Im US-Bundesstaat Mississippi wurde am 8.11. über eine Ergänzung zur Verfassung abgestimmt, die einer Zygote, also einer befruchteten Eizelle, alle Rechte und allen Schutzanspruch einer vollwertigen Person eingeräumt hätte. Zum Glück wurde diese Ergänzung abgelehnt.
Eine solche Gesetzesänderung, in Mississippi wurde sie als “Initiative 26” bezeichnet, hätte nicht nur Abtreibungen in jedem Fall, sondern auch Verhütungsmittel, die erst nach der Befruchtung der Eizelle und vor der Einnistung des Embryos in die Gebärmutter wirken, illegalisiert; sie hätte zudem eine schwere Einschränkung von reproduktionsmedizinischen Eingriffen wie der In-Vitro-Fertilisation aber auch von chemotherapeutischen Behandlungen z.B. krebskranker Schwangerer bedeutet und vermutlich auch wieder einmal eine landesweite Debatte über Abtreibung initiiert.
Initiative 26 war, ich bin versucht, zu sagen: natürlich ein neuerlicher Vorstoß der christlichen Rechten, vor allem in der Erscheinungsform der Aktivisten von “Personhood” (wer sich die Propaganda dieser Eiferer zumuten möchte, kann das hier auf eigene Gefahr tun) und vor der Abstimmung sah es, auch angesichts der Tatsache, daß die Gouverneur-Kandidaten beider großen Parteien die Initiative unterstützten, erschreckenderweise schwer danach aus, daß dem Vorhaben Erfolg beschieden sein würde.
Warum letztlich doch die Vernunft gesiegt hat, wird noch analysiert, aber vielleicht hat es mit dem maliziösen Irrsinn zu tun, der einer solch absurden Idee zugrundeliegen muß, der viele Menschen im letzten Moment abgeschreckt hat dafür zu stimmen.
Die Washington Post fasste es gut zusammen (ich übersetze):
Die größte Absurdität bestand in der “Befolgbarkeit” dieser Verfassungsergänzung. Denn wie könnte der Staat Mississippi auch einen Zygotenmord verhindern oder strafrechtlich verfolgen? Von Einzelfällen abgesehen sind sich die meisten Frauen des exakten Moments der Befruchtung nicht bewußt. Wie genau sollte, abgesehen vom Einsatz wandernder Ultraschallstationen oder von erzwungenen Feld-Schwangerschaftstests bei gebärfähigen Frauen, der Staat eine “Person” schützen, wenn er nicht einmal weiß, ob diese Person überhaupt existiert?
Ich habe schon an anderer Stelle meine Überlegungen dazu ausgeführt, wann menschliches Leben beginnt und warum religiöse Gruppierungen so erpicht auf die Kontrolle über die Definition von Leben aber auch über die Körper von Frauen sind und belasse es daher hier dabei, mich zu freuen, daß die Mississippianer (?) diesen üblen Vorstoß gestoppt haben und zu hoffen, daß uns so etwas erspart bleiben möge.
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