Liebe LeserInnen,
seit mehr als 6 Jahren gibt es jetzt dieses Blog und in dieser Zeit habe ich im Schnitt 1,6 Beiträge pro Woche geschrieben, insgesamt mehr als 550, einen längeren Aussetzer hat es bisher nicht gegeben. Damit gehöre ich nach kurzem Vergleich hier auf den Scienceblogs sogar noch zu den Viel-, Regelmäßig- bzw. Häufigschreibern. Ich sage es kurz: diese Frequenz kann und will ich zukünftig nicht mehr aufrechterhalten*.
Meine Beweggründe dafür sind vielfältig, doch der wichtigste ist ein Mangel an Zeit. Wegen verschiedener Gründe und Entwicklungen in meinem Leben fehlt mir inzwischen eigentlich die Zeit, die ich brauche, um einmal in der Woche einen Artikel zu schreiben, mit dessen Qualität ich ausreichend einverstanden bin, um ihn hier zu veröffentlichen. Es fällt mir immer schwerer und bedarf immer akrobatischerer Maneuver, mir diese Zeit zu verschaffen und ich merke, daß ich bisweilen kaum Spaß am Schreiben habe, wenn ich dem Druck dieser meiner selbstgestellten Anforderung ausgesetzt bin. Und da das Bloggen hier vor allem ein (weitestgehend unentgoltenes) Hobby ist, erlaube ich mir den Anspruch daran, daß es zumindest Spaß machen muß.
Es mangelt mir übrigens keineswegs an Themen und Einfällen, ich habe einen ganzen Ordner voller Ideen für neue Artikel und daß mir diese je ausgehen werden, ist unwahrscheinlich. Andererseits ist es auch so, daß ich den Hauptzweck dieses Blogs als erfüllt ansehe: nämlich die Möglichkeit zu bieten (alle alten Artikel sind ja jederzeit verfügbar), sich auf hoffentlich akzeptablem Niveau und zugleich verständlich über forensische Wissenschaft im Allgemeinen und forensische Genetik im Speziellen zu informieren und dabei als Kontrapunkt zur populärmedial verzerrten und oft verfälschenden Darstellung dieser Felder durch CSI & Co. zu dienen. Ich selbst bin als Autor gereift und weiß auch, daß dieses Blog inzwischen als Ressource bei der Ausbildung forensisch-wissenschaftlichen Nachwuchses genutzt und selbiger gezielt hierher verwiesen wird und das freut mich aufrichtig. Einige wichtige Artikel sind als Serien zusammengefaßt und auch die Möglichkeit, individuelle Fragen zu forensischer Genetik zu stellen (FAQ) gibt es und wird es weiterhin geben. Zudem habe ich, was mir ebenfalls wichtig war, meine Weltanschauung hier in den wesentlichen Punkten kenntlich gemacht und verteidigt und zugleich die Möglichkeit gegeben, in einen rationalen Dialog oder auch Disput mit mir (und anderen) einzutreten, die über die Jahre dankenswerterweise sehr eifrig genutzt wurde.
Ich habe darüber hinaus aber auch den Eindruck, daß die Bedeutung von Blogs als Kommunikationsmittel schwindet. Wer abonniert noch ein Blog? Wer liest noch lange und nicht immer unkomplizierte Texte mit wenigen, manchmal keinen Bildern, arbeitet sich durch die Links und Referenzen, stellt Fragen bei Unklarheit? Es gibt ja sogar einen eigenen Code (samt Wikipedia-Artikel) dafür, daß jemandem etwas zu lang war und er/sie es deshalb nicht gelesen hat. Das ist weder kompatibel mit der Erklärung komplizierter wissenschaftlicher Konzepte und der überragenden Notwendigkeit zur Differenzierung noch mit meinem Verständnis von Wissenschaftskommunikation. Daß diese Entwicklung so ist, heißt nicht, daß man sich ihr anpassen und die eigenen Inhalte verdünnen und leichter verdaulich machen sollte – ich jedenfalls werde eher aufhören, als das zu tun -, aber man darf sich fragen, wieviel Arbeit und Herzblut man investieren will/kann/soll (vgl. auch die Entwicklung des Science Slams). Die Leserzahl dieses Blogs hat sich jedenfalls in den Jahren nicht erhöht, ist eher kleiner geworden, soweit ich das überblicken kann, und ich bin nicht sicher, wen ich damit (noch) erreiche. Übrigens und hoffentlich kein Omen: unser amerikanischer Ursprung, die Scienceblogs.com, von denen die deutschen Scienceblogs abstammen und wo mein einstiges Blogger-Vorbild P.Z. Myers viele Jahre schrieb, sind inzwischen Geschichte.
Aber keine Sorge, es wird hier weitergehen, nur die Artikelfrequenz wird kleiner und vielleicht unregelmäßig werden. Für die Zukunft plane ich zudem, einige Artikel meines Blogs auch auf anderen Medienformaten, z.B. auf Youtube oder als Audio verfügbar zu machen (sage Euch dann hier bescheid) und Zugriff auf und Übersicht über vorhandene Artikel zu erleichtern und zu ordnen.
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