Offenbar schickt sich die U.S.-amerikanische Sängerin Jennifer Muñiz, anscheinend besser bekannt als Jennifer Lopez, die sich dem Vernehmen nach auch als TV-Produzentin geriert, an, eine Krimiserie zu produzieren, die den Titel C.R.I.S.P.R. tragen soll und in der die Genom-Editierungstechnologie CRISPR/Cas eine zentrale Rolle als Werkzeug eines Bioterroristen spielen soll.
In der Serie soll ein größenwahnsinniger Wissenschaftler CRISPR/Cas u.a. dazu mißbrauchen, um ein Attentat auf den Präsidenten zu verüben, oder ein ungeborenes Kind zur Mordwaffe umzufunktionieren (wie das gehen soll, weiß wohl kein Genetiker auf der Welt, aber glücklicherweise die Drehbuchschreiber aus Hollywood). Naja und natürlich wird der „verrückte Wissenschaftler“, der, da bin ich sicher, ’mal wieder ein Abklatsch des nicht tot zu kriegenden Frankenstein-Archetypen sein wird, gejagt von? Genau, einer FBI-Agentin und einem CDC-Wissenschaftler, die natürlich was? Ein Verhältnis miteinander anfangen. Etc. pp. ad nauseam.
Der „Hollywood-Reporter“ schreibt dazu:
„In der Art von Castle wird zwischen dem Wissenschaftler und der FBI-Agentin eine Romanze erblühen, während die beiden sich zusammentun, um das diabolische Genie mit dem Gotteskomplex zu Fall zu bringen, der früher der Chef der Agentin war. Das Drama wird uns Mentor und Protegé vorführen, die um die Kontrolle um das menschliche Genom ringen in einem Katz-und-Maus-Spiel, in dem es um die Zukunft unserer Spezies geht und um die mögliche Ausrottung aller Krankheiten.“ (Übersetzung CC)
Das klingt, mit Verlaub, grauslig. Genau diese Art sensationalistischer Ausschlachtung können wir in der empfindlichen Debatte um Genomeditierung im Speziellen und Gentechnologie im Allgemeinen nicht gebrauchen. Im schlimmsten Fall entsteht durch solche Sendungen und die zu befürchtende spektakulär vereinfachte und vergröberte Darstellung das Pendant eines CSI-Effekts, der zu einer völlig verzerrten Wahrnehmung der Risiken aber auch Potentiale der neuen Genomeditierungstechniken führen könnte: CRISPR/Cas ist sicherlich sehr potent und spannend und hat das Feld der Gen(om)editierung revolutioniert aber es ist weder Wunderwaffe noch -heilmittel, hat immer noch erhebliche Probleme und wird vielleicht in absehbarer Zeit gar von anderen, besseren Technologien ersetzt werden.
Viel besser und wichtiger als solche Serien wären also gute, wissenschaftlich fundierte Dokumentationen darüber, was CRISPR/Cas ist, was es kann, was es (noch) nicht gut kann, was man wirklich davon erwarten und, wenn es wirklich in böser Absicht verwendet wird, befürchten sollte. So eine Sendung wäre mit Sicherheit spannender als eine archetypische “yet-another” Krimiserie, in der der megalomane Schurke statt einer Knarre, Laserkanone oder A-Bombe eben zufällig ein CRISPR/Cas-Labor hat.
Zum Glück besteht noch die nicht allzu unrealistische Chance, daß die Finanzierung für dieses Projekt unrealisiert und es uns und der Welt damit erspart bleibt.
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