Letztes Jahr im August hat die NASA ein “unmögliches” Antriebssystem entwickelt. Es bräuchte keinen Treibstoff und es wäre nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Raumschiffe mit Warp-Antrieb zu fernen Sternen und Galaxien aufbrechen. Das zumindest konnte man damals überall im Internet lesen. Und es war Unsinn. In den letzten Tagen macht eine neue Meldung die Runde. NASA-Wissenschaftler hätten verkündet, sie hätten die Barriere der Lichtgeschwindigkeit durchbruchen, berichtete eine sehr populäre Seite mit Wissenschaftsnachrichten da zum Beispiel. Und in den üblichen Ecken des Internets wurde dieses Thema natürlich begeistert aufgegriffen.
Die Aufregung ist verständlich. Es wäre großartig, wenn uns eine Möglichkeit zur Verfügung stünde, schneller als das Licht durch das Universum zu reisen. Dort draußen gäbe es so viel zu sehen, zu entdecken und zu verstehen. Aber der Kosmos ist so unvorstellbar groß, dass schon die Reise zu unserem Nachbarplaneten einen immensen, kaum zu bewältigen technischen Aufwand darstellt. Um andere Sterne zu erreichen müssten wir wohl mindestens ein paar Jahrtausende unterwegs sein und ein Besuch bei anderen Galaxien ist eigentlich völlig unmöglich.
In Fernsehserien wie Raumschiff Enterprise ist das natürlich anders. Da fliegt man mit “Warp-Antrieb” von Stern zu Stern und erlebt neue Abenteuer. Ein überlichtschneller Antrieb ist in der Science-Fiction aber eine dramaturgische Notwendigkeit um die Handlung voranzutreiben. In der Realität ist die Lichtgeschwindigkeit allerdings immer noch das oberste Geschwindigkeitslimit, das nicht überschritten werden kann.
Ja, es gibt die wissenschaftlichen Arbeiten von Miguel Alcubierre & Co, die zeigen, das ein echter Warp-Antrieb theoretisch möglich wäre. Was das aber tatsächlich bedeutet, habe ich erst kürzlich in meinem Buch “Asteroid Now: Warum die Zukunft der Menschheit in den Sternen liegt”* ausführlich beschrieben. Es ist im Rahmen der derzeit bekannten Naturgesetzen zwar im Prinzip möglich, sich eine Möglichkeit auszudenken, mit der man den Raum so krümmen könnte, das man sich schneller als das Licht von A nach B bewegt. Aber nur unter sehr speziellen Voraussetzungen: Man bräuchte dafür zum Beispiel Materie, die eine negative Masse hat. Niemand weiß heute, wie so eine Form der Materie aussehen soll, wie sie existieren können soll, wie sie entstanden sein könnte, was das eigentlich sein soll und wo man sie herbekommen könnte. Was aber auch egal ist, weil man dafür Mengen benötigt, die ein Vielfaches der Masse eines Sterns oder gar des ganzen Universums ausmachen müssten. Und selbst dann würde man mit so einem Antrieb keinen Spaß haben, weil man innerhalb des Raumschiffs vom Rest des Universums abgeschnitten wäre, nicht mit dem “draußen” kommunizieren könnte und vermutlich beim “Flug” durch das Universum eine Welle der Vernichtung vor sich her treibt, die jeden Planeten zerstört, den man gerne untersuchen wollen würde. Das beste was man über diesen Alcubierre-Antrieb sagen kann, ist: Man hat noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen, das er unmöglich ist…
Die NASA hat nun allerdings auch keinen Alcubierre-Antrieb gebaut. Genaugenommen hat die NASA gar keinen Antrieb gebaut. Die aktuellen Meldungen beziehen sich wieder einmal auf ein paar Tests, die ein NASA-Wissenschaftler mit dem “EM-Drive” durchgeführt hat. Das ist das Gerät, das auch im letzten Jahr schon Schlagzeilen gemacht hat; das Ding, das angeblich den Impulserhaltungssatz verletzt und ohne Treibstoff Bewegungsenergie erzeugt. Die Belege für all diese Aussage waren allerdings schon damals sehr dünn bzw. zweifelhaft und das ist nicht unbedingt besser geworden. In einem Internetforum wurde nun kürzlich ein Versuch bei diesem EM-Drive diskutiert, bei dem sich Lichtstrahlen angeblich schneller als das Licht durch das Ding bewegt haben. Was ein “Beweis” dafür sein soll, dass sich darin eine Art “Warp-Feld” aufgebaut hat, mit dem wir dann demnächst schneller als das Licht durch das Universum reisen werden…
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