Im März hatte ich bereits meine (wie sich herausstellte nicht nur von mir getragenen) Bedenken hinsichtlich der Entwicklung des Science Slam Formates öffentlich vorgetragen und eine interessante Diskussion hatte sich dazu ergeben. Lob für das und Kritik an dem Format wurden kürzlich auch in einem Beitrag im Deutschlandfunk diskutiert.
Seitdem habe ich an drei weiteren Slams teilgenommen, veranstaltet von drei verschiedenen Organisatoren und bei jedem dieser drei haben sich meine Befürchtungen bestätigt: die Gewinnerslams waren zwar immer gut und unterhaltsam, meist geradezu klamaukig, befassten sich aber in keinem Fall mit dem aktuellen Forschungsthema des Slammers. Eine weitere Unsitte, die mir aufgefallen ist, ist, daß immer häufiger die Zeitdisziplin schleifen gelassen wird: teilweise wurde 12, 13 sogar 15 Minuten geslammt, obwohl eigentlich 10 Minuten vorgesehen sind und genau dieser zeitliche Rahmen zum Science Slam gehört und eine seiner Herausforderungen darstellt.
Von den beiden Hauptcharakteristika des Science Slams: präsentiere Deine eigene Forschung (1) und zwar in genau 10 Minuten (2), ist also nicht mehr viel übriggeblieben. Das bedeutet nicht, daß es nicht andere, lohnende und unterhaltsame, vielleicht comedy- oder kabaretthafte Präsentationsformen von Wissenschaft geben kann und soll, die thematisch und zeitlich weiter oder gar nicht begrenzt sind, doch ist das dann eben kein Science Slam. Wenn wirklich auf einer Bewertung/Abstimmung durch das Publikum bestanden wird und ein/e Sieger/in gekürt werden soll (was in meinen Augen keinesfalls erforderlich ist), dann müssen auch die wenigen vorhandenen Regeln eingehalten werden, sonst kann man es gleich lassen.
Deshalb ziehe ich nun meine persönliche Konsequenz: ich nehme ab sofort nur noch unter einer Bedingung an (als solchen bezeichneten) Science Slams teil: die Organisatoren/Ausrichter müssen mir persönlich versichern, daß alle Slammer über ihre eigene Forschung sprechen und daß die Vortragslänge von 10 Minuten durchgesetzt wird. Organisatoren, die das nicht gewährleisten können oder wollen, mögen künftig bitte davon absehen, mich um eine Teilnahme zu ersuchen.
(Das war’s dann jetzt auch zu dem Thema, versprochen. Für Interessierte: meine Science Slams kann man sich online hier und hier anschauen.)
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Nachtrag am 28.08.: Ich wurde vom NDR interviewt zum Thema Science Slam, wobei auch meine Kritik zur Sprache kommt. Hier geht es zum Beitrag (ab Minute 16:20)
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