Fake-Detektoren, also Geräte, die mit geheimer Technik oder durch die übersinnlichen Kräfte ihres Bedieners angeblich irgendwie irgendetwas aufspüren können, gehören gleichermaßen aber aus unterschiedlichen Gründen zu Pseudowissenschaftlers wie Skeptikers Lieblingen.
Dabei gibt es Unmengen verschiedene solcher „Detektoren“, darunter natürlich die gute alte Wünschelrute aber auch so erstaunliche Verfahren wie die „Männliche-Jungfernschaft-Detektion“. Ähnlich bizarr, aber weniger erheiternd weil Menschenleben gefährdend sind dann solche „So-ziemlich-Allesdetektoren“ wie das ADE 651, die zum Zweck der Bombensuche für Abermillionen Dollar an Länder wie den Irak verkauft wurden.
In letztere Kategorie fällt auch „C-FAST“, einer aus einer Reihe von Detektoren, die vom ägyptischen Militär entwickelt wurden und angeblich selbst auf Distanzen von bis zu 500 m in einer Person Infektionen mit verschiedenen Erregern, darunter HIV, Hepatitisviren, MERS-CoV, Influenzaviren und das „Malaria-Virus“ (sic!) (Anm.: Malaria wird von einem einzelligen Parasiten ausgelöst, NICHT von einem Virus) entdecken können. (Daß C-FAST dem ADE651 bestechend ähnlich sieht, ist bestimmt nur Zufall, oder?) Die Geräte brauchen dafür nicht einmal Batterien, da sie von der “statischen Elektrizität” des Körpers angetrieben werden. Wie sie das machen? Ganz einfach: bei C-FAST z.B. empfängt die Antenne die elektromagnetischen Wellen, die sequenzspezifisch von den Vibrationen (Resonanzenergie) des Hepatitis-C-Virusgenoms ausgesendet werden!
Zu allem Überfluss gibt es noch ein weiteres Gerät, das „CCD“ („Complete Cure Device“), welches an eine Dialysemaschine erinnert und das zwar nicht detektiert, dafür aber heilt indem es angeblich das Blut infizierter Menschen komplett von Viren befreien können soll: das Blut des Patienten wird in das Gerät gepumpt und durch ein sehr teures, spiralförmiges Röhrchen geleitet, das aus einem geheimen Material (für dessen Entwicklung man sieben Jahre gebraucht habe) besteht und eine mysteriöse Strahlung aussende, die alle pathogenen Erreger abtöte (aber natürlich nicht die Blutzellen), wonach das Blut in den Patienten zurück gepumpt wird, der dann geheilt sei. (Wie das Gerät das HI-Provirus im Genom von T-Zellen oder in Leberzellen befindliche Hepatitis-Viren abtöten kann, was für eine Heilung unbedingt erforderlich wäre, bleibt das Geheimnis der Erfinder.)
Ja, ich weiß, ich habe es auch ungläubig mehrfach lesen müssen und dann als Übersprungshandlung zwischen Kaputtlachen und Facepalmen erstmal einen Apfel gegessen. Leider ist das ganze überhaupt nicht lustig, denn der mit einem Ernstnehmen solcher Geräte verbundene Einsatz gefährdet die Gesundheit und das Leben zahlreicher Menschen, indem damit fälschlicherweise eine Infektion mit gefährlichen Erregern erkannt bzw. nicht erkannt und dann völlig unnötig bzw. nicht behandelt bzw. eine echte Therapie zu Gunsten einer nichtwirksamen, vielleicht schädlichen Pseudobehandlung mit CCD unterlassen wird. Denn natürlich gibt es für diese Geräte überhaupt keinen Wirknachweis, für die Sicherheit und behauptete Effektivität des CCD existieren keinerlei Belege, die angebliche Funktionsweise der Detektoren, die ja diese ominösen sequenzspezifischen Genomschwingungen (s.o.) messen sollen, ist ohnehin totaler Schwachsinn.
Erschwerend hinzu kommt, daß das ägyptische Milität auf Kritik überaus dünnfellig nämlich mit empfindlichen Strafen reagiert, woraufhin sich die besorgten, ernstzunehmenden ägyptischen Wissenschaftler und Journalisten mit kritischen Kommentaren bis zur Unauffindbarkeit zurückhalten. Einer, der allerdings auch nicht dort leben muß, hat sich aber doch getraut und sogar ein 80-minütiges Youtube-Video (auf arabisch) produziert, worin er, selbst Virologe am MIT, die Publikation zum C-FAST-Prinzip im dubiosen “International Journal of Medical, Health, Pharmaceutical, and Biomedical Engineering” (übrigens nicht zu verwechseln mit dem seriösen “International Journal for Numerical Methods in Biomedical Engineering“) vorstellt, auseinandernimmt, das völlige Fehlen von Evidenz und Daten bemängelt, begründet, warum das Prinzip unwissenschaftlich ist und vor dem Einsatz warnt. (Wer unbedingt muß/möchte, kann sich das Teil hier besorgen.)
Entwicklungen dieser Art, zu denen ich auch die AIDS-Toten in Südafrika als Folge der pseudowissenschaftlichen Quacksalberei eines Matthias Rath und dessen Einflussnahme auf die südafrikanische Politik rechne, erzürnen und entsetzen mich regelmäßig sehr: hier wird in einer haarsträubenden Mischung aus Ignoranz, Gewissenlosigkeit und Geldgier das Leben zahlreicher Menschen auf’s Spiel gesetzt. Ideologische und politische Motive werden brutal wissenschaftlicher Integrität und der massiven Kritik noch nicht eingeschüchterter oder gleichgeschalteter Wissenschaftler an fehlenden oder gefälschten Daten übergeordnet. Natürlich geht so etwas in derartigen Ausmaßen nur in Ländern, wo die (wissenschaftliche) Unbildung der Bevölkerung quasi zur Staatsraison gehört, aber auch in Deutschland sind ja erste Schritte zur Akademisierung von Pseudowissenschaft/Esoterik bereits getan, ist also das Einfallstor, durch das Gestalten wie Rath und Konsorten mittelfristig zur Salonfähigkeit gelangen könnten, längst aufgestoßen. Den Anfängen ist also schon gar nicht mehr zu wehren, man sollte nun vielleicht einen Blick auf die möglichen Folgen in Ägypten werfen…
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