Die Bedingungen schließlich, unter denen viele Tiere, die als Quelle für beispielsweise in der TCM verwendete Ingredienzen herhalten müssen, gehalten werden, sind oftmals überaus mißlich bis grausam. Besonders scheußlich ergeht es den Asiatischen Schwarzbären, denen, während sie in winzige Käfige gepfercht sind, täglich über einen Katheter Gallenflüssigkeit abgenommen wird, weil diese eine wichtige Zutat der TCM darstellt. Über 9000 dieser Tiere vegetieren so in 167 spezialisierten chinesischen Farmen vor sich hin [6].
TCM und andere traditionelle Medizinen stellen also neben der häufig gesundheitsgefährdenden Zusammensetzung ihrer Präparate eine ernstzunehmende Gefahr für den Bestand zahlreicher Tier- und Pflanzenarten und damit die Artenvielfalt dar. Immer, wenn ich mir das vergegenwärtige, bin ich nahe an der Verzweiflung. Wieso nehmen so viele Menschen völlig empathielos die Auslöschung ungezählter Arten und die üble Quälerei abertausender Tiere in Kauf, ohne auch nur den Hauch eines Belegs, daß die widerwärtigen Pulver, Pasten und Konkokte aus Tierknochen, -exkrementen, -sekreten etc., die sie sich andrehen lassen, irgendeine Wirkung haben?! Und geben auch noch einen Haufen Geld dafür aus? Ich weiß nicht, wieviel Sildenafil man für 50.000 $ kaufen könnte, aber sicher genug, um selbst hartnäckigste Potenzprobleme tatsächlich zu be”heben” und man müßte nicht einmal ein Nashorn dafür töten.
Ich plädiere daher für Aufklärungskampagnen zu den Inhaltsstoffe der TCM, ihren mangelnden Wirknachweisen und welche Konsequenzen ihre Beschaffung zeitigt, sowie extrem strenge Auflagen für TCM-Ingredienzen in den Industrieländern samt drakonischer Strafen, falls in solchen Produkten Spuren geschützter Organismen gefunden werden. Einfluß und Finanzierung von WFS sollten dabei massiv ausgebaut werden, um irgendwann eine Chance zu haben, Wildlife Crime wirksam einzudämmen. Bis es soweit ist (falls es je so kommt), werden aber sicher noch eine Menge Arten von der Erde verschwinden. Für nichts. Für einen großen dummen Schwindel 🙁
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Referenzen
[1] Wilson-Wilde, L. (2010). Wildlife crime: a global problem. Forensic science, medicine, and pathology, 6(3), 221-222.
[2] Coghlan, M. L., Maker, G., Crighton, E., Haile, J., Murray, D. C., White, N. E., … & Allcock, R. J. (2015). Combined DNA, toxicological and heavy metal analyses provides an auditing toolkit to improve pharmacovigilance of traditional Chinese medicine (TCM). Scientific reports, 5.
[3] Coghlan, M. L., Haile, J., Houston, J., Murray, D. C., White, N. E., Moolhuijzen, P., … & Bunce, M. (2012). Deep sequencing of plant and animal DNA contained within traditional Chinese medicines reveals legality issues and health safety concerns. PLoS Genet, 8(4), e1002657.
[4] Kostakis, C., & Byard, R. W. (2009). Sudden death associated with intravenous injection of toad extract. Forensic science international, 188(1), e1-e5.
[5] Graham-Rowe, D. (2011). Biodiversity: endangered and in demand. Nature, 480(7378), S101-S103.
[6] Still, J. (2003). Use of animal products in traditional Chinese medicine: environmental impact and health hazards. Complementary therapies in medicine, 11(2), 118-122.
[7] Kala, C. P. (2000). Status and conservation of rare and endangered medicinal plants in the Indian trans-Himalaya. Biological Conservation, 93(3), 371-379.
[8] Costa-Neto, E. M. (2005). Animal-based medicines: biological prospection and the sustainable use of zootherapeutic resources. Anais da Academia Brasileira de Ciências, 77(1), 33-43.
[9] da Nóbrega Alves, R. R., da Silva Vieira, W. L., & Santana, G. G. (2008). Reptiles used in traditional folk medicine: conservation implications. Biodiversity and Conservation, 17(8), 2037-2049.
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