In Deutschland sind wir von derartigen Zuständen noch etwas entfernt, was aber nicht heißt, daß kein Anlaß zur Sorge bestünde. Ich sehe aber grundsätzlich eine große Gefahr darin, im Sinne eines Sägens am Ast, auf dem man sitzt, wenn in einer Wissensgesellschaft und Forschernation wie (ehemals?) den USA Ignoranz, mutwillige, ideologisch geprägte Verweigerung wissenschaftlicher Bildung und ein Dünkel gegen und höhnischer Verzicht auf Bildung ganz allgemein nicht nur salonfähig sondern regelrecht zur Tugend erhoben werden. So, als wäre der ideale Bürger immer noch der einfache, aufrechte amerikanische Farmer aus Gründerzeiten, der mit schwieligen Händen ehrliche, harte Arbeit verrichtet, für die es keines Studiums bedarf und der es mit Fleiß und rechtem Gottvertrauen immer zu etwas bringen wird. Einem Santorum hätte somit das Erkennenlassen wissenschaftlicher Bildung und ein Bekenntnis zu mehr Forschung und Wissen bei seiner eigenen politischen Basis geschadet.
Die Folgen dieser Entwicklung sind nicht nur immer mehr Erstsemestler an amerikanischen Universitäten, deren Ausgangsbildungsstand zu schlecht ist, um ihr angestrebtes Studium zu absolvieren, sondern auch die Beeinflussung der Politik durch zwar kleine aber überproportional einflussreiche Gruppierungen wie der „Tea-Party“, deren Positionen den meisten Westeuropäern z.T. wie eine entglittene Parodie vorkommen würden (vgl. Poes Gesetz).
Ich weiß nicht, ob es eine Lösung oder Befreiung für die USA geben kann, oder ob sie dieser Trend zu Anti-Bildung, Wissenschaftsskepsis und religiöser Bigotterie irgendwann endgültig in den Abgrund reißen wird. Ich will mich hier jetzt auch nicht zu durchaus verdienter Kritik an all den wirklich zahllosen teils kaum erträglichen Unsäglichkeiten in und aus den USA hinreißen lassen aber ich muß zugeben, daß ich länger schon dazu tendiere, dieses völlig fremde, unbegreifliche, monströse Land abzuschreiben…
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