Dieser Gastartikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb. Alle eingereichten Beiträge werden im Lauf des Septembers hier im Blog vorgestellt. Danach werden sie von einer Jury bewertet. Aber auch alle Leserinnen und Leser können mitmachen. Wie ihr eure Wertung abgeben könnt, erfahrt ihr hier.

sb-wettbewerb

Dieser Beitrag wurde von Sebastian eingereicht.
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Ach ja, ich liebe es, mich mit den trivialen Dingen der Welt auseinandersetzen zu können. Umso mehr stellt sich mir immer wieder die Frage, wieso ich mich für ein Physikstudium entschieden habe.
Wahrscheinlich wegen dieses blöden inneren Dranges, die Welt erklären zu wollen.
Physik ist dafür aber erstmal eine ganz schlechte Anlaufstelle. Denn was ich mittlerweile festgestellt habe ist, dass das Studium am laufenden Band mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet.
Dabei geht es mir in erster Linie um die Frage: „Wie funktioniert das?“

Die Frage wird sich wohl auch Sir Isaac Newton im klangvollen Jahr 1666 gestellt haben, als er zum ersten Mal ein Glasprisma benutzt hat, um Licht in seine Spektralfarben zu zerlegen.
Das Spektrum, in dem wir Licht sehen können, erstreckt sich von niederfrequenterem, rotem Licht, bis hin zum höherfrequenterem, violettem Licht. Kommen die ganzen Frequenzen zusammen, entsteht das „weiße“ Licht, das z.B. auch die Sonne abstrahlt.

Man kann dieses weiße Licht allerdings auch wieder in seine Spektren zerlegen, in dem man es z. B. durch ein Prisma jagt.
Um zu verstehen, was im Prisma passiert, schauen wir uns mal den Begriff des Brechungsindex an.
Der Brechungsindex ist der Faktor, um den die Wellenlänge und die Phasengeschwindigkeit des Lichts kleiner ist, als sie es im Vakuum wäre (die Phasengeschwindigkeit gibt im Prinzip die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle an). Das führt dazu, dass der Lichtstrahl abgelenkt wird, sobald er von einem Medium in ein anderes (mit unterschiedlichem Brechungsindex) gelangt.

Die englischsprachige Wikipedia gibt ein wunderschönes Beispiel zu diesem Effekt:

By ajizai [Public domain], via Wikimedia Commons

By ajizai [Public domain], via Wikimedia Commons

Das Plastik hat einen höheren Brechungsindex als die Luft drum herum, weshalb das Licht abgelenkt wird. Im Wasser kann man einen ähnlichen Effekt beobachten. Jeder der schon Mal im Schwimmbecken von oben auf seine Beine geschaut hat, wird diesen Effekt kennen.

So, kommen wir aber mal wieder zurück zum Prisma. Wie oben schon beschrieben, besteht Licht nicht nur aus einer Wellenlänge, sondern aus mehreren unterschiedlichen. Und jede dieser Wellenlängen hat einen unterschiedlichen Brechungsindex.
Trifft das Licht nun leicht schräg auf ein Prisma, so wird das Licht gebrochen und jede Wellenlänge wird in einem anderen Winkel abgelenkt. Dies führt zur Entstehung des Regenbogens auf der Austritts Seite. Pink Floyd hat den Effekt auch mal sehr anschaulich dargelegt.

By Suidroot (Own work) [GFDL (https://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

By Suidroot (Own work) [GFDL (https://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

(Ja, ich weiß, das Cover von ‚The Dark Side of the Moon‘ sieht anders aus, aber irgendwie war mir das Thema mit dem Copyright nicht geheuer, also hab‘ ich mich für diese Variante entschieden. Ist aber auch ganz hübsch, würde ich sagen.)

Das rote Licht, welches den oberen Abschluss des Regenbogens bildet, besitzt eine etwas niedrigere Frequenz und wird deshalb in einem etwas flacheren Winkel abgelenkt.
Da das violette Licht die höchste Frequenz des sichtbaren Spektrums besitzt, wird es auch am stärksten abgelenkt, weshalb es den unteren Abschluss des Regenbogens bildet.

Tja, soweit, so einfach. Wo wäre denn der Spaß, wenn das schon alles gewesen wäre?
Schauen wir uns also mal die Errungenschaften einiger, weiterer großer Männer an.

Im nicht ganz so klangvollen Jahr 1859, also 193 Jahre nach Newtons Entdeckung, zeigten die Wissenschaftler Gustav Robert Kirchhoff und Robert Wilhelm Bunsen, den Effekt der Flammenfärbung.
Grundlage für die Arbeit war die Entdeckung von Joseph von Fraunhofer, der einige Jahre zuvor dunkle Linien im Spektrum der Sonne zeigte (die sogenannten Absorbtions- bzw. Fraunhoferlinien).
Diese Flammenfärbung ist die Eigenschaft eines Elements bei der Verbrennung in farblosen Flammen, unterschiedliche, spezifische Wellenlängen (sprich: Farbiges Licht) abzugeben. Diese Wellenlängen sind charakteristisch für jedes einzelne Element. Im Umkehrschluss bedeutet das, kennt man diese Wellenlängen, kann man Rückschlüsse auf das Element ziehen.
Der Effekt der Flammenfärbung beruht auf der Umwandlung von Wärme- zu Strahlungsenergie. Dabei werden die Valenzelektronen durch Wärme angeregt, und geben Licht ab, wenn sie wieder in den Normalzustand zurückfallen.
Dieses abgegebene Licht, macht sich im Spektrum als sogenannte Emissionslinie bemerkbar.
Im folgenden Beispiel sieht man zwei unterschiedliche Spektren. Das obere stammt von einer Calciumprobe. Das Element, das im unteren Spektrum gezeigt wird, konnte ich leider nicht eindeutig bestimmen.

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Kommentare (24)

  1. #1 Thomas Rosin
    17. September 2014

    Überschrift des Bildes:
    Use the image below to view the spectra of calcium (top) and sodium (bottom). d. h.: Sodium (NaCl, Kochsalz)
    auf: https://imagine.gsfc.nasa.gov/docs/teachers/lessons/xray_spectra/student-worksheet-flame.html

    Die Physik steht und bleibt für große und beeindruckende Themen.

  2. #2 Eos
    17. September 2014

    Super Artikel! Hat mir sehr gut gefallen! Ich hab was gelernt und du hast mich zum lachen gebracht! Danke dafür!

  3. #3 Crazee
    17. September 2014

    Schöner Artikel. Der kurze Rant-Exkurs wirkt ein wenig seltsam.
    Die Arbeit mit den Bildern ist schon fast freistetterisch gut gelungen.
    Danke.

  4. #4 Alderamin
    17. September 2014

    @Sebastian

    Toll geschrieben und schön bebildert. Ein Kandidat für den Sieg.

  5. #5 BerndB
    17. September 2014

    Ich habe das gleiche Experiment damals in Halle machen dürfen. Der Raum war mit einer der dunkelsten, die ich je betreten habe 😉 Irgendwann konnte ich dann aber nicht mehr ins Okular gucken, weil einem nach einer Weile alles verschwimmt.
    Respekt vor den Leuten, die das damals erst entdeckt haben und schlechtere Instrumente hatten.

    Das führt mich dazu, was mir in allen Physik-Vorlesung ein wenig gefehlt hat: Wie man auf gewisse Erkenntnisse kommt, sprich die Geschichte der Physik. Dabei ist die eigentlich spannend und würde vielleicht dem ein oder anderen klar machen, dass es kein Blödsinn ist, was die Wissenschaftler(TM) sich so alles ausdenken.

    Vielleicht wäre ein Experimentier- und Wissenschaftsgeschichts-Blog auf SB gar nicht schlecht.

  6. #6 Anti-Held
    17. September 2014

    Bisher der beste Artikel im Wettbewerb!

  7. #7 Florian Freistetter
    17. September 2014

    Ihr denkt übrigens eh alle daran, eure Favoriten dann auch entsprechend offiziell mitzuteilen?

  8. #8 Dampier
    17. September 2014

    Lehrreich und amüsant. Sehr schön.

  9. #9 Fumsailor
    17. September 2014

    Sehr schöner Artikel, gefällt mir bis jetzt auch am besten.
    Vor allem die Zusammenarbeit der verschiedenen Zweige der der Physik anhand eines relativ einfachen Versuches ist gut gelungen.
    Wenn schon bei diesem Versuch so viel verschiedenen Dinge zusammenarbeiten wird einem schnell klar das in der Natur nichts einfach ist.
    Ich habe zwar “nur” E-Technik Fachrichtung Regeltechnik studiert (allerdings noch mit einem Dipl.Ing.) aber das mit den Komilitonen bei den Versuchen kann ich völlig nachvollziehen. Manchmal hätte man….

  10. #10 Alderamin
    17. September 2014

    @Florian

    Kommt nachher alles in einer Mail. Man muss sich ja erst einmal einen Überblick verschaffen.

  11. #11 Dampier
    17. September 2014

    Ich werde meine Wertung auch erst nach dem 29. abschicken. Natürlich werde ich das nicht vergessen 😉

  12. #12 Sebastian
    17. September 2014

    Puh, ich muss sagen, ich war ja relativ nervös, wie mein Text denn Anklang finden würde. Umso schöner ist es, dass er euch gefallen hat.

    @Thomas Rosin: Von Natrium ist auch unter der Bildbeschreibung die Rede. Allerdings sagt mir die Beschreibung unter diesem Bild hier, <a href=https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sodium_and_calcium_spectra.jpg
    dass es nicht Sodium ist.
    Vielleicht sollte ich einfach mal alle Elemente durchgehen. Spektroskope einstellen kann ich ja inzwischen.

  13. #13 Sebastian
    17. September 2014

    Ohjeh, hoffentlich sieht keiner meiner Informatik-Dozenten, dass ich gerade ‘nen HTML-Tag vergeigt habe…

  14. #14 Thomas
    17. September 2014

    Danke! Wieder was gelernt. Du hast gerade Dominic in meiner persönlichen Wertung von Position 1 verdrängt.. 😉

  15. #15 Alderamin
    17. September 2014

    @Sebastian

    Das Element, das im unteren Spektrum gezeigt wird, konnte ich leider nicht eindeutig bestimmen.

    Vielleicht Stickstoff?

    Das hier ist eine coole Seite.

  16. #16 Sebastian
    17. September 2014

    @Alderamin

    Stickstoff sieht schon ganz gut aus, aber ich glaube, das passt noch nicht zu 100%. Vor allem im Bereich von ungefähr 6560nm – 700nm, hat Stickstoff ein paar Linien mehr vorzuweisen, als … ja, was auch immer das da oben ist.
    Aber der Link ist ja der Hammer! Die Seite hätte ich mal während des Versuchs gebraucht. Oder während der Auswertung. Oder als ich versucht hab’, das “unbekannte” Element da oben durch googlen zu bestimmen 😀

  17. #17 cassandra
    17. September 2014

    Calcium (oben) und Na (Natrium=Sodium/en – nicht Kochsalz)) unten 🙂

    schöner Artikel

    Wenn Du mal alles verstehen willst, darfst Du wirklich nicht Physik studieren- vielleicht Wirtschaft?

    Habe nun, ach! Philosophie,
    Juristerei und Medizin
    Und leider auch Theologie
    Durchaus studiert mit heißem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor!
    Und bin so klug also wie zuvor

    Zitat Ende 🙂

    die Erkenntnis ist alt

  18. #18 Martin
    17. September 2014

    Im Moment der Erkenntnis wird das Gehirn eines Nerds mit Serotonin und Dopamin geflutet. Sei vorsichtig mit Erkenntnis. Bitte nur in geringen Dosen.

  19. #19 Thomas Rosin
    17. September 2014

    Asche auf mein Haupt! Sodium ist natürlich das reine Natrium!
    Im link von @Alderamin (sehr schön!) kann man auch die Bilder mit denen von @Sebastian verwendeten vergleichen (also Na ist zu sehen).

  20. #20 Sebastian
    17. September 2014

    @ Cassandra:
    Natrium an sich wird es leider nicht sein. Das hat eine sehr charakteristische gelbe Flamme, wenn es verbrennt. Das äußert sich bei geringen Temperaturen auch in einem sehr markanten gelben Strich im Spektrum. Bei höheren Temperaturen (3700° aufwärts), sieht man wohl noch weitere Linien im Spektrum, allerdings weichen die doch von dem Bild da oben ab.

    Wenn ich wüsste, dass ich rund 200 Jahre alt werde, würde ich sicher viel mehr Zeit meines Lebens mit dem Studium verbringen. Ich würde mich liebend gerne ein Mal quer durch das universitäre Spektrum studieren (pun not intended).

    @Martin:
    Jetzt noch ‘ne Portion Glutamat und es wird ‘ne Party!

    So, und bevor ich jetzt weiter nach dem richtigen Element suche (ich vermute, es könnte vielleicht Chlor sein), möchte ich mich noch mal herzlich für die ganzen Kommentare bedanken. Ich freue mich wirklich sehr darüber, dass der Artikel so gut an kommt.

  21. #21 Gaius
    17. September 2014

    Ganz gut, aber mein Favorit ist es nicht. Dazu stimmt teilweise die Balance zwischen witzig gemeintem und Substanz nicht, finde ich.

    Vielleicht liegt es aber auch einfach am Thema, das mich nicht so fasziniert … 🙂

  22. #22 Thomas Rosin
    18. September 2014

    es ist Sodium (Na):
    auf der Seite https://www.amateurspectroscopy.com/color-spectra-of-chemical-elements.htm den Block, der mit Calcium beginnt und mit Krypton aufhört, in der Größe so ändern, dass die wichtigsten Linien mit den hier im Blog ganz oben gezeigten in der Position übereinstimmen. Die Farben sollte man nicht so ernst nehmen, die werden durch diverse Bildschirmeinstellungen und Farbübertragungen (z.B. Papier -> CRT) verfälscht.

  23. #23 Sebastian
    18. September 2014

    @Thomas Rosin:
    So langsam überzeugst du mich. Wenn es tatsächlich Natrium ist, dann war die Probe entweder extrem heiß, oder stand unter wirklich hohem Druck.
    Jedenfalls sieht das “normale” Natrium-Spektrum nicht ganz so farbenfroh aus. Das mir bekannte Spektrum von Natrium besteht eben wirklich nur aus dem markanten, gelben Strich.
    Aber schön, dass wir das Rätsel vielleicht doch lösen konnten 😀

  24. […] Dieser Text wurde von mir bereits veröffentlicht. Und zwar im Zuge des Astrodicticum-Simplex Schreibwettbewerbs. Dort hat er mir den zweiten Platz […]