notenschluessel Einen schönen Sonntag allen LeserInnen. Croissant

In zwei Tagen ist der 1. April, zu welcher Gelegenheit man sich seit knapp 400 Jahren via Scherz in den selbigen zu schicken pflegt.

Auch in der Musik gibt es Scherze, Späße und Schabernack und für heute habe ich mal eine kleine Auswahl zuammengetragen:

Von “Papa” Haydn gibt es gleich mehrere. Im zweiten Satz der “Sinfonie mit dem Paukenschlag” wollte er einer Anekdote zufolge die in den ruhigen zweiten Sätzen gerne schon einmal wegschlummernden Zuhörer mit einem völlig unerwarteten fortissimo-Schlag des ganzen Orchesters aufwecken (die liebliche Melodie des Satzes stammt übrigens vom österreichischen Kinderlied “Geh’ im Gaßle ‘rauf und ‘runter“:

Auch nett, wie Haydn hier in seiner Sinfonie Nr. 101 mit dem Beinamen “Die Uhr”, das Orchester zu Beginn des zweiten Satzes wie eine alte Pendeluhr “ticken” läßt:

Und natürlich muß die “Abschiedssymphonie” erwähnt werden, bei der im letzten Satz die Musiker sukzessive einen besonders glanzvollen Part spielen und dann “erschöpft” das Orchester verlassen, bis nur noch die erste und zweite Geige übrig sind (im Video sehr schön umgesetzt) und mit der Haydn seinem damaligen Arbeitgeber dem Fürsten Esterhazy wohl zu verstehen geben wollte, daß seine Musiker mal Uralub brauchten 🙂

Aber auch Haydns Ex-Schüler, auch bekannt als Ludwig van Beethoven, hat musikalische Heiterkeit verbreitet. Z.B. diesen Kanon zu Ehren seines Hörgerätelieferanten J.N. Mälzel, nachdem dieser das Metronom erfunden hatte und worin Beethoven ihn sozusagen als “Beherrscher der Zeit” feiert:

Doch damit nicht genug der Ehre: den Mälzel und die Melodie seines Kanons hat er sogar in seiner 8. Symphonie im 2. Satz verewigt. Wenn das keine Hommage ist:

Freilich darf auch das Wolferl in der Reihe der (derben) musikalischen Spaßmacher nicht fehlen.

Hier wünscht er eine gute Nacht:

und deutlicher als das hier geht es wohl nimmer:

Über weitere Hinweise zu musikalischen Späßen in den Kommentaren würde ich mich freuen 🙂

flattr this!

Kommentare (13)

  1. #1 rolak
    30/03/2014

    Drehen wir den Spieß doch mal um: So wurde einstmals (ok, nicht so sehr 18.Jhdt wie bei Jupp und Wolferl, doch immerhin ein Alt68er Werk) ein auch heute noch bekannter Gassenhauer¹ als aus klassischen Vorbildern geboren neuinterpretiert, sozusagen ein musikalisches Backronym².
    Etwas normalklassischer und sonst vom Namen her der klassische bullshit-Indikator, hier aber schmerzfrei (nicht scherzfrei) möglich: Perpetuum mobile von Johann Strauss 2.

    Schon wg des Titels nicht unterschlagbar: Hindemiths Wagner-Verwurstung Ouvertüre zum “Fliegenden Holländer”, wie sie eine schlechte Kurkapelle morgens um 7 am Brunnen vom Blatt spielt

    btw: Auch bei YT war man der Meinung, sich auf den kommenden 1.4. intensiv vorbereiten zu müssen. Als erstes Pröbchen kam soeben die dortige Umsetzung des uralten Lexikon-Eintrages “rekursiv: siehe rekursiv”: Im Ansatz ulkig.

    _____
    ¹ a) weil bei dem gleich zu findenden Querverweis YT ein ‘nicht verfügbar’ verfügte
      b) hier trat das btw auf
    ² gibts auch noch über ‘Kommt ein Vogel geflogen’ (Ochs) und ‘Happy Birthday’ (?)
    ³ diese Fußnote bezieht sich auf einen anderen Kommentar. Suchen, finden, übermorgen der Königin ihr Kind den Preis abholen.

  2. #2 LasurCyan
    30/03/2014

    Mein Dank an Euch für die Tipps! Nach mehrstündigem Suchen auf meiner Festplatte musste ich (durchaus erstaunt) feststellen, wie scherzbefreit meine Musiksammlung ist. Also schon spassbetonte Sachen fanden sich dort, aber nix mit Pointe…bis auf eine Ausnahme: der CanCan von Can. Bei YT scheinen ja gerade Rekursionswochen zu sein, abhängig davon, wieviel CANs ich der Suchmaske gab, wechselten die Empfehlungen zwischen MotherSky und RöckeHoch.
    Nun ja, also etwas Haydn, schön, wie der Papa das Instrument seines Fürsten kunstvoll in komplexe Musik einbindet. Schon auch irgendwie witzig. Ein schönes RestWE!

  3. #3 rolak
    30/03/2014

    Rekursionswochen

    hehe, LasurCyan, thats life… Im can-Umfeld bietet sich als scherzeröses Gesamtkunstwerk vielleicht noch der “Krieg der Töne” an, von dem hier leider nur eine bereits auf VHS rund 15Jahre zu lange gelagerte und dementsprechend angefressene Version existiert.

    Eigentlich könnte auch noch ein wesentlicher Teil des Gesamtwerkes von Zappa gelistet werden, Disco Boy zum Beispiel: Lästern über ein Thema mit Elementen des Themas. Auf ner alten und längst entsorgten CC fürs Auto lief direkt dahinter ‘Why does it hurt when I pee”, die Spitze 🙂

    • #4 LasurCyan
      30/03/2014

      @rolak
      Grrrr…in dem Film spielt auch noch ein drittel des Trio-Umfelds mit. NEID! Hast Du den `88 im ZDF- mitgeschnitten?

  4. #5 rolak
    30/03/2014

    ein drittel des Trio

    Und viele nackte Füße 😉 Der Stefan spielt einen Polizisten, jugendzeitliches Can-Konkurrenz-Band-Mitglied, der bei einer spontanen Wohnungsbegehung in Czukays Dachkammer ein verdächtiges roachie findet und auf sein ‘*schnüffel* Verdächtig, verdächtig’ folgendes zu hören bekommt: ‘Ach, Dir hamse doch schon damals nen Brühwürfel als schwarzen Afghanen verkauft’.
    Bei weitem nicht die schrägste Stelle.

    `88 mitgeschnitten?

    Genau damals, LasurCyan, und zwar ohne im Besitz eines Videorecorders zu sein – Ausnutzen von JH-Inventar, das zu der Zeit gerade zugänglich war. Allerdings ist die Kopie wie schon angedeutet nur für Enthusiasten, das Bildsignal muß an manchen Stellen in Schnee und Nebel gesucht werden…

    • #6 LasurCyan
      30/03/2014

      @rolak
      “das Bildsignal muß an manchen Stellen in Schnee und Nebel gesucht werden…”
      Ich musste schon Kpt. Kirk in Schnee und Nebel suchen, OstHarzZdf. Wäre ein grosser Schritt für die Menschheit, wenn Du solche Rarität in NullEins übertragen würdest…Gleich wie der Regen und Schnee vom Himmel fällt.

    • #7 rolak
      31/03/2014

      Rarität in NullEins

      Ok, LasurCyan, wird demnächst in Angriff genommen. Die Hardware VHS=>DVD für die Sicherung der letzten Bänder existiert ja schon, nur ist sie noch nicht ausgepackt. Mangels Zeit.

      Deswegen wird sich das auch noch ein wenig (<=Euphemismus) hinziehen, diese Stelle hier ist allerdings bereits mit Lesezeichen unter ‘feedback’ versehen. Kannst ruhig so alle ein-zwei Monate mal nachhaken, dieses (erwünschte) Piesacken wirkt bei mir manchmal Wunder. 😉

      • #8 LasurCyan
        31/03/2014

        @rolak
        “…wird demnächst in Angriff genommen.”

        Angriff! Da leg ich mir schon mal nen Brühwürfel auf Eis. Und im Piesacken…hab ich den schwarzen Gürtel, my dear.

  5. #9 Cornelius Courts
    30/03/2014

    @rolak:
    🙂 ziemlich witzige Beispiele, danke. Einen besonders heftigen Ausflug in die erinnerte Vergangenheit hatte ich beim Ochs’schen Vogel. Nicht nur daß ich sowas mal auf dem Klavier zu üben hatte, es wurde uns auch im Musikunterricht vorgespielt und wir sollten sagen, nach welchem Komponisten es klingt. Mann, ist das lange her 🙂

  6. #10 Cornelius Courts
    30/03/2014

    eine besonders schräge Nummer haben wir auch hier:

  7. #11 LasurCyan
    31/03/2014

    @Cornelius
    “…besonders schräge Nummer”

    Wunderbar. Dekonstruiert zündet sogar Mozart bei mir. Vieleicht ist es sogar der missing Link.
    Btw: hab mich mit Haydn auch Ewigkeiten schwer getan (das geht auf JSBachs Konto), aber hartnäckiges Konfrontieren, immer mal wieder hören, führte dann doch zu der Einsicht, dass es möglich ist, fremde Welten…zu geniessen.

  8. #12 rolak
    31/03/2014

    Siehste, LasurCyan, Triezen als Gedächtnisstütze funktioniert… Zu genau dem Kommentärchen von Cornelius wollte ich auch noch was sagen – bin dann aber nach dieser herrlichen Kurzfassung von Porgy&Bess doch lieber ins Bett, bevor das immer so weiter geht 😉

    • #13 LasurCyan
      31/03/2014

      @rolak
      Die Porgy&Bess Nummer ist echt vom FEINSTEN! Erinnert mich an einen Konzertbesuch in der Leipziger Oper, irgendwann mitte der 90ger. ZORN>