In Anlehnung an Andrés Beiträge zum Labslang möchte ich noch eine andere lustige Eigenart vieler molekularbiologischer Labore vorstellen: wir geben unseren Geräten Namen. Dafür muß man verstehen, daß wir zu diesen Geräten, die für Außenstehende oft wie zugleich einschüchternde und triste graue, beige oder hellbraune Klötze mit ein paar Lämpchen aussehen, regelrechte Beziehungen, nicht selten Haßlieben entwickeln, weil wir mit ihnen mehr Zeit verbringen (müssen), als mit manchen unserer menschlichen Kontakte. Über die Jahre lernen wir sie extrem gut kennen, lernen ihre Mucken und Macken zu deuten und zu umgehen, wissen, was ihnen fehlt, wenn sie nicht so tun, wie sie wollen, warten sie, pflegen sie, putzen sie, kalibrieren sie, reden mit ihnen (und heimlich, wenn sie nicht dabei sind, über sie), verfluchen und preisen sie. Wir brauchen sie und sie brauchen uns und deshalb brauchen sie auch einen Namen und viele davon sind ähnlich kreativ oder witzig wie die Namen, die die Drosophila-Genetiker den Genen dieser Modell-Fliege verpasst haben.
Ich rufe hier alle, die sich jetzt erkannt und gemeint fühlen, auf, ein paar ihrer Geräte mit Namen und Funktion in den Kommentaren vorzustellen und sehr gerne auch zu verraten, welcher Art Eure Beziehung ist (ich weiß: it’s complicated!). Ich fange an. Vom Rundgang neulich kennt Ihr ja sicher noch
- “Sherlock” und “Watson“: Für RT-PCR-Anwendungen ist es sehr wichtig, die Konzentration und Qualität der extrahierten RNA zu kennen und Sherlock kann diese beiden Werte messen. Sherlock ist eigentlich ein “Bioanalyzer”. Er ist an seinen Kumpel Watson (der PC-Typ, der sich alles merkt und aufschreibt, was Sherlock so von sich gibt) angeschlossen, so daß wir mit einer Software seine Meßdaten auswerten können. Die RNA-Qualität gibt er als RIN (“RNA integrity number”) aus, einer Zahl von 1-10: je höher, desto besser die RNA-Qualität. Sherlock kann aber auch DNA-Mengen messen und ersetzt bei uns zudem die Agarose-Gelelektrophorese zur Analyse von DNA-Fragmenten, da er deutlich schneller ist, viel schönere Bilder macht und wir so kein Gematsche und kein fieses Ethidiumbromid im Labor haben müssen.
- “Rita” kennt Ihr auch noch vom Rundgang:sie ist der “Siebenfünfer”, unser Real-Time-PCR– oder auch qPCR-Gerät, mit dem wir nicht nur die DNA-Quantifizierung für die forensische Routine durchführen, sondern auf dem auch der Großteil unserer Forschung beruht. Der Name ist übrigens klanglich abgeleitet von “Real Time” (und wer mehr als 5 Platten am Tag durchballert, darf offiziell von sich behaupten, “Rita Sport” gemacht zu haben).
- “Brontosaurus” und “Diplodocus”: auch sie sind Euch bei jenem Rundgang begegnet. Es sind unsere Kapillarelektrophoresegeräte. Sie sind alt, groß, schwer, massiv, langsam, verlässlich, haben einen langen (Kapillaren)hals und sind ziemlich cool (wenn man auf Dinos steht). Echte Arbeitstiere eben.
- “DiNGSi” habe ich ja letzte Woche erst vorgestellt: unser neues NGS-Gerät, das schon seinen ersten erfolgreichen Lauf hinter sich hat.
- “Shakeline“: ist ein programmierbarer, heizbarer Plattenschüttler. Platten sind diese Dinger hier und wir brauchen Shakeline, um Proben für einen Lauf im DiNGSi vorzubereiten.
Übrigens beweisen auch diverse Hersteller solcher und anderer Geräte und Produkte Humor: Besonders gut gefiel mir immer der Name für einen Durchflusszytometer (FACS) von BD: FACScalibur. Zwar kein Gerät, sondern ein Kit zur Extraktion von micro-RNA von Ambion heißt: miRVana. Und besonders gut gefällt mir auch die folgende Abkürzung von Life Technologies für einige ihrer Produkte: 4N6. Na, verstanden? 🙂
So, jetzt aber Ihr….
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