Nein, der Tod schreckt mich nicht. Der grimme Schnitter wird ja gerne hervorgeholt, um den besonders hartleibigen Atheisten zuzusetzen und sie, an diesen Abgrund gedrängt, zu Zugeständnissen zu zwingen. Doch der Tod ist kein Abgrund, er ist einfach nur die vollständige Minimierung aller Möglichkeiten. Langweilig, fast schon banal und sicher unwürdig einer (ehr)furchtvollen konzeptionellen Durchwirkung mit “transzendenten” und metaphysischen Begriffen. Man kann nicht bedauern, tot zu sein, ja nicht einmal wahrheitsgemäß sagen oder denken: ich bin tot. Epikur hat das gut gesagt: “Mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen. Bin ich, ist er nicht. Ist er, bin ich nicht.” oder auch: “Wer sterben gelernt hat, hört auf, ein Knecht zu sein.”
Ich glaube wirklich, das wird keine große Sache. Vielleicht wird das Sterben etwas unangenehm, aber man hat sich ja auch schon durch eine Geburt gequält; letztlich muß jeder mal und vorher sollte man einfach soviel Zeug wie möglich erledigen, also: gelebt haben. Lieben, leiden, genießen, so viel und intensiv es geht, vielleicht etwas hinterlassen… that’s all.
Es ist mir irgendwann gelungen, mich mit der Menschheit, ja dem Menschsein zu versöhnen und neben all unsern Fehlern, Schwächen und Unzulänglichkeiten das Potential in uns zu sehen und zu bewundern und Mitgefühl und Rührung für uns und unsere unstillbare Sehnsucht zu empfinden… Es muß also keinen Grund geben, warum etwas existiert. In der Natur existiert kein “Warum”. Kausalität ist ein Artefakt des menschlichen Geistes, das sich aus dem Substrat einer genetischen Disposition erhebt. Wir sind gewohnt, nach Gründen zu fragen und nach dem “Ursache-Wirkung”-Prinzip zu denken. Wir projizieren diese Gewohnheit, dieses dringende Bedürfnis auf die Welt und erwarten, daß sich für alles ein Grund oder Urheber finden läßt. Das ist nicht so und das Universum, die Welt “schuldet” uns keine Antworten auf unsere Fragen. Es gibt nur uns. Und wir sind frei.
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*zum Selbstverständnis des Bloggers
Nachtrag am 14.05.2015: diesen Beitrag gibt es jetzt auch in der Soundcloud zum Anhören
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