Neben höchsten militärischen Würdenträgern (darunter zwei Generäle) waren auch zwei Nichten und ein Neffe von J.J. Carey erschienen. Wir wurden einander vorgestellt und konnten noch ein paar kurze Worte wechseln, da begann auch schon – in strömendem Regen – die Zeremonie.
Was nun kam, kannte ich bisher nur aus einschlägigen US-Filmen, in denen ein Soldat oder Polizist mit militärischen Ehren bestattet wird und die ich immer für etwas übertrieben gehalten hatte. Für einen (sehr weit) Außenstehenden wie mich wirkte es zu gleichen Teilen bewegend und natürlich höchst feierlich, aber auch unwirklich und befremdlich: die Angehörigen der kanadischen Streitkräfte waren in voller Uniform aufgelaufen, behangen mit Orden, Medaillen und Epauletten, sie gingen nicht, sie marschierten im Stechschritt, drehten sich nicht, sondern machten auf der Stelle kehrt und sie salutierten zackig mit der Hand zur Stirn, voreinander und vor dem geehrten Toten. Während wir unter einem provisorischen Zeltdach saßen, das uns vor dem Regen schützte, zitierte ein Militärpfarrer aus der Bibel und ein Trompeter spielte mit einsamem Ton den “Last Post” und “Rouse“. Dann wurden die Trauergäste geheißen, sich zu erheben und zusammen Amazing Grace zu singen. Als das Lied verklungen war, donnerte es über uns und wir sahen zu, wie sich die Himmel über sechs Soldaten ergossen, die triefend und mit feierlichen, synchronen Bewegungen die kanadische Flagge vom Sarg hoben und zusammenlegten, die Orden des Toten darauf betteten und einem General übergaben, der sie mit leichter Verbeugung in die Hände des nächsten Angehörigen legte. Schließlich wurde der Sarg in das Grab herabgelassen und aus der Ferne erhob sich der klagende Klang eines Dudelsacks, gespielt von einem kanadischen Soldaten in voller Montur eines 48th Highlanders (mit Kilt!) und wir schwiegen.
Ich finde es toll und sehr befriedigend, daß unsere Geschichte mit dem “Laacher Knochen” nun einen solchen Abschluss gefunden hat und freue mich sehr, daß ich einen Teil zur Aufklärung und dem Trost der Familie beitragen konnte, indem Ken Carey noch kurz vor seinem Tod erfahren konnte, was aus seinem Bruder wurde. Und so fand heute der Knochen aus der Tiefe nach 72 Jahren endlich seine letzte Ruhestätte.
Nachtrag am 21.07.:
Heute war die Story vom Knochen aus der Tiefe im Kölner und Bonner Express. Hat uns gefreut 🙂
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Referenz [1] Courts C, Madea B. Full STR profile of a 67-year-old bone found in a fresh water lake. J Forensic Sci 2011 Jan;56 Suppl 1:S172-S175.
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