H. Abdel-Samad [1]
Daraus folgt, daß auch für die Inhalte der Glaubensvorstellung religiöser Menschen kein Schutzanspruch erhoben werden kann. Sobald ein Gläubiger sie der Welt offenbart, setzt er sie auch der Kritik und dem Spott aus. Wer sich daran stört, sollte nicht die Kritiker und Spötter verdammen, sondern vielleicht einmal darüber nachdenken, warum seine Vorstellungen soviel Kritik und Spott auf sich ziehen. Und wenn Politiker den öffentlichen Frieden gefährdet sehen, dann sollten sie nicht Satiriker und Karikaturisten haftbar machen, sondern Hetzer, Steinewerfer, Botschaftsanzünder und Mörder:
Radikale Moslems wie die, die in Paris gemordet haben aber auch die, die solche Taten zwar nicht selber begehen würden aber sie im Stillen oder sogar öffentlich gutheißen, verlangen stattdessen, daß die Einwohner westlicher Demokratien sich dem islamischen Blasphemieverbot unterwerfen. Diese Forderung hat nichts mit Religionsfreiheit oder Toleranz zu tun. Das ist blanke Theokratie und darin gibt es keine Meinungsfreiheit.
Die Anschläge auf Charlie-Hebdo wurden übrigens zum Anlass genommen, eine Anstrengung zu unternehmen, endlich den grotesken sogenannten „Gotteslästerungsparagraphen“ aus dem Strafgesetzbuch tilgen zu lassen: noch bis zum 17.2. besteht Gelegenheit, eine Petition zur Streichung des §166 mit zu unterzeichnen. Christliche Eiferer, die gegen die Meinungsfreiheit anrennen, sind übrigens kein Stück besser: gerade erst hat der CSU-Politiker Mayer gefordert, das Strafmaß nach §166 sogar noch zu erhöhen. Daß ich diesen Paragraphen für schwachsinnig halte, habe ich ja schon dargelegt und es ist noch nicht so lange her, daß ein deutscher Blogger von katholischen Aktivisten gem. §166 verklagt wurde.
Irgendwann werden Muslime den Kritikern und Satirikern dankbarer sein als den Beschwichtigern und Verharmlosern!
H. Abdel-Samad [1]
Ich hoffe, Abdel-Samad behält recht, denn Satire darf alles, nur nicht sterben.
Nichts ist heilig!
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[1] Zitat aus dem Welt-Artikel „Muslime, traut euch doch, über Mohammed zu lachen!“
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*Pat Condell Disclaimer (08/2020): inzwischen ist es leider nötig, sich von der aktuellen Version von Pat Condell zu distanzieren. Ich stehe zwar nach wie vor zu seinen humanistischen, religionskritischen (v.a. Islam und Christentum) Beiträgen von früher (aus der Zeit, aus der auch dieser Beitrag stammt), heute jedoch tritt er als eher rechter, reaktionärer Trump-Fanboy (!) auf. Damit hat er sich für mich völlig disqualifiziert. Ich habe u.a. den Link zu seinem Blog/Podcast aus meiner Blogroll getilgt. Schade, aber geht echt nicht mehr.
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