Am Freitag hatte ich das Glück, der Einweihung einer liebevoll restaurierten, im Jahr 1754 im schönen Harzer Bergstädtchen Sankt Andreasberg “in Betrieb genommenen” Sonnenuhr beiwohnen zu dürfen, von der ich euch einige Schnappschüsse nicht vorenthalten möchte.

Durchgeführt wurde die Restauration der bereits vor einiger Zeit unter wildem Gestrüpp aufgefundenen Sonnenuhr von Mitgliedern der Sternwarte Sankt Andreasberg, über deren Arbeit ich im Zusammenhang mit dem STATT – dem Sankt Andreasberger Teleskop-Treffen – hier schon mal berichtet hatte (ein ausführlicher Bericht vom STATT findet sich übrigens hier im Blog der Scilogs-Kollegin Carolin Liefke). Namentlich ist es vor allem Reinhard Görke zu verdanken, dass die Uhr aus dem Jahr 1754 wieder in neuem Glanz erstrahlt, weshalb ihm gemeinsam mit Dr. Fischer vom Sternwarten-Verein (links) und dem Sankt Andreasberger Bürgermeister Hans-Günter Schärf (rechts) die Aufgabe der offiziellen „Enthüllung” zufiel (war übrigens schön zu sehen, dass sich ein Bürgermeister für so etwas Zeit nimmt…).

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Die Uhr hat neben dem im Jahr 1688 errichteten (und 1835 neugebauten) Glockenturm einen passenden neuen Standplatz gefunden, diente sie doch früher der Kalibrierung des dortigen Uhrwerks. Der Glockenturm – immerhin Anlaufpunkt für mehrere tausend Touristen im Jahr – bietet damit nun auch ein schönes „astronomiehistorisches” Exponat, dass noch durch eine Instruktionstafel ergänzt wird, mit deren Hilfe man die ablesbare “Sonnen-Uhrzeit” auch richtig interpretieren kann, geht doch eine in Sankt Andreasberg aufgestellte Sonnenuhr aufgrund der geographischen Lage des Ortes im Vergleich zur MEZ etwa 1h 20 min nach.

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Überhaupt sind ja die historische Entwicklung und der korrekte Gebrauch von Sonnenuhren enorm faszinierende Themen – wenn ich nur mehr Zeit zum Bloggen hätte…

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Wer also demnächst mal in Sankt Andreasberg zu Besuch ist und zufällig den Glockenturm erspäht, sollte über einen kleinen Abstecher zum “neuen Kleinod” der Bergstadt nachdenken. Und wer in der Gegend wohnt und sich für Astronomie, Heimatgeschichte oder Naturschutz begeistern kann, sollte vielleicht ernsthaft erwägen, dem Sternwarten-Verein beizutreten – da laufen wirklich viele interessante Dinge (aktuell planen wir beispielsweise die Einrichtung einer permanenten Lichtsmog-Messstation mit einem der Luxmeter von Gunter Wuchterl).

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In diesem Sinne: Wanderer, kommst du nach Sankt Andreasberg…

Kommentare (4)

  1. #1 bios
    9. September 2010

    in unserer lokalen presse war nichts darüber zu lesen. oder habe ich es einfach nur übersehen? wie auch immer.
    ein gelungenes beispiel das zeigt wie wissenschaftliches engagement und unmittelbare gemeinnützigkeit hand in hand un d auch im kleinen funktionieren.

    herzliche grüße aus dem harz an sb-red, tschöö, muss los nach st.andreasberg

  2. #2 Christian Reinboth
    9. September 2010

    @bios: In der Goslarschen gab es im Vorfeld der Einweihung diesen kleinen Artikel:

    https://www.sternwarte-sankt-andreasberg.de/presse-sonnenuhr.jpg

    Ob im Nachgang auch noch einmal über die Veranstaltung berichtet wurde, weiß ich leider nicht (schön wäre es auf jeden Fall gewesen). Das Lob werde ich gerne weiterleiten.

  3. #3 bios
    10. September 2010

    @c. reinboth
    Dank für Ihren Artikel, meine Couteau vor der GZ ist besiegelt.

    Erlauben sie mir noch eine persönliche Anmerkung.

    Mit ihrem Blog machen Sie deutlich das der ‚Wissenschaftsstandort Deutschland’ in dieser ehemals strukturschwachen Grenzregion Harz angekommen ist.

    In den letzten 20 Jahren haben sich in dieser geschichtsträchtigen Region, die so ziemlich in der Mitte Deutschlands gelegen ist, Leuchttürme aus Wissenschaft und Forschung eingerichtet.

    Dank Ihres Blog weisen Sie darauf hin und geben so dem Harz- und sein Umland ein zeitgemäßes Gesicht.

    Mit Dank und Gruß für weitere interessante und spannende Artikel

  4. #4 Christian Reinboth
    10. September 2010

    @bios: Vielen Dank für die Blumen. Wobei der Harz durchaus schon seit vielen Jahren bundesweit mit guten Wissenschaftsstandorten punktet. Allein in Wernigerode (da habe ich als Wahl-Wernigeröder natürlich einen Tunnelblick) findet sich die Hochschule Harz mit zahlreichen An-Insituten wie dem Institut für Automatisierung und Informatik oder meinem Arbeitgeber, der HarzOptics GmbH, außerdem eine Außenstelle des Robert-Koch-Instituts sowie des Fraunhofer IFF Magdeburg, zahlreiche innovative Unternehmen etc. pp. Da gibt es insgesamt schon einiges, wobei große Forschungsstandorte wie Karlsruhe, Frankfurt oder München natürlich mehr zu bieten haben als der beschauliche Harz…