Ich wollte nichts zum Weltuntergang schreiben. Habe ich auch nicht. Andere schon und der folgende Gastbeitrag stammt von Carolin Courts. Sie ist meine Schwester, Autorin bei WDR5 und hat ihren Geburtstag überlebt.
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Okay, wir leben also noch. Beziehungsweise, alle, die diese Zeilen lesen oder hören können, leben offenkundig noch. Es gibt aber ein paar Dinge, die mich in diesem Zusammenhang nachdenklich stimmen und die ich gern mit anderen Überlebenden, also Ihnen da draußen, teilen würde:
Vor rund zwanzig Jahren war ich eine ganze Weile von dem Gedanken besessen, dass ich mit 34 sterben würde. Diese Überzeugung hatte nichts besonders Bedrohliches, es war einfach etwas, von dem ich glaubte, es sicher zu wissen. Oder zu fühlen. (Was allerdings für mich zu dieser Zeit ungefähr dasselbe war.) Die Überzeugung vom Tod mit 34 ließ im Lauf der Jahre nach. Wenn man 14 ist, kann man sich einiges für die Zukunft einbilden, das ist ja alles so weit weg. Wenn man dann aber irgendwann 33 ist, sieht die Sache schon ganz anders aus.
Jedenfalls ist mir mein kleiner, pubertärer Wahn erst Anfang des Jahres 2012 wieder eingefallen, als es überall hieß, am 21. Dezember werde man sich wohl mit dem Weltuntergang auseinandersetzen müssen, weil er diesmal ärgerlicherweise nicht mehr zu verhindern sei. Da, ich gebe es zu, hat es mich kurz gestochen! Denn der 21. Dezember 2012 ist, beziehungsweise war, mein 34. Geburtstag. Die meisten, die ich in diesen Gesamt-Zusammenhang eingeweiht habe, fanden die Sache „überaus unheimlich“. Fast war ich bereit, so circa jeden, den ich kenne, zu einer letzten, sentimentalen Supersause einzuladen. Heute sage ich: Gut, dass ich das gelassen habe, sonst säße ich jetzt auf den Schulden.
Dies ist eine wahre Geschichte, die beweist, dass auch relativ sauber tickende Menschen kurz mal an sich und der Komplexität des Lebens irre werden können. Und ich bin noch nicht fertig!
In meinem weiteren Umfeld befindet sich eine weibliche Person von schätzungsweise siebzig Jahren, die an diesem heutigen Tag 1 nach der ausgefallenen Katastrophe emotional ziemlich verkatert sein dürfte. Sie hat schließlich das Jahr 2012 teilweise damit zugebracht, H-Milch, Mineralwasser, Dosensuppen, Dörrobst und so weiter zu horten. In ihrer Wohnung im sechsten Stock ist jeder Winkel vollgestopft mit ihrem Willen zu überleben. Denn sie hat das apokalyptische Maya-Märchen nicht nur für bare Münze genommen, sondern auch beschlossen, beim Weltuntergang lieber doch nicht mitzutun. „Frau Dingenskirchen macht durch“!
Auch das ist eine wahre Geschichte. Ganz ehrlich: Wenn mir das passiert wäre, ich würde mir heute wahrscheinlich wünschen, die Welt wäre tatsächlich untergegangen.
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Und wer lieber hört als liest, wird hier fündig: Weltuntergang auf mp3
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