Um Frauen aus der im Rahmen eines Kongresses des bff:Frauen gegen Gewalt festgestellten „Gerechtigkeitslücke“ zu helfen,
Die sofortige Anzeigenerstattung verlangt das erneute Durchleben der Tat gegenüber einer fremden Person, ohne die Tat seelisch verarbeitet zu haben“ […] So sei auch zu erklären, dass nur ein Bruchteil der Fälle sexualisierter Gewalt gegen Frauen über 16 Jahren zur Anzeige komme.
Doch für eine spätere Verurteilung des Vergewaltigers seien Frauen oft auf die ihre Aussage stützenden Spuren angewiesen, wenn nicht später vor Gericht die Situation „Aussage gegen Aussage“ eintreten solle oder sie mit entwürdigenden „Vergewaltigungsmythen“ wie Rache-Motiven konfrontiert werden möchten.(taz )
fördert das Justizministerium Schleswig-Holstein seit 2015 ein Projekt zum Aufbau und zur Weiterentwicklung verschiedener Strukturen des medizinischen Gewaltopferschutzes bei häuslicher/sexualisierter Gewalt und Kindesmisshandlung, umgesetzt durch die Institute für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und des Universitätsklinikums Hamburg.
Schwerpunkt dieses Projektes ist die Verbesserung der Dokumentation von Verletzungen und das Gewinnen forensischer Spuren unabhängig von einer polizeilichen Anzeige im Rahmen einer vertraulichen Spurensicherung nach häuslicher oder sexualisierter Gewalt bei Erwachsenen sowie die Möglichkeit zur Dokumentation- und -interpretation von Verletzungen bei Kindern und Jugendlichen mit V. a. Kindesmisshandlung/-missbrauch.
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Am 31.01.2019 findet dazu an unserem Institut eine Pressekonferenz mit anschließendem Fachsymposium zu „Gewaltopferschutz – Vertrauliche Spurensicherung“ statt, u.a. wird Frau Sütterlin-Waack, Ministerin für Justiz, Europa, Verbraucherschutz und Gleichstellung von Schleswig-Holstein anwesend sein und auch einen Vortrag halten. Die Veranstaltung soll die Wege für Betroffene von Gewalt darlegen und ein Resümee der ersten Projektphase geben; ich selbst werde auch einen Vortrag zur Sicherung und forens.-molekularbiologischen Untersuchung biologischer Spuren aus Gewalt- und Sexualdelikten halten und die Rolle der forensischen Molekularbiologie in der Bearbeitung solcher Fälle schildern.
Das Angebot des Landes Schleswig-Holstein zum Opferschutz findet sich hier.
Unser Institut mit den Standorten Kiel und Lübeck bietet Opfern von Gewalt (z. B. häusliche Gewalt, sexuelle Gewalt, Kindesmisshandlung etc.),
die sich zunächst nicht für eine Strafanzeige entscheiden können, eine zeitnahe, gerichtsverwertbare Dokumentation von Verletzungen sowie eine Spurensicherung an.
Im Rahmen dieser für das Gewaltopfer kostenfreien Untersuchung erfolgt eine rechtsmedizinische körperliche Untersuchung durch einen fachkundigen Arzt/Ärztin mit Fotodokumentation von vorhandenen Verletzungen. Weiterhin kann eine Spurensicherung mit anschließender Asservierung erfolgen. Bei speziellen Fragestellungen können gegebenenfalls weitere ärztliche Fachrichtungen hinzugezogen werden. Sollte es zu einem späteren Zeitpunkt doch zu einer Strafanzeige kommen, kann jederzeit ein entsprechendes, gerichtsverwertbares Gutachten erstattet und/oder weiterführende Untersuchungen der Asservate durchgeführt werden.
Hier ein Link zu unseren rechtsmedizinischen Ambulanzen in Kiel und Lübeck.
Die Möglichkeit zur anonymisierten Spurensicherung nach Gewalt- und Sexualstraftaten ohne Hinzuziehung der Polizei wird aber auch an verschiedenen Kliniken in ganz Schleswig-Holstein und somit wohnortnah geboten.
Ich möchte hiermit auch mein Blog nutzen, um möglichst viele Schleswig-HolsteinerInnen zu erreichen, um ihnen von diesem Projekt zu erzählen und sie zu bitten, diese Information (oder den Link zu diesem Artikel) ebenfalls weiterzugeben und zu verbreiten. Das bezieht sich ausdrücklich auch auf Männer, die zwar seltener Opfer sexualisierter Gewalt werden, dies aber aus Scham auch seltener zur Anzeige bringen und für die es ein eigenes Hilfsangebot gibt. Danke!
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Update am 31.01.: So, das Symposium ist beendet und war, wie ich fand, eine gute, gut besuchte und für die Teilnehmer informative Veranstaltung, die, auch vermittels der anwesenden MultiplikatorInnen, hoffentlich dazu beitragen wird, das Projekt noch bekannter zu machen und mehr Menschen, die Opfer von Gewalt wurden oder werden, dazu ermutigt, das Angebot anzunehmen.
Es waren auch zahlreiche Medienvertreter anwesend, darunter der NDR, der heute abend von der Veranstaltung berichten wird.
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