Die Schwarze Mamba ist, als eine der giftigsten Schlangen überhaupt; nicht gerade eine gemütliche Zeitgenossin und bislang weniger für medizinischen Segnungen als vielmehr die drastisch lebensverkürzenden Auswirkungen ihrer bissigen Zuwendungen bekannt, mit denen sie gewöhnlich bis zu 20 mal mehr Gift per Injektion verabreicht, als bereits tödlich für einen Menschen wäre.

Französiche Forscher haben jetzt jedoch ein neues Peptid aus dem Gift der Schwarzen Mamba isoliert, das sie “Mambalgin” genannt haben und welches – zunächst getestet in Mäusen –  nicht nur ungiftig ist, sondern auch ganz hervorragende schmerzlindernde Eigenschaften hat. Die schmerzstillende Wirkungskraft des Mambalgin gleicht der von Morphin, im Gegensatz zu diesem Opiat wird aber gegen Mambalgin kaum Toleranz entwickelt, die ein großes Problem bei opiatgestützten Schmerztherapien ist. Außerdem bewirkt Mambalgin nicht die bei falsch dosierten Opiaten, z.B. häufig bei Heroinsüchtigen nach eimer Überdosis auftretende Atemdepression und auch andere Nebenwirkungen, wie Übelkeit, Muskelzuckungen etc. weist es nicht auf.  Diese Eigenschaften machen die Substanz aus dem Mambagift sehr attraktiv für eine pharmazeutische Nutzung zur Schmerztherapie, weshalb auch gleich ein Patent angemeldet wurde und ein Pharmahersteller erste Versuch gestartet hat.

Mambalgin wirkt, indem es sogenannte “acid-sensing ion channels“, das sind neuronale, nicht spannungs- sondern protonenabhängige Kationenkanäle, die eine wichtige Rolle bei der Weiterleitung von Schmerzreizen spielen, hemmt. Erst kürzlich wurde gezeigt, daß ein anderen Schlangengift diese Kanäle aktiviert und dadurch Schmerzen auslöst. Bei Mambalgin ist es offenbar genau anders herum und wenn sich die sehr vielversprechenden Ergebnisse aus den Mausexperimenten auch in den ersten klinischen Tests bei Menschen bestätigen, dann ist den Forschern wirklich eine große Entdeckung und vielleicht der erste Schritt für eine entscheidende Verbesserung in der Schmerztherapie gelungen.

Man hat übrigens bisher keine Idee, welchen Nutzen die Schwarze Mamba von der Herstellung dieses tollen Schmerzmittels hat…

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Referenz:

Diochot, S., Baron, A., Salinas, M., Douguet, D., Scarzello, S., Dabert-Gay, A., Debayle, D., Friend, V., Alloui, A., Lazdunski, M., & Lingueglia, E. (2012). Black mamba venom peptides target acid-sensing ion channels to abolish pain Nature, 490 (7421), 552-555 DOI: 10.1038/nature11494

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Kommentare (3)

  1. #1 Stefan W.
    02/11/2012

    Wie lange lebt ein Mensch denn normalerweise nach einem Mambabiss? Vielleicht ist es so, dass wehrhafte Tiere bei Schmerzen versuchen Rache an der Schlange zu nehmen, und ohne Schmerzen dazu neigen, die Gefahr zu unterschätzen und der Schlange nicht den Garaus zu bereiten, wenn noch möglich.

    Oder dass schmerzzuckende Mäuse beim runterschlucken die Schlange von innen noch verletzen? Oder warnt eine sedierte Maus ihre Artgenossen nicht mehr? Ich vermute aber, dass eine Schlange, die Beute gemacht hat, längere Zeit nichts neues braucht, und davon nicht groß profitiert.

  2. #2 rolak
    02/11/2012

    Ob eine isolierte Betrachtung dieses einen Wirkstoffes bei der Frage weiterführen kann, halte ich für fraglich, Stefan W. – sinnvoll eher der Vergleich Giftcocktail mit und ohne die Komponente Mambalgin, wenn nicht gar tiefergehend eine Analyse der Giftdrüsen dahingehend, welche Komponenten wie generiert werden.

    Derweil ist imho eine weitergehende Studie am Menschen, die Synthetisierung des Wirkstoffes und der mögliche Nutzen für die Schmerztherapie wesentlich interessanter…

  3. #3 Heraklit
    02/11/2012

    Ich frage mich: Wie sieht es mit der metabolischen Stabilität aus? Peptide, ob endo- oder exogen werden ja eher leicht abgebaut….