Ich selbst hatte ein Poster zu einem „spin-off“-Ergebnis aus Annicas Projekt mitgebracht:

wir hatten eine neue, clevere Methode zur Verbesserung der Genauigkeit von RNA-Sequenziererebnissen mit der Standardmethode verglichen und uns dann für die neue Methode entschieden. Auf dem Poster erklären wir, wie und warum (Experten finden hier mehr Infos)

Apropos Poster: ein echtes Manko dieser Tagung, das muß ich an dieser Stelle sehr deutlich sagen, war leider die Posterausstellung. Neben Vorträgen ist auf Kongressen wie diesem das wissenschaftliche Poster die typische und übliche Form, Daten/Erkenntnisse kurz und übersichtlich zu präsentieren. Und während rein zeitlich die Zahl der Vorträge, die auf eine Tagung passen, naturgemäß stark begrenzt ist, können in der Regel hunderte von Präsentationen in Form von Postern ausgestellt werden. Das bedeutet, daß regelmäßig der Großteil der auf unseren Tagungen dargestellten wissensch. Ergebnisse in Form von Postern präsentiert werden! In den letzten Jahren gab es dafür immer große Räume, in denen die Poster in langen Reihen und thematisch sortiert in Papierform aufgehängt wurden und wo man sehr angenehm (oft ist es dort auch nicht so laut und „wuselig“ wie in den anderen Räumen) von Poster zu Poster gehen, mit den Autoren oder anderen Kollegen darüber diskutieren und so lange verweilen konnte, wie nötig / es beliebte.

Dieses Mal aber hat sich irgendwer einfallen lassen, man müsse unbedingt digitaler werden und die Papierposter durch große Bildschirme ersetzen. Allerdings nicht 438 (entsprechend der Zahl der Poster), sondern 14 (in Worten: vierzehn)! Daß das eine völlige Schnapsidee ist, hätte eigentlich klar sein müssen: wie sollen sich ca. 970 Delegierte 438 Poster auf 14 Bildschirmen (die noch dazu das A0-Posterformat verzerrten und es zu hoch und zu schmal anzeigten (s.o.)) ansehen?! Den Posterautoren wurden zu allem Überfluss extrem knapp getaktete 6-min-Zeitfenster gegeben, um Fragen zum Poster zu beantworten. Natürlich funktionierte das überhaupt nicht. Chaos, Gedränge und eine infernalische Lautstärke, die angestrengtes Schreien zum Fragen und Antworten erforderte. Oft begannen die engen Zeitfenster nicht zum richtigen Zeitpunkt, die Anzeigetafeln fielen öfter mal aus, die letzten Zeitfenster begannen, als im Hauptsaal bereits die Vorträge weitergingen und niemand erschien am Poster etc. pp.

Mit anderen Worten: die diesmalige Posterpräsentation war ein völliger, totaler Fehlschlag mit Ansage. Das bedeutet, daß der Großteil der auf dieser Tagung präsentierten Daten und Ergebnisse aus aller Welt unbeachtet blieb und vollkommen unzureichend präsentiert wurde, was sehr ärgerlich ist und mir besonders für die vielen Nachwuchswissenschaftler leid tut, die ihre Daten vorzeigen und diskutieren wollten und keine Chance dafür bekamen. Alle (!) Kollegen, die ich darauf angesprochen habe, haben das auch so empfunden. Also, dergleichen darf sich niemals wiederholen!

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Fazit:  Es war wie immer toll, anregend uns inspirierend, ein paar Tage lang mit den Kollegen aus aller Welt zusammenzukommen, zu diskutieren, zu netzwerken, die eigenen Ergebnisse vorzustellen und über die neuesten Forschungsergebnisse und aktuelle Entwicklungen in anderen Ländern zu erfahren und das wissenschaftliche Programm der ISFG-Tagung in Santiago war durchaus gut und interessant, wobei ich mir die Poster aus besagten Gründen noch nachträglich zu Gemüte führen muß. Das nächste Mal 2026 geht es nach Montreal (ich hoffe, daß Kanada bis dahin nicht komplett von der dort grassierenden Wokedemie zerrissen wurde) und darauf freue ich mich schon sehr. Was die Eignung der Tagungslokalität, das Catering und andere organisatorische Aspekte betrifft… nun, sagen wir: für Montreal liegt die Latte ziemlich niedrig. Immerhin haben mir die kanadischen Kollegen, die einen Stand in Santiago hatten, bereits versprochen, daß es 2026 wieder Papierposter und einen vernünftigen Raum dafür geben wird. Hoffen wir das Beste!

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Referenzen

[1] Neis, M., Groß, T., Schneider, H., Schneider, P. M., & Courts, C. (2024). Comprehensive body fluid identification and contributor assignment by combining targeted sequencing of mRNA and coding region SNPs. Forensic Science International: Genetics, 73, 103125.

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Kommentare (2)

  1. #1 RPGNo1
    25/09/2024

    @CC

    (ich aß dort sehr köstlichen gegrillten Pulpo!).

    Lass das bloß nich Bettina Wurche hören! 😀 Ich verstehe allerdings dein Schwärmen.

    Dieses Mal aber hat sich irgendwer einfallen lassen, man müsse unbedingt digitaler werden und die Papierposter durch große Bildschirme ersetzen. Allerdings nicht 438 (entsprechend der Zahl der Poster), sondern 14 (in Worten: vierzehn)! […] Oft begannen die engen Zeitfenster nicht zum richtigen Zeitpunkt, die Anzeigetafeln fielen öfter mal aus, die letzten Zeitfenster begannen, als im Hauptsaal bereits die Vorträge weitergingen und niemand erschien am Poster etc. pp.

    Analoge Medientechnik ist nicht immer “veraltet” und digitale nicht immer “innovativ”. Das merke ich regelmäßig auch bei meiner Arbeit. Es gibt noch genügend Fälle, wo ein Blatt Papier und ein Schreibstift jeden noch so modernen Laptop/Notebook schlagen. 🙂

  2. #2 Kollege
    27/09/2024

    schöner Bericht, ich fand auch die Keynote von Duncan Taylor gut – hoffe, wir werden nicht irgendwann alle arbeitslos Oo
    Und ja, das mit den Postern ging gar nicht!! Nicht genug Zeit, das Format passte nicht, viel (!) zu wenig Bildschirme. Ganz dicker Daumen runter!