Dieses Mal waren übrigens auch meine eigenen Forschungsschwerpunkte besonders gut beim Spurenworkshop vertreten, denn nicht nur präsentierte meine Doktorandin in einem sehr guten Vortrag ihre über Jahre erarbeiteten (und kürzlich publizierten) Ergebnisse zur micro-RNA-basierten Identifikation forensisch relevanter Körperflüssigkeiten (mehr dazu später),

talk

sondern früh am Samstagmorgen gab es einen ganzen Block von insgesamt vier Vorträgen zur molekularen Ballistik, wovon einen meine andere Doktorandin (“RNA/DNA  Ko-Analyse  an  gealterten  Spurensicherungsfolien  von  Händen  der  Opfer  tödlicher Schussverletzungen”), zwei meine Kollaborationspartner (zur „Reproduzierbarkeit von experimentellem Backspatter im Waffenlauf“ und über den GunSwab, ein Mittel zur Sicherung von Rückschleuderspuren aus dem Inneren von Schußwaffen) und einen ich selbst,

talk cc

darüber, wie weit Backspatter eigentlich spritzt (auch dazu später mehr) gehalten habe. Wir haben, wie es im Neudeutsch Adoleszenter heißt, gerockt 😉

Also, wieder viel gelernt, viel geredet und viel zum drüber Nachdenken. Beim nächsten Mal geht es dann nach Gießen, wo laut dem Gießener Forensiker, der uns offiziell dorthin eingeladen hat, die größte Menschenansammlung nach 19 Uhr die „drei Schwätzer“ sind und wo alles, was nach einer Person heißen kann, nach der einzigen Persönlichkeit aus Gießen heißt, nach der man überhaupt etwas benennen würde 😉 Na dann….

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Kommentare (3)

  1. #1 radix100
    27/02/2016

    Es gibt zwar noch ein paar Probleme, aber die RFM-Methode funktioniert schon ganz gut und methylierungsbasierte Altersvorhersagen mit einer Genauigkeit von +/- 5 Jahre sind durchaus drin

    radix fagt, wann muss ich danach wohl in die Urne? Zu gern würde ich mich entsprechen einrichten, damit die Erben realistisch planen könne.
    Habe Text mit grooßem Interesse alles gelesen.

  2. #2 zimtspinne
    27/02/2016

    Ich habe auch mal sicherheitshalber alles zweimal gelesen.

    Cube, Planet der Affen, Gattaca, Schweigen der Lämmer, Name der Rose, Fear and Loathing in Las Vegas wären da so meine Allzeit-Lieblingsfilme, weil ich das Gefühl hatte, man sollte hier seine Lieblingsfilme nennen, um zu zeigen, dass das nicht so einfach durchschaubar ist, warum und weshalb.

    Zur Altersbestimmung per Methylierung habe ich ein Fragezeichen im Kopf.

    Was ich mir jetzt als Schwierigkeit vorstelle…. wenn der Tote, der zu identifizieren ist, nun beispielsweise irgendwann in seinem Leben einmal ein Trauma hatte oder eine Krebserkrankung durchmachte oder Hochleistungssportler war, dann wärs doch möglich, die Methylierung ist “explodiert”, also anders verlaufen als normalerweise bei keinen besonderen Vorkommnissen. Krebserkrankung mit vollem Behandlungsprogramm lässt Menschen offenbar schneller altern, sie fühlen sich, als ob sie 10 Jahre gealtert wären und das müsste sich doch auch aufs Epigenom auswirken und damit die korrekte Altersbestimmung erschweren.

    Dann kommt beim DNA-stick oder Genomchip noch folgendes Problem hinzu: Es ist nur eine Momentaufnahme. Lebensgewohnheiten, Krankheiten, Stress, Krisen, Traumata, alles hinterlässt Spuren und schreibt das Epigenom wieder um. Der USB stick müsste ständig aktualisiert werden.

    Wären die Menschen damit einverstanden?
    Eines Morgens schrillt dann der quietschend rote Alarmknopf los und teilt freundlich-streng mit: Achtung, Sie haben seit heute eine verdächtige Raumforderung in der Lunge, alla hopp die Zigarette aus und ab ins Labor zur Tumorsequenzierung!

    Natürlich kennt man dann auch alle seine Gendefekte und muss natürlich auch bei der Partnerwahl den stick abgleichen…. oder ins Institut, um die Kompatibilität prüfen zu lassen? Das wird kompliziert.

    Ich finde es ja jetzt schon krass, dass man sich mit Chorea Huntington ausrechnen könnte, wann man stirbt und frag mich, wieviele das in Anspruch nehmen (würden).

    Gleichzeitig find ich es auch total spannend und faszinierend, aber ich glaube, die meisten Menschen kriegen einen Herzkasper, wenn sie damit konfrontiert werden. Werden? ohje.

    Berichte nach dem Ereignis aber bitte genau, was uns dann demnächst alles blüht! 😉

  3. #3 Fex
    12/03/2016

    Das Random Forest Modell hat, neben der Robustheit, auch noch (mindestend) einen zusätzlichen Vorteil gegenüber vielen anderen maschinellen Lernverfahren:
    Das Modell ist gut interpretierbar.
    Man kann sich ansehen, welche Features des Trainingsdatensatzes oft für Entscheidungen in den Entscheidungsbäumen genutzt wurden. Dies kann ein Hinweis auf wichtige Variablen für das zugrundeliegende Problem geben.

    Dafür ist ein ‘Variable Importance Plot’ sehr gut, der dies grafisch darstellt. Man könnte damit Hinweise bekommen, welche Methylierungen sehr gut auf das Alter hindeuten können und daraus eventuell neue Fragestellungen ableiten.