rilke

Rilke – Ausschnitt aus Gemälde von Leonid Ossipowitsch Pasternak

Übermorgen stirbt (endlich! endlich!) das Jahr 2017 aber heute vor 91 Jahren starb Rainer Maria Rilke.
Für mich der größte Lyriker deutscher Sprache.

 

“Schließlich brauchen sie uns nicht mehr, die Früheentrückten,
man entwöhnt sich des Irdischen sanft, wie man den Brüsten
milde der Mutter entwächst. Aber wir, die so große
Geheimnisse brauchen, denen aus Trauer so oft
seliger Fortschritt entspringt –: könnten wir sein ohne sie?
Ist die Sage umsonst, daß einst in der Klage um Linos
wagende erste Musik dürre Erstarrung durchdrang;
daß erst im erschrockenen Raum, dem ein beinah göttlicher Jüngling
plötzlich für immer enttrat, die Leere in jene
Schwingung geriet, die uns jetzt hinreißt und tröstet und hilft.”

Aus der I. Duineser Elegie

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und damit wünsche ich allen LeserInnen einen sanften und freudvollen Übergang ins neue Jahr, welches glücklicher sein möge, als das vergangene (was ihm überaus leicht fallen muß).

flattr this!

Kommentare (15)

  1. #1 ralph
    29/12/2017

    Herzlichen Dank an Sie, für die interessanten wissenschaftlichen Einblicke und sonsitgen Anregungen.
    Auch wenn mir Rilke im besonderen und Lyrik im allgemeinen wohl immer fremd bleiben werden, machen diese Zeilen neugierig. Einiges darin erinnert mich an Dostojewskij. Bei Lino kam mir sofort Jesus in den Sinn, den Dostojewskij zwar verehrt, mit dem er aber ständig hadert, den er sogar ziemlich auseinandernimmt.

  2. #2 Dr. Webbaer
    29/12/2017

    Es gab womöglich die genannte ‘Trauer’ nie und ebenfalls nicht die genannte ‘Leere’.
    Homer Simpson hat das womöglich zugrunde liegende derartige Geschäftsmodell, bereits vor mehr als 20 Jahren, wie folgt zusammenfassen können :

    Eh, making teenagers depressed is like shooting fish in a barrel.

  3. #3 ralph
    Deutschland
    29/12/2017

    Vieles ist 2017 besser geworden. Durchschnittliche Lebenserwartung, Gesundheit und Einkommen sind dem langjährigen Trend folgend auch im zurückliegenden Jahr weltweit gestiegen, gerade auch in sehr armen Ländern.
    Laut der Website Perspective Daily sind diese 5 Dinge 2017 (zum Glück) zum letzten Mal passiert:

    https://perspective-daily.de/article/424/fo0m1jGU

    https://perspective-daily.de/article/424/fo0m1jGU

  4. #4 lore ipsum
    29/12/2017

    Treffenderweise bezeichnet man Rilke als Lyriker und nicht als Dichter. Er dichtet auch nicht, er setzt Gedankenbilder in den Raum die sich mit unseren Gedanken vereinen und ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit hinterlassen.
    Rilke gibt der Sprache die Kraft der Magie zurück.

  5. #5 lore ipsum
    29/12/2017

    Dr. Webbaer,
    zerstören Sie den Zauber der Lyrik nicht.
    Wer mit der szientifischen (oder so ähnlich)Methode ein Gedicht ergründen will, der ist der berühmte Elefant im Porzellanladen.
    Oh , stör sie nicht die Trauer des Gedichts …..

  6. #6 Joseph Kuhn
    30/12/2017

    @ lore ipsum:

    “Wer mit der szientifischen (oder so ähnlich)Methode ein Gedicht ergründen will, der ist der berühmte Elefant im Porzellanladen.”

    Warum? Sind Literaturwissenschaftler unfähig, die Schönheit eines Gedichtes zu sehen? Macht Denken dumm?

    Oh, denk mal nach. Natürlich nur, wenn’s geht (der Satz mit “oh” ist tiefempfundene Lyrik, der folgende romantische Ironie).

  7. #7 lore ipsum
    30/12/2017

    Joseph Kuhn,
    ihnen bescheinige ich Scharfsinn mit Humor. Mit dem “oh” war tatsächlich ein wenig Ironie mit im Spiel, und das szientifisch war für den WB bestimmt, weil der das als höchste Errungenschaft des menschliches Geistes ansieht.
    An die Literaturwissenschaft war mein Beitrag nicht gerichtet. Ich werde mich hüten, die durch den Kakau zu ziehen.
    Was ich sagen wollte, das man mit Analyse allein, ein lyrisches Gedicht nicht erschließen kann. Da kommt noch etwas dazu, dass besonders CC entzückt, und er würde sich nicht scheuen , hier das Wort göttlich zu gebrauchen.

  8. #8 Dr. Webbaer
    31/12/2017

    @ Kommentatorenkollege ‘lore ipsum’ :

    Alles richtig, nun, zumindest klang der letzte Satz Ihrer Nachricht sozusagen gänzlich richtig.
    Es ist natürlich Esoterik, was ‘CC entzückt’, no problemo here, Dr. Webbaer hier aber oft Disempath.
    Abär nicht immer, vergleiche :
    -> https://www.youtube.com/watch?v=Ew0cF2t_bD8

    MFG + Frohes Neues + insbesondere Herrn Dr. Courts weiterhin viel Erfolg!
    Dr. Webbaer

  9. #9 Dr. Webbaer
    31/12/2017

    Visualisierte Variante :

    -> https://www.youtube.com/watch?v=FFNxAfy6dbY

    Irgendwas stimmt mit der Visage von Czesław Niemen nicht, soll aber an dieser Stelle nicht stören.

  10. #10 rolak
    31/12/2017

    Oh weh, überall Gefahr, in des … Dreck zu treten,
    doch was solls, soll der Troll uns am Reden hindern? Niemals nicht!
    Manchmal beneide ich fast Faithful um ihr helfendes Beten,
    doch letztlich siegt die Einsicht.
    Zum Glück.
    Wie erschütternd ist der Blick vom Jetzt ins Anders,
    Wie gnadenlos der Gedanke, wir wären in einem Stück
    von ihm.

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  11. #11 lore ipsum
    31/12/2017

    rolak,
    na endlich , geht doch, die Grenzen der Konvention zu sprengen und die Gefühle des sterbenden Jahres in die Freiheit zu entlassen.

  12. #12 lore ipsum
    31/12/2017

    Dr. Webbaer,
    Sie kompensieren die vermeintliche Disempathie mit Toleranz, Klugheit und den richtigen Grundsätzen.

    Guter Rutsch!

  13. #13 rolak
    14/08/2018

    ..zumindest hängt vieles mit vielem zusammen.

    Aus 50jährigem Anlaß gewährt ua WDR5 nichteifrigen Sammlern eine wiederholte Chance, mehrfach verpaßte Gelegenheiten nachzuholen: 1968 und die Liedermacher.
    Hörstema rein ins bisher Ergatterte (Degenhardt verpaßt :·/ ), dachte ich mir, und wählte “Schobert & Black live 1973” aus dem Jahr, in dem das Konzertgehen von testweise(’71) über mehr davon(’72) sich ua mit Hilfe einer Mäzenin in Richtung exzessiv entwickelte. Recht früh kam der bekannte ‘Hugo’ zu Gehör mit seinem Schlußtripel “Detlev von Liliencron” – ok, nutze die Mittel der Zeit, wikipedisiere. Und was steht dort?

    beeinflusste seine Lyrik unter anderem den jungen Rainer Maria Rilke genauso wie Hugo von Hofmannsthal

    mer lernt nie aus…

  14. #14 zimtspinne
    14/08/2018

    Rilke…. mag ich sehr. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

  15. #15 rolak
    26/10/2018

    Diese Woche (==in diesem speziellen Falle letzten Sonntag) schaffte es René mit seiner Mitten-im-Leben-Schöpfung Herbsttag kurz vor seinem 93sten von seinem Namensvetter Steinberg in dessen [¡mp3!] aktuellen “Irres ist menschlich” zitiert zu werden.

    Hymnisch. Also nur die dritte Strophe. Und sogar nur 40% der Zeilen.

    Angenehmes Wochenende allerseits!