Meine Güte, der März ist gleich vorbei. Und es ist Zeit für die Buchempfehlungen. Diesmal habe ich zwei wirklich lesenswerte Bücher. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, aber beide sind definitiv eines: Unterhaltsam!
Prost!
In Österreich ist Marco Pogo mittlerweile durchaus bekannt. Wie es in Deutschland, der Schweiz und dem Rest der Welt ist, kann ich nicht sagen – aber es kann definitiv nicht schaden, wenn man ihn auch dort kennen lernt. Pogo ist Musiker, Arzt und Politiker. Das ist eine durchaus unkonventionelle Mischung und warum das so ist, kann man in seinem Buch “Gschichtn” nachlesen.
Der Titel ist nicht irreführend. Es sind Geschichten, die sich vor allem mit Pogos Musikerkarriere beschäftigen. Es geht um Touren durch Russland oder China, um die Mythen und Realitäten des “Rockmusiker”-Lebens. Wäre Marco Pogo nur ein Musiker, dann wäre das auch nicht verwerflich, aber dann wäre er nur ein Musiker von vielen. Aber im Jahr 2015 hat Pogo die Bierpartei gegründet. Auch diese Geschichte wird im Buch geschrieben. Eigentlich war es nur ein Gag, der im Zuge eines Liedes seiner Band “Turobier” entstand. Das Lied “Die Bierpartei” aus dem Jahr 2014 persifliert das politische Leben in Österreich. Aber, so Pogo, wenn man schon über eine “Bierpartei” singt, dann kann man ja vielleicht auch eine gründen. Also hat er genau das gemacht. 2019 trat sie das erste Mal zu Nationalratswahlen an und hatte dank der Ibiza-Affäre gleich das passende Setting. “Bsoffene Gschichten”, so Pogo, sollte man nicht den Amateuren überlassen. Mit Forderungen nach Freibier, einem Verbot von Radler oder einem Bierbrunnen war die Bierpartei zwar definitiv als Spaßpartei deklariert. Konnte aber bei der Landtagswahl in Wien 2020 immerhin 11 Mandate in Bezirksvertretungen gewinnen. Pogo selbst ist Bezirksrat in seinem Heimatbezirk Simmering und dort durchaus auch mit ernsthafter politischer Arbeit konfrontiert.
Als studierter Arzt hat er natürlich auch während der Corona-Pandemie durchaus eine Meinung zu den Dingen und seine Popularität genutzt, um bei Konzerten Menschen zu impfen oder öffentlich für Impfungen zu werben. Tatsächlich und trotz der satirischen Ausrichtung seiner Partei ist Pogo mittlerweile fast zu einer der vernünftigeren politischen Stimmen in Österreich geworden (und das will schon was heißen). Wer möchte, kann dieses Interview in der “Zeit” (kostenpflichtig) lesen oder das hier im “Standard”. Oder – noch besser – sich ein bisschen was ansehen:
Wenn ihr das gemacht habt, dann solltet ihr aber auch das Buch lesen. Es ist nicht lang, es ist keine schwere Lektüre, aber es ist äußerst unterhaltsam. Wenn man ein Buch sucht, das man beim Biertrinken lesen kann, dann sollte man dieses nehmen! Ein Bier pro Kapitel (was auch nötig ist, um das traumatische Ende mit dem Eichhörnchen halbwegs zu überstehen). Prost!
Erebus
Erebus ist der griechische Gott der Finsternis. Und der Name eines Schiffes. Wer sich auch nur ein bisschen mit der Geschichte der großen Entdeckungsreisen oder der Polarforschung beschäftigt hat, wird zwangsläufig auf diesen Namen gestoßen sein. Die HMS Erebus hat gemeinsam der HMS Terror nicht nur die Antarktis erforscht sondern auch die Arktis. Wo sie mitsamt ihrer Besatzung 1848 gesunken ist. Die Franklin-Expedition ist berühmt, vor allem wegen ihres tragischen Endes. Unter dem Kommando von Sir John Frankling ist die Besatzung der Erebus und die Besatzung der Terror beim Versuch die Nordwespassage – der Seeweg vom Atlantik in den Pazifik nördlich des amerikanischen Kontinents – zu finden zu Tode gekommen. Diese Geschichte wurde schon oft erzählt; ebenso wie die Geschichte der Polarforschung. Aber Michael Palin hat in “Erebus: Ein Schiff, zwei Fahrten und das weltweit größte Rätsel auf See” (im Original “Erebus: The Story of a Ship”) noch einmal einen ganz eigenen Weg gefunden.
Der englische Titel ist nicht nur weniger reißerisch als der deutsche, er sagt auch besser worum es geht. Es ist nicht die Geschichte der Franklin-Expedition; nicht die Geschichte der Nordwestpassage; nicht die Geschichte der Erforschung der Antarktis. Es ist die Geschichte der Erebus und damit eine Geschichte, die alle Geschichten enthält. Palin, dessen Reiseabenteuer immer einen Blick Wert sind, hat sich auf das Schiff konzentriert und damit ein ganz neues, umfassenderes und sehr faszinierendes Bild der Epoche geschaffen. Vom Bau der Erebus, über ihre ersten ereignislosen Fahrten im Mittelmeer geht es zur erfolgreichen und spektakulären Reise in die Antarktis. Wo James Clark Ross aber noch neue Entdeckungen machte, führt John Franklin das Schiff ins Verderben, als er damit in die Arktis aufbrach.
Palin erzählt vom imperialen England, das seine Navy im 19. Jahrhundert mangels Kriege auf wissenschaftliche Reisen schickte. Er erzählt vom Leben an Bord dieser Forschungsschiffe so lebhaft wie kaum ein andere. Er hat äußerst akribisch in den Quellen recherchiert um auch die letzten Details von Schiffen, Besatzung und den erforschten Regionen zu rekonstruieren. Vor allem: Er war selbst vor Ort. Alle relevanten Station der arktischen und antarktischen Reise der Erebus hat Palin auch selbst besucht. Das ist vielleicht der einzige Kritikpunkt den ich habe: Diese Passagen im Buch geraten ein wenig zu kurz. Ich hätte es schön gefunden, ein wenig mehr von dem Kontrast zu erleben, der zwischen den Beschreibungen der Entdecker aus dem 19. Jahrhundert und der Moderne herrscht. Aber die Kritik wiegt nicht schwer; “Erebus” ist ein packendes und fantastisches Buch. Wer ein paar Stunden in einer völlig andere Welt eintauchen will, sollte sich dieses Buch besorgen!
Was ich sonst noch so gelesen habe:
Ansonsten bin ich immer noch mit der Bewältigung des Foundation-Zyklus beschäftigt. Nachdem ich ja schon im Januar und “Foundation’s Edge” (auf deutsch: “Die Suche nach der Erde”. Isaac Asimov erzählt seine Jahrtausende lange Geschichte weiter und mittlerweile ist die Story immer noch ok; zum Glück sind aber jetzt doch ausreichend viele Frauen als Protagonistinnen aufgetaucht, dass man sich nicht mehr andauernd fremdschämen muss. Der erste und der zweite Band waren in der Hinsicht ja absurd männerlastig; jetzt ist es halbwegs realistisch, was die Lektüre auch gleich viel angenehmer macht, weil man sich nicht mehr dauernd fragen muss, was das für eine komische Welt ist, in der keine Frauen leben. Die Geschichte dreht sich immer noch um den Aufbau eines neuen galaktischen Imperiums; macht aber gerade einen Schwenk zur Suche nach der Erde (die in der fernen Zukunft der Foundation ein mythischer Ort ist). Mal schauen; ein paar Bände hab ich ja noch vor mir.
Was noch kommt
Ich freu mich schon auf den April. Da habe ich ein paar wirklich großartige Bücher in meiner Leseliste. Ihr werdet von Mobilität und Botanik hören, unter anderem. Also schaut wieder vorbei!
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