Und damit kennen Sie auch schon mein persönliches Albtraumszenario: Politische Entscheidungsträger, die Begriffe wie “Internet” oder “Hacker” im Grunde nur vom Hörensagen kennen, lassen sich davon überzeugen dass die Wahl per Computer eine schnelle und sichere Angelegenheit ist – und die Richter, die in der letzten Instanz über die Klagen besorgter Wähler zu entscheiden haben, sind in ihrer Technik- und Medienkompetenz den erstgenannten Entscheidungsträgern ebenbürtig. Die Folge sind Wahlen, bei denen das Ergebnis von jedem in Frage gestellt, die Stimmzettel aber von niemandem mehr nachgezählt werden können. Die Demokratie verliert ein Stück Glaubwürdigkeit und Integrität und ein Prozess, der eigentlich transparent und nachvollziehbar sein sollte, wird undurchschaubar und fragwürdig.
Das Schlimmste an diesem Szenario? Nichts geschieht aus niederen Beweggründen, keiner der Beteiligten will ernsthaft die Demokratie beschädigen und jeder kann ehrlich von sich behaupten, nur nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben. Die Demokratie, die durch das Grundgesetz so hervorragend gegen innere Feinde geschützt ist, wird durch ehrliche Fehler überzeugter Demokraten dauerhaft beschädigt.
Natürlich gibt es sowohl Politiker als auch Juristen mit höchster Technik- und Internetkompetenz. Und ganz sicher gibt es auch in den Beraterstäben in Berlin und anderswo kompetente Experten zu jeder Thematik. Aber die Technik- und Medienkompetenz in der Fläche – die fehlt leider. Man kann sicher nicht verlangen, dass ein Politiker oder ein Jurist ein Experte auf jedem Sachgebiet sein muss. Aber ich wünsche mir, dass eine Bundesjustizministerin, die jeden Webseiten-Aufruf auf Vorrat speichern lässt, weiß was ein Browser ist. Ich wünsche mir, dass ein Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, der mit seinen Entscheidungen die Weichen für die Internet-Wirtschaft der Zukunft stellt, schon mehr Webseiten gesehen hat, als nur die Online-Ausgabe seiner Lieblingszeitung.
Illusorische Wünsche? Vielleicht.
Kommentare (2)