In Rumänien ist dieser Tage passiert, was auch in Deutschland längst überfällig ist: Hexen, Astrologen, Wahrsager und andere esoterische Praktiker haften künftig – wenn auch nur begrenzt – für die Richtigkeit ihrer Vorhersagen. Die Branche steht Kopf – und droht mit esoterischer Vergeltung…
Ich frage mich ja schon lange, warum bei Geschäftsmodellen wie etwa der “radonischen Besendung” oder dem Verkauf von Geistern in Flaschen und “Original-Atlantiswasser” so gar kein Verbraucherschutz greift. In Rumänien hat man dieses Problem nun erkannt und führt – neben der allgemeinen Einkommensteuerpflicht für alle Astrologen und sonstigen Hellseher – auch eine Regressmöglichkeit bei nicht zutreffenden Vorhersagen ein. Die Financial Times Deutschland berichtet in ihrer Ausgabe von Montag:
Den Vertretern der Magie droht weiteres Ungemach. Sie müssen künftig nicht nur von ihren Kunden eine Quittung verlangen und diese fürs Finanzamt aufbewahren. Die Klienten können sogar anhand des Belegs vor Gericht Schadensersatz einklagen, falls die Prognose nicht eintritt. “Wenn etwa die Hellseherin verspricht, der untreue Gatte kehre binnen drei Monaten reuevoll nach Hause zurück, der Herr sich jedoch nicht einstellt, hat die Wahrsagerin ein Problem”, sagt der liberaldemokratische Senator Alin Popoviciu.
Die Reaktion einiger Vertreter der besagten Branche auf diese Ankündigung lässt sich an Irrationalität und Geschmacklosigkeit kaum überbieten. Der Spiegel schreibt:
Doch die Zukunftsbranche ist empört und droht mit ernsthaften Konsequenzen. Bislang habe sie regelmäßig geheime Rituale abgehalten, damit Rumänien von Naturkatastrophen verschont bleibe, erklärte eine Hexe mit dem Namen “Die weißmagische Königin”. Bislang.
Wenn man der Frau auch nur für eine Sekunde unterstellt, dass sie zumindest selbst an ihre vermeintlichen “Fähigkeiten” glaubt, kündigt die Dame nicht weniger an, als dass sie eher dazu bereit ist, ihre Mitbürger in einer Naturkatastrophe zugrunde gehen zu sehen, als sich mit ihrer Einkommensteuer- und Regresspflicht abzufinden. Das rangiert in meinen Augen auf der nach unten offenen Skala menschlicher Ethik in etwa gleichauf mit der Behauptung, das katastrophale Erdbeben von Haiti sei problemlos vorhersagbar gewesen, hätte nur mal jemand rechtzeitig etwas Geld für ein Horoskop herausgerückt…
Wobei ich gar nicht so streng urteilen möchte, ist die Diskussion um den rumänischen Gesetzesentwurf doch ein Quell äußerst erheiternder Ankündigungen:
Tatsächlich hatte eine Hexe erklärt, sie habe bereits einen “Fluch” vorbe- reitet. Demnächst werde sie eine Mixtur bestehend aus schwarzem Pfeffer, Hefe und Paprika nahe dem Parlament deponieren, damit der Zauber seine Wirkung entfalten und Zwietracht in der Koalitionsregierung säen könne.
Wohl bekomms. Meine Prognose für die Zeit nach der Regresspflicht steht jedenfalls schon fest: Die Vorhersagen der rumänischen Hellseherbranche werden merklich vager ausfallen…
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