Liebe LeserInnen,
meine Andeutung hat sich konkretisiert: es stehen große Veränderungen bevor. Im Mai hatte ich ja mein Habilitationskolloquium und damit mein Habilitationverfahren erfolgreich abgeschlossen. Gestern habe ich dann noch die für die Verleihung der Lehrberechtigung, der venia legendi, erforderliche Antrittsvorlesung gehalten, mit dem schönen Titel “Forensische Molekularbiologie – Unde venis et quo vadis?” und nun bin ich, soweit ich weiß, der erste und einzige Privatdozent an der Uni Bonn für das Lehrgebiet “Forensische Molekularbiologie”.
Noch. Denn meine Zeit in Bonn ist bald vorbei: weil meine Stelle nicht entfristet wird, würde ich im April hier rausfliegen, dank einem der vielen hirnrissigen und wissenschaftsfeindlichen Gesetze in diesem an hirnrissigen und wissenschaftsfeindlichen Gesetzen nicht armen Land: dem Wissenschaftszeitvertraggesetz. Die Gründe für die Nichtentfristung nach sieben Jahren kennt nur die Verwaltung des UKB, doch es ist davon auszugehen, daß es – wie immer – ums Geld geht, von welchem wir hier in der Rechtsmedizin bekanntlich nicht genug verdienen, um für einen Controller oder sonstige Rechenschieber attraktiv zu sein; die Folgen dieser Haltung sind bekannt.
Konfrontiert jedenfalls mit der endgültigen Entscheidung zur Nichtentfristung mußte ich eine wichtige Wahl treffen: weitermachen mit Wissenschaft, Lehre und Forschung oder endgültig den Bettel hinschmeißen und als Sachverständiger ins Amt oder Privatlabor wechseln. Auch wenn nach inzwischen über 11 Jahren, die ich im öffentlichen Dienst an Universitäten angestellt bin, SEHR viel für die zweite Option zu sprechen scheint, kann ich es einfach (noch) nicht über mich bringen, von der Wissenschaft, die bisher mein Leben war und die ich noch immer liebe, zu lassen. Deshalb kam ein Stellenangebot des UKSH gerade recht, welches jemanden als Leitung für die Forensische Genetik am Kieler Institut für Rechtsmedizin suchte, der/die dort als Sachverständiger für DNA-Analytik und Abstammungsbegutachtung arbeiten, forschen und lehren soll. Genau diese Stelle werde ich im November antreten, wofür ich nach 38 Jahren im Rheinland meine Heimat verlassen und im hohen (deutschen) Norden in (vergleichsweise) hohem Alter nocheinmal neu anfangen muß; Drittmittel, Projekte und Doktorandin kommen mit und sobald wie möglich werde ich auch die venia legendi qua “Umhabilitation” dorthin versetzen lassen.
Was mich dort erwartet, welche Aufgaben vor mir liegen, wie mein Leben und meine Zeitplanung dort aussehen werden, kann ich heute noch nicht sagen, doch es ist gut möglich, daß ich erst einmal nicht zum Bloggen kommen werde und es ist sogar möglich (wenn auch nicht wahrscheinlich), daß ich es ganz drangeben muß. Bitte, liebe LeserInnen, habt Verständnis und wundert Euch daher nicht, falls hier ab jetzt und eine ganze Weile nur noch sporadisch etwas erscheint. (Aktuellere Informationen werde ich zwischendurch auf Twitter durchgeben.)
Also dann, Tschö Bonn, Moin Kiel und ho! gen Norden!
Kommentare (26)