Am Dienstag hat Craig Stephen Hicks in Chapel Hill, North Carolina, drei Menschen erschossen. Der Täter hat sich bereits der Polizei gestellt. Die Opfer waren Deah Barakat (23), Yusor Mohamad (21) und deren Schwester Razan Mohamad Abu-Salha (19), alle drei waren Moslems.
Diese Tat war ein abscheuliches Verbrechen und mein ganzes, aufrichtiges Mitgefühl gilt den hinterbliebenen Angehörigen der Opfer.
Die Motive für die Tat sind indes noch unklar. Vieles spricht aber für eine Eskalation eines schon länger schwelenden Nachbarschaftsstreit über einen Parkplatz als Auslöser. Andere, man könnte meinen opportunistische Kommentatoren schreiben vorhersehbar die Tat Hicks’ offen gelebtem Atheismus zu und aus der Analyse seiner Internetaktivitäten, z.B. bei Facebook, läßt sich in der Tat eine atheistische Weltanschauung und eine starke Abneigung gegenüber Religionen ableiten. Hicks selbst bezeichnete sich jedoch als Anti-Theisten, was nicht synonym mit Atheist ist, und war zudem ein Waffennarr, der auch Bilder seiner Schußwaffen online stellte.
Angesichts der sich überschlagenen Meldungen, dem erwartbaren Sturm der Schuldzuweisungen,Dementis und Retourkutschen über einer noch von den Charlie-Hebdo-Morden aufgepeitschten Stimmung, will ich nur kurz ein paar Feststellungen machen:
1. Atheismus ist die Annahme, daß es keinen vernünftigen Grund gibt, an einen Gott zu glauben und es deshalb nicht zu tun. Mehr nicht. Atheisten sind Menschen, die diese Annahme teilen. Mehr nicht. Es ergibt daher genauso wenig Sinn, allgemeine Aussagen über die Atheisten zu machen, wie z.B. über die Personen, die keine Briefmarken sammeln.
2. Der Atheismus hat kein „heiliges“ Buch, keine Propheten, keine unverhandelbaren Dogmen, keine Ge- und Verbote, keine Organisation, keine Versammlungsstätten, keinen Dschihad und keine Kreuzzüge. Atheismus ist nicht „auch nur eine Religion“, so wie Gesundheit nicht auch nur eine Krankheit ist. Viele Atheisten sind durch gemeinsamen Besitz humanistischer, skeptizistischer und/oder freidenkerischer Ideen und Ideale verbunden. Es gibt aber auch Arschlöcher, Sexisten, Rassisten, Verbrecher und Mörder, die Atheisten sind: Atheismus macht niemanden zu einem besseren Menschen, er bewahrt nur davor, durch Religion zu einem schlechten Menschen zu werden.
3. Die Behauptung, daß ein Atheist einen anderen Menschen ermordet, weil er Atheist ist, ist absurd, war schon immer absurd und ist es auch in Bezug auf „historische“ Atheisten, die zugleich Mörder waren, wie Stalin oder Pol Pot. Niemand mordet aus/für/durch Atheismus, genausowenig, wie jemand mordet, weil er nicht an Feen, Drachen oder Werwölfe glaubt. Hass, Ressentiments und Rassismus lassen sich nicht aus einem atheistischen Weltbild ableiten.
4. Ich glaube nicht, daß Craig Hicks die drei Menschen ermordet hat, weil er Atheist und sie Moslems waren, selbst wenn er ihre (und jede andere) Religion abgelehnt, gar gehasst hat. Er selbst hat gesagt, es sei wegen des Parkplatzstreits gewesen. Die Attentäter aus Paris hingegen haben eindeutig einen religiösen Grund für ihre Taten (Rache für ihren Propheten) genannt und sich im übrigen aus Sicht einer fanatischen Islamauslegung korankonform und logisch und ethisch völlig konsistent verhalten. Jedes Menschenleben ist gleich viel wert und die Taten von Paris und Chapel Hill sind gleich schlimm. Dennoch sind sie nicht vergleichbar.
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