Gerade vor meinem Bürofenster entdeckt: Frisch gewachsene Pilze, die sich in einem nahezu perfekten Halbkreis anordnen – einem sogenannten „Hexen-” oder „Feenring”, dessen Form in diesem Fall nur von einer Wand unterbrochen wird.

Eigentlich bin ich gerade dabei, ein neues Büro einzurichten, in dem ich im Rahmen unserer beiden Projekte zu Telepflege und Telemedizin in den nächsten drei Jahren residieren werde – aber diesen interessanten Anblick, der sich mir heute direkt unter dem neuen Fenster bot, wollte ich euch trotz fehlender “Blogzeit” nicht vorenthalten…

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Nachdem ich mal mein altes Pilzwissen aus Jugendjahren re-aktiviert (und ein wenig die Wikipedia bemüht) habe, fiel mir nach einem Moment des Erstaunens wieder ein, dass es sich bei dem sichtbaren „Pilzkörper” nicht um den eigentlichen Pilz, sondern lediglich um den sichtbarenTeil des Pilzes handelt, der sich in Form des Myzels – eines fadenförmigen Geflechts – unterirdisch ausbreitet. Wächst dieses Myzel in alle Richtungen gleich schnell, kann es vorkommen, dass sich eine Ringstruktur bildet, die im Volksmund als Hexenring oder auch Feenring bezeichnet wird.

Dies bedeutet – und das ist das eigentlich Faszinierende an dieser Struktur – dass es sich bei dem ganzen Ring um ein einziges Lebewesen(!) handelt und eben nicht um eine Reihe von Pilzen, die sich aus irgendwelchen Gründen kreisförmig anordnen. Ebenfalls faszinierend: Anhand der Größe solcher Ringe lässt sich das Alter des Myzels bestimmen, das mehrere hundert Jahre betragen kann. Eigentlich eine enorm spannende Lebensform…

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Aber welcher Pilz ist das? Könnte ein Wiesen-Ellerling (Hygrocybe pratensis) sein, zumindest nach diesem Foto zu urteilen. Ganz sicher bin ich mir allerdings nicht…

Kommentare (12)

  1. #1 rolak
    21. Oktober 2010

    Wenn denn ein Fachmann sein ok gibt: Guten Appetit!

  2. #2 Christian Reinboth
    21. Oktober 2010

    @rolak: Also ich seh sie mir lieber an, anstatt sie abzuernten – zumindest dann, wenn sie eine so kuriose Formation bilden…

  3. #3 jitpleecheep
    21. Oktober 2010

    Denke, es ist ein Nelkenschwindling, die findet man recht häufig in Hexenkreisen. Ellerlinge eher im Wald oder am Waldrand.

  4. #4 AndreasM
    21. Oktober 2010

    Pilze können manchmal sogar extrem alt und gross werden, so wie dieser Pilz in einem US-Nationalpark, der über 8 Quadratkilometer gross ist und geschätzt über 2000 Jahre alt.

  5. #5 CCS
    21. Oktober 2010

    Ja, auf jeden Fall nett, diese Riesenmyzele. Das Größte ist übrigens 8,9 km² groß 🙂

    https://en.wikipedia.org/wiki/Largest_organism#Fungi

  6. #6 tomW
    21. Oktober 2010

    @AndreasM
    und damit das größte und schwerste Lebewesen auf diesem Planeten darstellt.

  7. #7 rolak
    21. Oktober 2010

    Kann ich irgendwo schon verstehen, Christian, doch wenn sie eßbar sind, wäre das im Endeffekt nur Nahrung beim Vergammeln zusehen. Ein Teil für die Sporenstreuung in möglichst weite Ferne bleibt doch immer stehen – und, so die Rahmenbedingungen passen, nächstes Jahr gibt es wieder diesen Anblick.
    /Riesenmyzel/ Wenn ich zur Sammelsaison durch die Eifel streife, kommt es mir selbst bei den wenigen von mir eindeutig bestimmbaren Sorten so vor, als wäre die ganze Gegend von einem riesigen Mycel-Verbund unterwandert.

  8. #8 Christian Reinboth
    21. Oktober 2010

    Ja, mit Pilzen könnte man sich blogmäßig viel stärker auseinandersetzen, vor allem mit den Riesenmyzelen und den Wechselwirkungen zwischen Pilzen und Bäumen, die – wenn ich mich da korrekt an meinen Biologie-Unterricht erinnere – auch enorm spannend sind. Wenn man sich allein diesen gewaltigen Ritterling-Fruchtkörper (70cm; 20kg) ansieht…

  9. #9 Wb
    21. Oktober 2010

    Geben Sies zu, da waren früher kreisrund Bodenleuchten installiert!

  10. #10 kommentarabo
    21. Oktober 2010

  11. #11 Threepoints...
    29. Oktober 2010

    Wieso zeigt sich der Pilz / die Pilze Oberirdisch trotz der unterirdischen Verbreitung (wahrscheinlich nicht derart symetrisch) aber nun in einer solchen Kreisform?

    Und warum wächst auf dieser Kreisform auch der Rasen besser, als innerhalb und ausserhalb des Kreises?

    Diese Theorie oben kann also derart einfach nicht zur beschreibung des Phänomens ausreichen. Hier werden noch weitere Bedingungen dafür sorgen, dass die Pilze im Kreis wachsen.

  12. #12 wolf
    4. Dezember 2010

    https://de.wikipedia.org/wiki/Hexenring

    wenn man nur Pilze kennt aber nicht auch den Hexenring, tritt man auf der Stelle!