“Yes, that’s my country and I like it.”
Dieses Lachen im Gesicht: Ich bin hier, ich bin hier zu Hause. Ich war fremd, aber ich bin hier. Und nun kam ich zurück und mir begegnet eine junge Frau, die als Tochter türkischer Eltern hier zur Schule ging; sie ist akademisch ausgebildet und ist in führender Position in unserem Gemeinwesen tätig.
Sie ist politisch aktiv, sie ist “on the top”. Und als ich mich vorstelle in einer unserer Bundestagsfraktionen sitzt sie nun neben mir und schaut mich an und sagt zu mir mit ihrem offenen Gesicht:
“Sie haben davon gesprochen, dass wir das Volk sind und dass wir ein Volk sind. Und – bin ich denn auch dabei wenn Sie so sprechen?”
Es war eine Minute die dann kam, in der keiner von uns sprechen konnte. Und ich merkte plötzlich im Herzen was mein Kopf schon wusste: Wie weit wir noch entfernt sind von einer Gesellschaft in der die, die hier sein wollen, auch in der Nähe dessen sind, was wir schätzen – auch in unserer Nähe sind. Und wie auch immer wir über die Probleme der Zuwanderung denken – an diesem Punkt könnte ein wenig mehr “Vereinigte Staaten” in das Gemüt dieser Nation tropfen.
Ich weiß, das Ressentiments nicht nur auf der Seite derer sind, die hier schon immer waren. Ist auch ganz klar. Ich gehöre nun nicht zu denen, die in absoluter Reinheit die Vokabeln der Political Correctnes aufsagen wollen.
Also: Natürlich muss man auch Herrn Buschkowsky zuhören hier in Berlin. Er spricht Gefühle aus, die ausgesprochen werden müssen. Und wir erinnern uns daran, dass wenn eine Seite sich schützt mit Ressentiments und Abgrenzung, die andere Seite natürlich nur dazu angeregt wird, das zu tun, was sie ohnehin schon kann: sich ihrerseits abzugrenzen, Kulturen der Abgrenzung und Abschottung zu bilden. Und das kann uns nicht gefallen. Wir werden also auch in diese Richtung sprechen: Leute, Mitbewohner, Mitbürger: Wenn ihr wollt, dass eure Kinder mitspielen als Anwalt, als Kaufmann, als Journalistin und als Abgeordnete – dann sorgt dafür, dass sie rechtzeitigt Deutsch lernen. Nicht schlecht wäre es, ihr würdet es auch lernen. Diese Dinge müssen wir doch auch [aus]sprechen: Verantwortung gehört in alle Teile der Gesellschaft.
Auf die 140 Zeichen eines Tweets verkürzt lautet die Botschaft dieser Rede “WTF? #Gauck findet, es gibt in Berlin zuwenig “Altdeutsche”! #Sarrazin #notmypresident”. Dass sich die Realität etwas anders darstellt, erschließt sich bei diesem (künftigen) Präsidenten nur dann, wenn man bereit ist, sich die nötige Zeit für seine oft eher umfangreichen Ausführungen zu nehmen. Es mag in Zeiten von Web 2.0 und 5-Minuten-Newsclips im TV unüblich sein – aber für diesen Präsidenten werden wir das aufmerksame Zuhören wohl wieder lernen müssen.
Schaden wird uns dies sicher nicht.
Unterstützt das Thema OpenAccess beim ZukunftsdialogNähere Informationen zu diesen beiden Vorschlägen finden sich hier. |
Kommentare (89)