W32.Gammima.AG lautet der seltsam klingende Name eines Computerwurms, der sich auf den Rechnern der Internationalen Raumstation (ISS) breitgemacht hat. Eine echte Premiere? Der erste Computervirus im All?

Was im ersten Moment dramatisch klingt, erweist sich bei näherem Hinsehen als eher geringfügiges technisches Problem – das jedoch immerhin auf eine ernsthafte Sicherheitslücke bei der NASA aufmerksam macht. Denn W32.Gammima.AG besitzt (zum Glück) kein großes Schadenspotenzial. Das Programm dient offenbar primär dazu, die Zugangsdaten von Online-Spielen auszulesen und via Remoteserver an den Urheber zu übertragen. Da die ISS-Rechner aber verständlicherweise nicht mit dem Internet verbunden sind, besteht für die WoW-Charaktere von ISS-Kommandant Sergei Volkov und seinen Kollegen vermutlich kaum eine Gefahr…

Genau betrachtet ist W32.Gammima.AG nicht einmal der erste Computervirus im Weltall, sondern maximal der erste Computerwurm. Auch das ist jedoch keinesfalls sicher, vor allem nicht, nachdem ein NASA-Pressesprecher heute andeutete, dass es auf der ISS bereits öfter zu Infektionen an EDV-Systemen gekommen sei. Den größten Risikofaktor bilden offenbar die Laptops der Crewmitglieder, von denen man angesichts der Tatsache, dass besagter W32.Gammima.AG lediglich auf Windows-Rechnern sein Unwesen treiben kann, immerhin vermuten könnte, dass sie möglicherweise mit dem falschen Betriebssystem ausgestattet sind – oder aber vor dem Abflug nicht gründlich genug geprüft werden.

Im T-Online-Newsdienst findet sich jedenfalls ein Artikel in dem behauptet wird, die auf der ISS eingesetzten Laptops verfügten über keinerlei Virenschutz. Das wäre – so es denn wahr sein sollte – dann allerdings schon ein äußerst leichtsinniger Fehler…

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Foto: Die ISS, aufgenommen am 10. Juni diesen Jahres (Bildquelle: NASA)

Warum kann nun aber W32.Gammima.AG nicht der erste Computervirus im All sein (wie in sehr vielen Pressemitteilungen in den nächsten Tagen sicher noch fälschlicherweise behauptet werden wird), sondern maximal der erste Computerwurm?

Ist das nicht eigentlich das Gleiche – Computervirus und Computerwurm? Nicht ganz.

Der wesentliche Unterschied zwischen (Computer)Viren und (Computer)Würmern liegt in der Art ihrer Verbreitung: Ein Computervirus befällt ausführbare Dateien, indem es den eigenen Viren-Code dem eigentlichen Dateicode hinzufügt. Das Virus verbreitet sich demnach nicht “aktiv”, sondern über die Weitergabe von infizierten Dateien, wobei es unerheblich ist, auf welchem Wege sie erfolgt. Dem Virus ist es sozusagen egal, ob er über eine CD-ROM, den Anhang einer E-Mail oder eine Datei auf einem USB-Stick verbreitet wird – die Hauptsache ist, dass die Datei mit dem Virencode in Umlauf bleibt und weitere Dateien infizieren kann.

Ein Wurm verbreitet sich dagegen aktiv, beispielsweise indem er das E-Mail-Programm eines befallenen Rechners “kapert” und sich an die Kontakte im Adressbuch verschickt. Wer schon einmal eine E-Mail mit verdächtig-ausführbarem Anhang (z.B. “grusskarte.exe”, “rechnung.zip.exe” oder aber “aktfoto.jpg.exe”) in der eigenen Inbox gefunden haben sollte, dürfte mit dem Prinzip der aktiven Weiterverbreitung vertraut sein. Neben solchen E-Mail-Würmern gibt es natürlich noch etliche weitere Varianten, die sich beispielsweise über Datenträger, P2P-Netzwerke, Instant-Messangers oder sogar Mobiltelefone verbreiten.

Sowohl Viren als auch Würmer (sowie Trojaner, Spyware, Adware, DoS-Skripte, Dialer und das ganze andere unfreundliche Zeugs, was man sich im Internet einfangen kann) lassen sich im Grunde durch vier ganz einfache Maßnahmen vom eigenen PC fernhalten:

1) Virenscanner installieren,
2) Firewall installieren,
3) alles regelmäßig updaten (inklusive natürlich dem Betriebssystem)
und 4) den gesunden Menschenverstand einschalten und nicht auf jeden Mist reinfallen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich aus Versehen irgendwelche Naktfotos von Britney Spears in der eigenen Inbox landen, ist nun mal als eher gering einzustufen. Ebenso niedrig ist übrigens auch die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Witwe eines verunglückten südafrikanischen Diamantenhändlers sich ausgerechnet an Heinz Müller aus Klein-Kleckersdorf wendet, um die hinterzogenen 50 Millionen Dollar aus dem Land zu schaffen.

Wobei das natürlich schon nichts mehr mit Würmern und Viren zu tun hat…

PS: Wer sich jetzt Sorgen macht, ob W32.Gammima.AG sich eventuell auch schon auf dem eigenen Rechner eingenistet haben könnte, kann sich hier durchlesen, wie man den kleinen Weltraumpionier wieder loswird…