Tod durch Hängetrauma?
Bei länger andauernder Immobilisierung in hängender Position kann es zu einer orthostatischen Intoleranz durch Versacken des Blutes in den unteren Extremitäten kommen. Todesfälle durch Hängetrauma treten z.B. bei verunglückten Kletterern oder Bergsteigern auf, die zu lange hilflos in ihren Seilen hängen. Man stirbt letztlich an einem hypovolämischen Schock. Bei einer typischen Kreuzigung ist dieser Mechanismus aber sehr unwahrscheinlich, weil der dafür notwendige Hängezustand durch die Fixierung der Beine am Kreuz eben nicht eintritt.
Tod durch Ersticken?
Das Aufhängen an den Armen, wie aus Berichten über entsprechende Folterprozeduren bekannt ist, führt innerhalb von ca. 3 Stunden zum Tod durch Ersticken, da es dem Opfer schließlich unmöglich wird, auszuatmen. Aus dieser Überlegung schloss man in den 1920er und 30er-Jahren, daß ein derartiger Erstickungstod auch den HHH betroffen haben müsse, da die Atmung in der durch die Kreuzigung aufgezwungenen Haltung stark erschwert sein müßte.
Im Unterschied zu den o.g. Folterungen befanden sich aber die Hände bei der Kreuzigung nicht oberhalb des Kopfes und die Beine hingen frei und waren nicht durch einen Nagel o.ä. fixiert. Auch die kürzere berichtete Dauer von 3 Stunden bis zum Todeseintritt passt nicht dazu. Da man in bestimmten Kreisen offenbar mit Frömmigkeit verwechselte relativ bizarre Hobbies pflegt, zu denen gehört, die körperlichen Qualen bei einer Kreuzigung nachzuempfinden, weiß man von solchen Nachstellunternehmungen, bei denen es nicht zu Effekten wie starker Blutdrucksenkung, Ödemen in den Beinen und niedriger Sauerstoffsättigung kam, daß Asphyxie vermutlich auch nicht die Todesursache unseres HHH war.
Tod durch eine Stichverletzung?
In Johannes 19:33-34 heißt es, daß ein römischer Legionär, nachdem man den Tod des HHH festgestellt hatte, diesem einen Speer in die Seite rammte, worauf Blut und Wasser der Wunde entströmt sei. Daß der HHH tatsächlich erst durch die Speerwunde getötet worden sei, wurde daraus abgeleitet, daß aus einem verstorbenen Körper kein Blutfluss wie der beschriebene strömen kann. In der Tat wäre die beschriebene Mischung von Blut und Wasser durch einen Pleuraerguss zu erklären, den sich der HHH durch Herzversagen oder durch ein stumpfes Trauma durch die Prügel zugezogen haben könnte. Der Erguss würde sich bei einem Gekreuzigten genau dort befinden, wo die Lanze eingedrungen sein soll. Zuerst würde daher der wäßrige Erguss aus der Wunde fließen, bis der Speer zum rechten Vorhof des Herzens vorgedrungen wäre und eine Blutung erzeugt hätte, die ebenfalls durch die Wunde abgeflossen wäre. Der Stich mit dem Speer dürfte eine übliche Handlung gewesen sein, um sicherzustellen, daß kein Gekreuzigter mit dem Leben davonkomme, insbesondere dann, wenn eine Leiche wieder vom Kreuz herunter geholt werden sollte. Es ist sei, so der Autor, daher möglich und plausibel, daß der HHH tatsächlich noch lebte und dann erst durch den Speerstich zu Tode kam. Andererseits sei die Beobachtung von aus der Wunde fließendem Blut auch kein zwingender Grund zur Annahme, daß er noch lebendig war, da es dafür auch andere Erklärungen, wie u.a. unvollständige Gerinnung oder Gerinselverflüssigung gebe.
Tod durch Schock?
Beim Schock kommt es zu einer Minderdurchblutung der inneren Organe und in der Folge zu eingeschränkter Herzfunktion. Eine Unterart des Schocks ist der traumatische, hämorrhagische Schock, der durch größere Blutverluste entsteht und bis zum Multiorganversagen und Kreislaufkollaps führen kann. Daß der HHH einen solchen Schock gehabt hat, sei dem Autor zufolge sehr wahrscheinlich. Er sei in höchster psychischer Not gewesen, habe sogar Blut geschwitzt (s.o.). Man habe ihm nichts zu trinken gegeben und er müsse Blut verloren haben, durch die Verletzungen, die das Tragen der Dornenkrone und die Schläge mit der Geissel verursacht hatten. Außerdem habe er möglicherweise einen Pleuraerguss entwickelt (s.o.), der eine für die Schockentwicklung günstige Flüssigkeitsverschiebung bewirkt hätte. Als man ihn den Kreuzquerbalken tragen hieß, sei er bereits nicht mehr dazu in der Lage gewesen und er habe am Kreuz vor Durst geschrien (Johannes 19:28), wo er sich, meint der Autor, schon in einer frühen Schockphase befunden haben könnte. In dieser Schockphase können sich dann noch mehrere verschiedene zusätzliche Symptome wie metabolische und respiratorische Azidose ergeben und diese können in der Summe in kurzer Zeit zum Tode führen, was, so der Autor, mit der ungewöhnlich kurzen Zeit, die bis zum Ableben des HHH verstrichen sei, vereinbar sei.
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