Zur Zeit von Pakasuchus gab es auf der Südhalbkugel der Erde (Gondwanaland) nur wenige Säugetiere – Pakasuchus und seine Verwandten, die Notosuchier (“Südkrokodile”) besetzten also diese Nische. Pakasuchus war auch nicht der einzige Notosuchier mit ungewöhnlichen Zähnen. Sein Verwandter Chimaerasuchus aus China beispielsweise hatte flache Backenzähne, die anscheinend zum Zerkauen von Pflanzen geeignet waren – ein friedliches “Pflanzenkrokodil” also. Auch Notosuchus selbst (der Namensgeber für die Notosuchier) hatte differenzierte Zähne.

Schauen wir noch etwas genauer auf den Schädel von Pakasuchus. Das gibt vielleicht auch einen kleinen Einblick, was Paläontologen alles aus ein paar Knochen herauslesen können. Hier ein Video des Schädels (mit einem Computertomographen aufgenommen – das ist selbst schon ziemlich cool, früher hätte man die Knochen herauspräparieren müssen, was Monate oder Jahre dauern kann):

Man erkennt auch hier die unterschiedlichen Zahnformen.

Werfen wir einen Blick auf das Kiefergelenk – leider kann ich das schöne Bild aus dem nature-Artikel hier nicht direkt posten, sonst steigt uns die Rechtsabteilung von nature auf’s Dach, deshalb habe ich eine Skizze angefertigt. Wer auf das Bild klickt, wird auf das Originalbild von nature weitergeleitet (diese Skizze ist von Teilbildern k und l abgemalt, die anderen Bilder zeigen nochmal die Zähne)

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Links erkennt man das Kiefergelen in der Seitenansicht, rechts von hinten. Man erkennt, dass das Quadratbein (der Knochen im Oberkiefer) unten konkav ist und außen von einem weiteren Knochen (Surangular, Sa – ich weiß leider nicht, ob der einen deutschen Namen hat) begrenzt wird. In die konkave Öffnung greift der Unterkieferknochen (Articular) ein. Daraus kann man schließen, dass der Kiefer sich nicht sehr gut von links nach rechts bewegen ließ, ein seitliches Kauen wie bei einem Kamel war also unmöglich. Öffnen konnte sich der Unterkiefer natürlich (sonst wäre Fressen ziemlich schwierig). In der Seitenansicht erkennt man außerdem, dass der Unterkiefer am Quadratbein entlang abgleiten konnte, er konnte also vor- und zurückbewegt werden.

Schaut man genauer auf die Zähne, so sieht man, dass diese perfekt ineinandergreifen. Die hinteren Zähne im Ober- und Unterkiefer haben jeweils zwei Spitzen, zwischen denen eine Vertiefung liegt. Diese liegen schräg zueinander. Wenn Pakasuchus beim Schließen des Mauls die Gleitbewegung des Unterkiefers ausnutzte, dann konnte er damit die Zähne so aneinander vorbeibewegen, dass Spitzen und Vertiefungen jeweils zusammenpassten – ein echtes Scherengebiss also.

Da solche Zähne für Reptilien sehr ungewöhnlich sind, muss man natürlich ausschließen, dass diese Vertiefungen nicht etwa anders zustande gekommen sind. Dazu sagen die Autoren:
“CT of unerupted teeth shows that this is not the result of wear.” [Ein CT noch nicht durchgebrochener Zähne zeigt, das dies nicht durch Abnutzung zustande kommt.]
Dieser unscheinbare Satz klärt zwar, dass die Zahnform tatsächlich gewachsen ist, aber er birgt ein anderes Rätsel:
Bei Säugetieren ist es ja so, dass wir nur einen Zahnwechsel haben – erst gibt’s die Milchzähne, dann die bleibenden Zähne. Unsere Zähne im Ober- und Unterkiefer passen so immer perfekt aufeinander. Bei Reptilien ist das anders: Sie wechseln ihre Zähne ständig aus. (Das kann man oft an Raubsaurier-Schädeln sehen: Meist haben die abwechselnd einen großen und einen kleineren Zahn – der kleinere ist später durchgekommen. Auf diese Weise können die Zähne ständig gewechselt werden, ohne dass zu große Zahnlücken entstehen.)

Pakasuchus stellt jetzt aber ein Problem dar: Er hat nur fünf Zähne im Ober- und acht im Unterkiefer (auf jeder Seite, natürlich). Wenn auch bei einem erwachsenen Pakasuchus die Zähne noch ausfallen und durch neue ersetzt werden, dann ist es mit der pefekten Passung zumindest für einige Zeit ein Problem. Wie beißt ein Pakasuchus zu, wenn er gerade im Zahnwechsel ist? Wie wird sichergestellt, dass die Zähne immer aufeinanderpassen (zumal Reptilien ja ihr ganzes Leben lang wachsen, so dass auch der Kiefer wächst)?

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Kommentare (2)

  1. #1 felis faber
    14. Oktober 2010

    Sehr schöner Artikel, für Katzenähnliche scheint es überall ökologische Nischen zu geben.
    Aber warum wird Katzenkrokodil mit Pakasuchus übersetzt?

  2. #2 MartinB
    15. Oktober 2010

    Laut Nature-Artikel ist “Paka” Kisuaheli (schreibt man das so?) für “Katze”. “Suchus” ist griechisch souchos (σουχος) = Krokodil.