Ich wurde auf einen GWUP-Blogbeitrag hingewiesen, der sich mit dem Fall der US-amerikanischen Doktorandin, Bloggerin, Skeptikerin und Ex-Naturopathin Britt Hermes befaßt.
Nachdem Britt sich entschlossen hatte, ihre Laufbahn als „Naturopathin“ nicht länger zu verfolgen, zog sie vor einigen Jahren nach Deutschland, um hier erst ein Master- und dann ein Promotionsstudium zu absolvieren.
Wie es zu ihrer Abkehr von der esoterisch-pseudowissenschaftlichen “Naturopathie” (eine Übersetzung des Begriffs „naturopathy“, der durch „Naturheilkunde“ nur unzureichend abgebildet wird) kam, erzählt sie in ihrem Blog „Naturopathic Diaries“, das den Untertitel „Geständnisse einer Naturopathie-Doktorin“ trägt, so:
Ich verließ die Naturopathie mit einem Knall. Im Frühling 2014 fand ich heraus, daß mein Chef, ebenfalls Naturopath, die nicht von der FDA zugelassene Substanz Ukrain aus dem Ausland importiert und Krebspatienten injiziert hatte. Ich kündigte daraufhin seiner Praxis und meldete ihn dem Naturopathie-Ausschuß des Staates Arizona und der Staatsanwaltschaft. Während unseres letzten Treffens sagte er mir, daß ihm bewußt sei, daß er sich in einer „Grauzone“ bewege und daß das in seinem Beruf als Naturopath durchaus üblich sei.
Und damit hatte er recht.
Naturopathie ist nicht, was man mich glauben gemacht hatte. Diese Profession funktioniert als Indoktrinationssystem, das sich auf längst widerlegte Vorstellungen von Gesundheit und Medizin stützt und voller pseudowissenschaftlicher Rhetorik und unwirksamer, gefährlicher Praktiken ist. Naturopathen muß man sehr genau und kritisch beobachten, wegen ihrer sich fortschreibenden Geschichte aus Täuschung und Ausbeutung, die sie als gute Absichten maskieren. — Verlinkungen und Übersetzung von CC
(die Analogie zu N. Grams liegt also auf der Hand)
Wegen ihrer Abkehr von und seither sehr antagonistischen Haltung gegenüber der Naturopathie, die sich unter anderem in kritischen Blogbeiträgen niederschlägt, wurde sie vor kurzem von einer US-Naturopathin verklagt (wohl weniger, weil sie etwas falsches geschrieben hat und mehr, um sie aus Angst vor hohen Prozesskosten zum Schweigen zu bringen, eine ungustiöse und eigentlich rechtsmißbräuchliche Praxis, die in den USA als SLAPPing bezeichnet wird). Aus ihrem Blog erfuhr ich auch, daß Britt ausgerechnet nach Kiel gezogen war. Also schrieb ich ihr, erfuhr, daß wir auch noch quasi Nachbarn auf dem UKSH-Campus sind und nahm das und daß ich mich mit ihrer Sache solidarisch erklären wollte, zum Anlaß, mich mit ihr zum Plaudern zu treffen.
Das war gestern und dabei habe ich zu meiner Freude erfahren, daß bei der rasch von australischen Skeptikern organisierten Geldsammelaktion für sie in kürzester Zeit über 50.000 € zusammengekommen sind, wovon nun ihre Prozesskosten bezahlt werden können. Ist das nicht großartig?
Ich hoffe sehr (und gehe davon aus), daß Britt ihren Prozess gewinnen wird und habe mich gefreut, sie kennenzulernen. Wir haben auch beratschlagt, ob wir nicht eine Art skeptische Allianz für Kiel bilden sollten, denn während es hier offenbar keinerlei skeptische Szene gibt, steht die Esoterik, sogar an der Uni, durchaus in Blüte. Wird eigentlich Zeit, daß sich das ändert…
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