Auch bei diesem eigentlich sehr ernsten Vortrag wurde geschmunzelt, weil René Hartmann (links im Bild), der immer wieder einsprang, um Teile des gerade Gesagten für die nicht-deutschsprachigen Zuhörer zu dolmetschen, sich sichtlich gequält abmühte, die teilweise sehr pikanten Details ins Englische zu übersetzen.
Ich fand es sehr erhellend und im Sinne eines globalen, d.i. sich nach allen Seiten umsehenden Atheismus’, auch den Buddhismus nicht von offensichtlich hochverdienter Kritik auszunehmen. Nach dem, was ich von Colin Goldner erfahren habe, werde ich jedenfalls nicht mehr den Fehler machen und den Buddhismus und seine “Würdenträger” von allen Weltreligionen für die harmlosesten halten, denn in seinem Namen werden auch heute noch widerlich sexistische, menschenverachtende Praktiken ausgeübt und das hat nichts mit ulkigen Opis in bunten Plünnen, Räucherstäbchen, Klangschalen und asiatischer Exotik zu tun!
Den letzten Vortrag und damit Abschluss des ersten Tages stellte Dan Barker vor, ein äußerst charismatischer und typisch US-amerikanischer Entertainer, der nicht nur ausgezeichnet vorträgt sondern sich zwischendurch auch ‘mal eben an den Flügel setzt und den “Atheists are people, too”-Blues spielt und singt und der sich seine unbestreitbaren “Rampensau”-Qualitäten in seinem früheren Leben als evangelikaler Prediger erworben hat.
Ja, ganz recht, als Prediger einer fundamentalistischen Kirche von evangelikalen Christen. “Kennen Sie diesen Typ, der immer nett und super-gut drauf ist und auf Dich zukommt und fragt: “Hey! Hast Du schon die gute Nachricht gehört? Jesus wird Dich erretten!”” fragte uns Dan Barker und sagte “Ich war dieser Typ!”
Im folgenden trug er sehr eindringlich vor, wie er als Evangelikaler aufgewachsen ist, Prediger wurde und vor hunderten Menschen seine Botschaften verkündete und bisweilen sogar Leute auf der “Bühne” heilte (er weiß natürlich, daß das eine Täuschung war). Er betonte, daß es im Geist eines Fundamentalisten nur Schwarz und Weiß, nur die Extreme gebe, nichts dazwischen, nichts “lauwarmes”. Dies mache die Einordnung des Weltgeschehens und die eigene Verortung darin für diese Menschen so einfach und einen großen Teil der Anziehungskraft des Phänomens aus. Als Barker durch ein Ereignis in seinem Leben nicht anders konnte, als anzuerkennen, daß es auch Grau gebe, begann seine Dekonversion zum Atheisten. Ein zentraler Schritt war dabei die Lektüre von Wissenschaftsbüchern insbesondere über Evolution. Er predigte ohne Überzeugung noch eine Weile bis er schließlich aufgab und seinen Mit-Evangelikalen sagte : “Ich kann das nicht mehr!”
Heute ist er mit der gleichen Überzeugung und seiner mitreißenden Art auf “unserer” Seite, indem er sich als Bürgerrechtler zusammen mit seiner Frau (die auch auf der Tagung sprach) für die Trennung von Staat und Kirche einsetzt.
Insgesamt ein toller erster Tag mit klasse Sprechern! Leider war ich zu geschafft, um noch am “geselligen Beisammensein” teilnehmen zu können, aber ich wollte ja auch am nächsten Morgen ausgeruht zum ersten Vortrag wieder zurück sein.
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