Die Ergebnisse waren sehr interessant und zugleich ermutigend. Erstens und wichtigstens: es hat funktioniert, wir konnten die miRNA-Expression in allen Proben messen, auch in den sehr problematischen FFPE-Proben. Die miRNAs hatten die ungünstigen Konservierungs- und Lagerungsbedingungen überstanden und ließen sich noch sehr gut nachweisen. Zweitens konnten wir tatsächlich einen signifikanten Unterschied im Expressionsniveau zwischen SIDS- und Kontrollproben bei den miRNAs miR-1 und let-7b feststellen, die beide in den jeweiligen SIDS-Proben im Vergleich zu den Kontrollen hochreguliert waren, also überexprimiert wurden.

 

Was bedeutet das nun?

Da wir uns des noch sehr begrenzten Umfangs unserer Kollektive und damit der Vorläufigkeit und eingeschränkten Aussagekraft der Daten vollauf bewußt sind, hüten wir uns davor, unsere Ergebnisse – trotz der statistischen Signifikanz – zu überinterpretieren und zu behaupten, wir hätten nun bewiesen, daß die miRNAs miR-1 und let-7b eine Rolle bei der Entstehung von SIDS spielen. Unsere Studie ist eine allererste Pilotstudie zur Erkundung von Möglichkeiten und zur Bestätigung eines Konzepts und genau diese Ziele haben wir erreicht: Wir konnten zeigen, daß die Analyse der miRNA-Expression in SIDS-Gewebeproben durchführbar und auch bei FFPE-Proben noch möglich ist. Damit können die sehr großen FFPE-Gewbearchive für diesen Untersuchungsansatz als erschließbar gelten; vielleicht lassen sich darin echte Erkenntnisschätze heben. Außerdem trauen wir uns die Hypothese zu, daß organspezifische miRNA-Dysregulation Teil des Pathomechanismus’ bei entsprechenden Untergruppen von SIDS-Fällen sein könnte. Schließlich weisen wir noch daraufhin, daß die miRNA-Expressionsanalyse ein vielversprechender und die vornehmlich von Assoziationsstudien beherrschte Landschaft der molekularen SIDS-Forschung bereichernder und komplementierender Ansatz zur Untersuchung der Pathogenese dieses Phänomens ist.

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Referenz:

Courts, C., Grabmüller, M., & Madea, B. (2013). Dysregulation of heart and brain specific micro-RNA in sudden infant death syndrome Forensic Science International, 228 (1-3), 70-74 DOI: 10.1016/j.forsciint.2013.02.032

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Kommentare (4)

  1. #1 Tobias Maier
    21/03/2013

    Gratulation dir und der Doktoranding zum Paper!

  2. #2 Cornelius Courts
    https://scienceblogs.de/bloodnacid/
    21/03/2013

    @Tobias: Danke Dir

  3. #3 MX
    22/03/2013

    Das Doktoranding? War’s nicht eine Diplomatin? 😉

    Schöne Studie, dranbleiben!

  4. #4 Claudia
    https://cloudpharming.blogspot.de
    22/03/2013

    Toller Artikel, tolles Paper. 🙂