Getreu dem Motto “Strom kommt aus der Steckdose” kämpfen etliche Bürgerinitiativen zwar für regenerative Energien aber gegen Windkraftanlagen im eigenen Sichtumfeld. Ein kleines Update von der “Windverhinderer-Front”.
Alle diese Bürgerinitiativen haben eins gemeinsam: Sie sind per se “natürlich” nicht gegen Windkraftanlagen und saubere Energie, möchten aber in ihrem Lebensumfeld keine solchen Anlagen sehen – die sollen einfach “woanders” gebaut werden, wobei man sich in der Regel darüber ausschweigt, wo dies denn sein könnte. Eine sehr gelungene Zusammenfassung dieser Argumentation liefert der Sprecher der bayerischen “Gegenwind”-Initiative:
Sauber, sicher, regenerativ: Die Windkraft hat hierzulande viele Anhänger. In einer repräsentativen Umfrage des [BMU] etwa sprachen sich 62 Prozent der Befragten für einen Ausbau aus. Genau dies will die Initiative «Gegenwind» in Bayern verhindern.
Der Sprecher des «Gegenwind»-Landesverbandes, Gerhard Zimmet aus Weiden, beeilt sich zu betonen, dass man nicht prinzipiell gegen Windkraft sei. Die sei an und für sich keine schlechte Sache, wenn sie «im Einklang mit Mensch und Natur steht». Wenig später erzählt er, dass er quasi selbst betroffen sei. «Ich werde einmal das Vergnügen haben, drei oder vier solcher Anlagen vor meinem Fenster zu haben», sagt der 48 Jahre alte Beamte. «Es kann nicht sein, dass unsere Landschaft mit Windrädern von einer Höhe bis zu 190 Metern verschandelt wird»
Das einfache Gleichungssystem “Windkraft = gut UND Windkraft hier vor Ort (bzw. “vor meinem Fenster”) = eine Schande” findet sich auch bei Windkraftgegnern aus Baar:
Die Interessengemeinschaft sei nicht generell gegen Windkraftanlagen, aber gegen einen Windpark an diesem Ort. Baar habe mit seinen großen Solarparks seine „Hausaufgaben” für regenerative Energieerzeugung mehr als gemacht. […] Anita Reichart: „Die Idylle in Baar wäre vorbei. Das sind Einbußen, die man mit Geld nicht aufwiegen kann.”
Auch in Hessen möchte man die Windkraft fördern – aber längst nicht überall:
Auf dem Otzberg sollen keine stehen. Nicht bei Michelstadt im Odenwald und schon gar nicht im Hochtaunus. Eigentlich auf keiner Anhöhe. Aber auch in Biblis, neben dem einzigen hessischen Atomkraftwerk mit seinen weithin sichtbaren Kühltürmen, dürfen sich nach dem Willen […] von CDU und FDP keine Windräder drehen. Der Einfachheit halber haben sie denn auch gleich beschlossen, alle Natur- und Geoparks in Südhessen als Standorte für die Windenergie auszuschließen – mit einem verblüffenden Ergebnis: Nur im engeren Ballungsraum nordöstlich von Frankfurt, in Richtung Wetterau und Main-Kinzig-Kreis sollen die von Gegnern als „Windkraftmonster” gescholtenen Anlagen errichtet werden können.
Windkraft – ja bitte, aber nicht bei uns – diese Art der Argumentation hat den SPD-MdB Michael Roth offenbar schon in solche Verzweiflung getrieben, dass er potenzielle Wähler ziemlich sarkastisch abkanzelt – für einen Politiker ein durchaus untypisches Verhalten:
Der Bundestagsabgeordnete Michael Roth machte im Gespräch mit der Werra-Rundschau deutlich, dass er Windkraft vehement befürworte: “Wenn wir erneuerbare Energiequellen für die Klima killenden Atomkraftwerke wollen, dann müssen sich auch Standorte finden.”
Er sieht die sachliche Kommunikation mit den Leuten vor Ort als ganz wichtig an: “Aber vielleicht gibt es ja irgendwann einmal die Bürgerinitiative, die sich ,Strom aus der Steckdose’ nennt? Das wäre dann aber arg einfach”, schmunzelte der neue Generalsekretär der [hessischen] SPD.
Das musste allerdings mal gesagt werden. Quasi als Kontrapunkt zu den Ausführungen Roths, schließe ich das Update mit einem mehr als nur dramatischen Appell des FDP-Landtagsabgeordneten Jochen Paulus, der – offenbar in Unkenntnis der typischen Laufzeiten von Windkraftanlagen – schon heute das Wohl seiner Enkel im Auge hat:
Paulus’ Appell an alle Betreiber solcher Anlagen: “Bitte auch an unsere Kinder und Kindeskinder denken, die später einmal gerne in unserer Region leben und arbeiten wollen.”
Was soll man dazu noch sagen? Bitte keine Windkraft – unserer Kinder wegen…
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