre werden sehr umfassende Dokumente publiziert, die den aktuellen Stand des Wissens zur Klimakrise zusammenfassen. Zur Zeit läuft die Veröffentlichung des 6. Sachstandsberichts und der erste Teil davon wurde letztes Jahr im August präsentiert. Darin geht es um die physikalischen Grundlagen der Klimakrise, aufgeschrieben auf ziemlich genau 4000 Seiten. Verena Mischitz vom Standard erklärt in diesem Video kurz, wie so ein Bericht aussieht:

Ich habe den ersten Teil des 6. Sachstandsberichts nicht ausgedruckt. Aber ihn tatsächlich komplett gelesen. Gut, das ist übertrieben – der Bericht enthält allein ein paar hundert Seiten Literaturangaben, jede Menge Datentabellen, Anhänge, und so weiter. Und selbst von dem, was “echter” Inhalt ist, habe ich nicht jedes Wort gelesen. Aber zusammen mit meiner Podcastkollegin Claudia Frick von der TH Köln bin ich den ganzen Bericht durchgegangen. Kapitel für Kapitel haben wir das wichtigste herausgesucht und probiert, die Informationen so zusammenzufassen, dass sie auch ohne Studium der Klimawissenschaft verständlich sind. Das Ergebnis ist unser Podcast “Das Klima” in dem seit 9. August 2021 jeden Montag eine Folge erschienen ist. Mit Folge 29 haben wir den ersten Teil des 6. Sachstandsberichts durchbesprochen. Sich all das anzuhören ist zwar immer noch sehr viel Arbeit. Aber wohl kürzer, als die 4000 Seiten selbst lesen zu müssen.

Momentan warten Claudia und ich auf die Veröffentlichung des zweiten Teils des Berichts. Die ist für heute (28.02.2022, 12 Uhr MEZ) vorgesehen. Teil 2 heißt “Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability” und wird sich ganz konkret damit beschäftigen, welche Auswirkungen die Klimakrise auf uns haben wird, wie wir damit umgehen können und wo es uns besonders stark treffen könnte. Der Ende März erscheinende dritte Teil (“Mitigation of Climate Change”) wird sich dann den Möglichkeiten widmen, wie man die Treibhausemissionen verringern kann.

Ok, ich gebs zu: Ich hab doch mal so getan, als hätte ich den Report ausgedruckt…

Wir werden natürlich auch Teil II und Teil III lesen und, so wie Teil I, in unserem Podcast präsentieren. Es wird weiterhin jede Woche eine Folge erscheinen; so lange bis wir am Ende angelangt sind. Mit Teil II werden wir allerdings erst übernächste Woche (am 14. März 2022) beginnen. Wir müssen ja auch erst mal warten, bis das Dokument heute veröffentlicht wird, uns einen Überblick verschaffen und dann auch noch lesen, bevor wir loslegen können. In der heutigen Folge gibt es daher für Zwischendurch ein kurzes “Making of”, wo Claudia und ich darüber sprechen, wie man einen Podcast mit so einem komplexen Thema organisiert und produziert. Für die nächste Woche haben wir ein wenig was zur Arbeit des IPCC und zu historischer Klimaforschung vorbereitet. Und danach steigen wir wieder tief ein in die Wissenschaft der Klimakrise.

Wir würden uns freuen, wenn ihr mit dabei seid, wenn wir uns den nächsten paar tausend Seiten widmen. Die Klimakrise ist kein sonderlich optimistisches Thema, aber die Wissenschaft dahinter ist faszinierend. Und es ist wichtig über das Phänomen Bescheid zu wissen, das unsere Welt in den nächsten Jahrzehnten prägen wird.

Kommentare (7)

  1. #1 Frank Herbrand
    Bautzen
    1. März 2022

    Hallo Florian,

    Ich bin mit dem Hören Deines Podcasts zusammen mit Claudia Frick zum 1. Teil noch nicht ganz durch. Dank Homeoffice bleibt weniger Zeit im Auto zum Podcasthören. Aber ich freue mich, dass Ihr durch haltet und mich (nicht nur natürlich) auch zum dem 2. Teil informieren werdet!

    Ich hätte mir den Bericht nie im Ganzen genommen und durchgearbeitet. Neben dem Job gibt es auch vieles Wichtiges nebenher, was mich gerne Zeit kostet. Mein großer Dank gilt Dir und Claudia, diese Intensität durchzuhalten, die mich und viele Andere am Montag wöchentlich ein Stück des Forschungsstandes zum Klimawandel und der Krise näher bringt. Ich hoffe, dann im Kleinen in meiner Umgebung die Gelegenheiten nutzen zu können, als Multiplikator dieses Wissens zu wirken.

    Ich leide mit Euch um den Umfang der Papiere. Aber dass Ihr die auf ein hörbares Niveau für uns eindampft, ist eine riesig große Leistung! !!

    So trocken Papier oft ist, ihr macht es im Podcast… feucht? … naja, die Erkenntnisse der Klimaforscher sind inzwischen in so vielen Details tatsächlich so sicher, dass man eigentlich oft heulen müsste!

    Aber jammern hilft nicht. Je schlauer wir sind desto zielstrebiger können wir handeln. Also freue ich mich schon auf den nächsten Sack Informationen aus dem 2 Teil.

    Haltet gut durch!

    Viele Grüße, Frank

  2. #2 Florian Freistetter
    1. März 2022

    @Frank: Danke für die netten Worte. Der zweite Teil ist ja tatsächlich “kürzer”. Hat nicht mehr 4000 Seiten sondern nur noch 3700 😉 Ist quasi ein Kinderspiel…

  3. #3 Olaf
    2. März 2022

    Es kamen bereits Meldungen zum zweiten IPCC-Bericht in den Medien. Soll sehr dramatisch sein.

  4. #4 Till
    2. März 2022

    Ich bin schon sehr gespannt auf Euren Podcast zum zweiten Teil! Genau die Auswirkungen des Klimawandels sind der für mich interessanteste Teil.

    Der erste Teil fühlte sich für mich ein wenig an wie der Methodenteil eines Papers. Ich fand es zwar sehr spannend, zu erfahren, wie die ganzen Daten zustande kommen und wie sicher man sich bei den einzelnen Vorhersagen ist. Aber wenn man den Autoren vertrauen kann (was ich tue) und wenn man selbst nicht auf dem Thema Arbeitet, dann ist eben der Ergebnisteil am interessantesten – und den erwarte ich im Zweiten Sachstandsbericht ;-).

    Insofern: Vielen Dank, dass Ihr Euch diese viele Arbeit macht und immer her mit den neuen Folgen 😉

  5. #5 Detlef
    Mülheim an der Ruhr
    14. März 2022

    Hallo Florian
    Ich höre den Blog zum IPCC Bericht mit großer Freude. Dieses Thema ist in der Öffendlichkeit eher unbequem und lästig. Ich finde es notwendig das das Klima einen breiteren Rahmen in Wirtschaft und Leben einnimmt. Schön das ihr einen verständlichen Beitrag dazu liefert. Auch wenn es ja aktuell eher schlecht ums umdenken bestellt ist. Ich habe vor kurzem im Radio gehört, das Deutschland seinen Schadstoffausstoß nicht verringert sondern in 2021 nochmal gesteigert habe. Könntet ihr darauf eingehen oder passt das gar nicht in eure Planungen ?

  6. #6 Florian Freistetter
    15. März 2022

    @Detlef: Wir beschränken uns beim Podcast tatsächlich auf den IPCC-Bericht. Wenn es sich ergibt, können wir auch ab und zu mal aktuelles einbauen. Aber geplant ist das nicht.
    Abgesehen davon: Die ganze Welt hat 2021 wieder so viel CO2 ausgestoßen wie 2019. Insofern würde es mich absolut gar nicht wundern, wenn auch die Schadstoffemissionen ansteigen.

  7. […] Das interessiert mich natürlich; ich bin Astronom und ich beschäftige mich seit längerer Zeit auch intensiv mit der Klimakrise. Die Studie ist interessant; ein paar Dinge habe ich dann aber doch daran […]