Der Karikaturstreit von 2005 zeigte exemplarisch, wie unvereinbar der Islam mit diesen zentralen demokratischen Werten ist und selbst fünf Jahre danach konnte sich der Karikaturist seines Lebens nicht sicher sein. Als wie kleinlich und rachsüchtig und empfindlich und nachtragend und inferior muß man seinen eigenen angeblich so großen Gott auffassen, wenn man ernsthaft meint, nach dessen Willen zu handeln, indem man versucht, einen alten Mann, der vor Jahren eine Zeichnung anfertigte, hinterrücks und brutal zu ermorden?!
Auf das allfällige und wohlfeile Argument, daß dies die Taten einzelner nicht repräsentativer Irrer gewesen seien, erinnere ich daran, daß es anläßlich des Karikaturenstreits Fernsehbilder von Massenszenen in arabischen Ländern zu sehen gab, wo Puppen des Zeichners und dänische Flaggen (und nachher Flaggen eines jeden Landes, das sich mit Dänemark und/oder der Unverhandelbarkeit der Menschenrechte solidarisch erklärte) verbrannt und im Chor Todesdrohungen skandiert wurden. Und wenn innerhalb dieser Religionsgemeinschaft bei einem Großteil selbst derjenigen ihrer Angehörigen, die in den demokratischen Industrienationen leben, wirklich Einigkeit darüber bestünde, daß es sich bei den genannten und anderen einschlägigen Taten im Namen dieser Religion, eben nicht um repräsentatives islamisches Verhalten, sondern um gemeine Verbrechen handelt, dann würde ich nach jeder solchen Tat einerseits sichtbare Protestaktionen gegen das Vorschützen religiöser Motive und gegen den Mißbrauch des islamischen Bekenntnisses als Terrorapologie und andererseits eine selbstkritische Innenschau erwarten, um zu prüfen, ob diese Religion wirklich, wie behauptet, kompatibel mit demokratischen Werten und den Menschenrechten ist. Dies aber passiert, wenn es denn passiert, meist nur verhalten und schwachbrüstig und wirkt dabei eher wohlfeil und zugeständnismäßig als wirklich überzeugt. Und nicht selten werden Moslems, die es damit ernst meinen und eine kritische Sicht auf den Islam äußern, ihrerseits mit dem Tode bedroht.
Fazit:
Ein Gesetz wie der deutsche §166 und die Blasphemiegesetze aus anderen Ländern, vor allem jedoch die Bestrebungen, die dazu führten, daß sie überhaupt geschrieben und ratifiziert werden konnten, zeigen ein weiteres Mal, wie groß das Schutzbedürfnis und wie profund die Schwäche und im gleichen Zuge heillos die Wehrlosigkeit der Religionen ist, so daß sie und ihre Vertreter nicht vor den schändlichen Tat zurückschrecken, die freie Rede und Meinungsäußerung zu bekämpfen – ob durch Gesetzesinitiativen oder blanken Terror – die für unsere gesamte demokratische Zivilisation doch so elementar wichtig ist!
Eine grundsätzliche Frage muß doch lauten: gibt es ein Recht darauf, sich nicht beleidigt zu fühlen? Und: darf man Menschen den Mund verbieten, um mit anbiederischer Unterwürfigkeitsgeste religiösen Empfindlichkeiten aufzuwarten?
Beides muß in einer freiheitlichen Demokratie ganz klar mit “Nein” beantwortet werden.
Ich finde, man braucht keinen Respekt vor Religion zu haben. Vor keiner. Und auch nicht vor religiösen Gefühlen. Und man sollte das und sich über Religionen so oft und kritisch und scharf äußern, wie es einem/einer beliebt.
Ich will damit aber niemandem seine Religion oder seinen Glauben streitig machen und toleriere sie und ihre Ausübung unbedingt, solange sie mit den Menschenrechten und der Verfassung vereinbar sind und ich bin daher auch unverbrüchlich für Toleranz und für die Religionsfreiheit (die selbstverständlich auch die Freiheit von Religion garantieren muß). Aber noch wichtiger und ‘heiliger’ und größer ist das Recht auf freie Meinung, Kunst und Rede. Ohne dieses Recht ist Freiheit nicht denkbar. Ohne Religion schon.
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Nachtrag 13.02.2012
Gute Nachrichten für die Meinungsfreiheit:
Die Amtsrichterin aus Berlin hat die Klage inzwischen abgewiesen, da sie, in Anbetracht der Öffentlichkeit der Mißbrauchsfälle durch die kath. Kirche, in der Äußerung des Bloggers keine Eignung zur Gefährdung des öffentlichen Friedens feststellen konnte.
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