Unter „Argument“ verstehen wir eine Aussage, die zur Begründung oder zur Widerlegung einer Behauptung gebraucht wird. Argumente können/sollen andere Menschen von der Richtigkeit oder Falschheit einer Behauptung überzeugen. Die dialogische Verwendung von Argumenten, die Argumentation, beruht dabei auf Inhalt (Grundannahmen oder „Prämissen“) und Form (Anordnung und Verknüpfung der Prämissen, so daß die Aussage des Arguments zwingend aus den Prämissen folgt). Ein ungültiges oder schlechtes Argument kann demnach inhaltlich und/oder formal schlecht sein und daher angegriffen werden wobei eine nicht unerhebliche Schwierigkeit darin bestehen kann, ein gegnerisches Argument so zu zergliedern, daß deutlich hervortritt, was die Grundannahme(n), was die daraus abgeleitete Folgerung und welcher Art die formale Verknüpfung ist. Oftmals wird nur die Folgerung vorgetragen, also die eigentliche Aussage des Arguments, bei impliziter, also vorausgesetzter Grundannahme. In solchen Fällen ist es hilfreich, notfalls durch Befragung des Gegners, das vollständige Argument mit Prämissen und Verknüpfung zu rekonstruieren, um seine Schwachstellen aufzudecken.
Die Logik, zu deren Disziplinen man die Lehre des vernünftigen Schlussfolgerns zählen kann, befasst sich mit der formalen Analyse und ermöglicht damit die formale Kritik von Argumenten, indem sie ihre Struktur im Hinblick auf ihre Gültigkeit untersucht und zwar ganz unabhängig vom Inhalt der Aussagen. Klassisches Beispiel: wenn A = B (Prämisse 1) und B = C (Prämisse 2) ist, dann muß, zwingend weil logischerweise, A = C sein. Dieser Schluss S ist logisch gültig, also formal korrekt allerdings unabhängig davon, wofür A, B und C stehen, er kann also inhaltlich auch völlig falsch sein.
Eine anderer häufig benutzter Argumenttyp beruht auf konditionaler Logik nach dem Muster: „wenn p, dann q“ (Prämisse 1) und „p“ (Prämisse 2), daraus folgt „q“ (Schluss). Das bedeutet daß, wenn Prämisse 1 wahr ist, man immer, wenn p eintritt, auch q beobachten wird. Ein häufiger Fehler besteht darin, diesen Zusammenhang reziprok aufzufassen, denn aus „wenn p, dann q“ folgt keineswegs „wenn q, dann p“. Diesen Argumenttyp benutzte übrigens mit Vorliebe Sherlock Holmes bei seinen Deduktionskunststücken.
Mit Logik allein kommt man jedoch bei der Kritik an Argumenten nicht immer ans Ziel, denn eine Schlussfolgerung kann auch dann logisch gültig sein, wenn sie inhaltlich falsch ist. Denn ein ‚Grundgesetz’ der Logik, nämlich, daß aus wahren Prämissen kein inhaltlich falscher Schluss folgen kann, gilt nicht umgekehrt und so können auch aus falschen Prämissen, logisch gültige und sogar wahre Schlüsse gezogen werden. Ein Beispiel:
- P1: Alle Menschen sind Künstler. (falsch)
- P2: Beethoven war ein Mensch. (richtig)
- S: Beethoven war ein Künstler. (richtig)
(Hier folgt S also logisch und gültig aus P1 und P2 und ist auch inhaltlich richtig, obwohl P1 inhaltlich falsch ist.)
Um in einer Diskussion sowohl überzeugend die gegnerischen Argumente angreifen, wie die eigenen verteidigen zu können, sollte man daher
- prüfen, ob die eigenen/gegnerischen Argumente auf wahren oder zumindest plausiblen Prämissen gründen (Inhalt),
- prüfen, ob man/der Gegner aus seinen Prämissen logisch gültige Schlussfolgerungen gezogen hat (Form) und
- versuchen, dem Gegner Verstöße gegen „vernünftiges Denken“ nachzuweisen (z.B. falsche Gleichsetzung*, infiniter Regress*2, ‚petitio principii’…).
[*Ein Beispiel für eine falsche Gleichsetzung wäre: “Nichts ist besser als Unsterblichkeit” (Prämisse 1) und “ein Wurstbrot ist besser als nichts” (Prämisse 2). Und dann der Schluß: “Ein Wurstbrot ist besser als Unsterblichkeit. ” Angenommen, wir einigten uns darauf, daß beide Prämissen wahr wären, müssten wir dann auch zwingend zugeben, daß ein Wurstbrot besser ist als die Unsterblichkeit? Natürlich nicht. Der Widerspruch entsteht hier durch eine falsche Gleichsetzung der beiden Bedeutungen des Wortes „nichts“.
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