Ich bin kein Bildungs- oder Erziehungswissenschaftler und kenne mich auch überhaupt nicht mit Mathematikpädagogik aus. Daher kann und will ich hier auch nicht mit Konzepten für eine bessere Mathematikdidaktik aufwarten, erlaube mir aber doch die Feststellung, daß das derzeitige Angebot verbesserungsfähig ist (Hinweis an die Mathelehrer und -profs: Es liegt sicher auch in Ihrem Interesse, daß ein/Ihr Arzt/Pharmazeut/Krebsforscher rechnen kann!). Andererseits warne ich alle Schüler, die z.B. an einem Studium der Biologie interessiert sind, eindringlich davor, die Mathematik zu vernachlässigen oder gar abzuschreiben: Ihr kommt nicht darum herum und sie wird Euch ein Leben lang von Nutzen sein. Wenn Euer Unterricht nicht gut ist, besorgt Euch ein gutes Lehrbuch und lest es parallel oder schaut Euch im Internet um, nur gebt die Mathematik nicht auf, auch wenn sie Euch gerade noch so sehr nervt. Ich möchte also dafür plädieren, daß die enorme Bedeutung einer soliden Mathematikausbildung von Lernenden und Lehrenden ernst(er) genommen wird und daß sich die Lehrenden, gleich ob in Schule oder Uni, in noch höherem Maße ihrer Verantwortung bewußt werden, die sie tragen, wenn Sie SchülerInnen und StudentInnen Mathematik beibringen, bzw. dazu beitragen, ihnen die Mathematik ein für alle mal zu verleiden.
Das Schlusswort überlasse ich einem anderen (eine Winzigkeit bekannteren) Biologen und Scienceblogger, PZ Myers, der immer wieder deutlich darauf hinweist, wie wichtig Mathe ist und wie häufig Mathe fehlt:
We live in a technological society. Not learning algebra in the public school system means those kids will not be prepared, will not be qualified, to do anything in science and engineering. I’m serious: if you don’t know algebra, you can’t do basic quantitative chemistry, and if you can’t do that, you can’t do biology. At all. Not the molecular/biochemical/bench side, not the ecological/evolutionary/field side. You can’t do physics, that’s for sure. Forget math and statistics. If you’re not capable of grasping statistics, forget psychology, too.
Wir leben in einer technologischen Gesellschaft. Wenn sie in der Schule keine Algebra lernen, werden die Kinder nicht vorbereitet und nicht qualifiziert dafür sein, irgendetwas mit Naturwissenschaft oder Maschinenbau/Ingenieurswesen zu machen. Ernsthaft: wer keine Algebra beherrscht, kann keine quantitative Chemie beherrschen und wer das nicht kann, kann keine Biologie betreiben. Gar nicht! Weder die Molekularbiologie/Biochemie/Labor-Schiene, noch die Ökologie/Evolution/Feldarbeits-Schiene. Man kann auch keine Physik betreiben, soviel steht fest. Vergiss Mathe und Statistik. Wenn Du nicht in der Lage bist, Statistik zu begreifen, vergiss auch Psychologie. (Übersetzung von mir)
So und ganz zum Schluß senke ich noch meine Verlinkungsrate um 28%:
Naturwissenschaft + Mathe = Erfolg
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*Begriffserklärung/Disclaimer: ich verwende in meinem Artikel das Wort Mathematik für das, was wir Nichtmathematiker lernen und anwenden müssen. Ich bin mir allerdings dessen bewußt, daß es sich dabei in den Augen von Mathematikern mehr oder weniger um Kinderkram und mittleres bis gehobenes Rechnen handeln dürfte. Dabei bewundere ich schrankenlos die „echte“ Mathematik, die ich für eine der größten Geistesleistungen und Errungenschaften der Menschheit halte. Und obwohl ich ihre völlige Künstlichkeit und Virtualität sehe, anerkenne ich auch ihre Universalität und Bedeutung. Vor ihren Tiefen stehe ich aber leider wie vor einem Buch mit sieben Siegeln. Ich traue mir z.B. durchaus zu, verstehen zu können, woran andere Biologen, aber auch Chemiker und sogar die meisten Physiker arbeiten, wenn man es mir mit etwas Geduld erklärt. Bei der höheren Mathematik jedoch – ich habe mir mal die Preisträger der Fields-Medaille und ihre Forschungsgegenstände angesehen – begreife ich noch nicht einmal im Ansatz, worum es geht, geschweige denn, worin die Probleme bestehen.
und noch eine Empfehlung:
“Fermats letzter Satz” von Simon Singh (dtv) – Dieses gut geschriebene und spannende Buch über die Geschichte eines mathematischen Rätsels und wie es hunderte Jahre, nachdem es formuliert wurde, endlich gelöst werden konnte, kann ich sehr empfehlen. Mir hat es geholfen, echtes Interesse und eine Faszination für die Mathematik zu entwickeln, die mich bis heute nicht verlassen hat.
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